Halitosis-Sprechstunde

Barometer Verlag
Susanne Lauterbach, Lisa Lauterbach

Ein spannendes Thema nicht nur für das Prophylaxe-Fachpersonal

In dieser Leserserie möchten wir euch das Thema Halitosis und das Behandlungskonzept einer Mundgeruch-Sprechstunde als Ergänzung eurer Prophylaxe näherbringen. Susanne Lauterbach betreut seit über 15 Jahren Patienten in Köln und Neuwied und ihr Ziel ist es, das Tabuthema mehr publik zu machen und Praxen davon zu überzeugen, die Mundgeruch-Sprechstunde als elementaren Bestandteil ihres Praxisangebots zu sehen.

Halitosis Ursachen Diagramm

Eine professionelle Prophylaxe und Vorsorge des Patienten gehört in den meisten Zahnarztpraxen bereits zum festen Bestandteil des Behandlungsangebots. Als Fachkraft sind sie bereits sehr gut mit den Abläufen und den Behandlungsmethoden der Prophylaxe vertraut und eine PZR wird sicherlich bereits Teil ihrer täglichen Arbeit sein.

Innovative Ansätze und neue Konzepte in die Prophylaxe zu integrieren, bringt somit nicht nur erheblichen Mehrwert für den Patienten, sondern trägt auch zu einem abwechslungsreichen Arbeitsalltag für die Prophylaxefachkraft bei. Die Halitosis-Sprechstunde ist dabei auch vor allem ein Behandlungskonzept bei dem Patienten, die oft seit langer Zeit unter einem enormen Leidensdruck stehen, langfristig weitergeholfen werden kann. Viele unserer Halitosis-Patienten, die wir über die Jahre behandelt haben, zeigen überschwängliche Dankbarkeit und Zufriedenheit. Denn unter chronischem Mundgeruch zu leiden, beeinflusst das tägliche Leben, die Beziehungen zu anderen Menschen und nimmt je nach Situation auch Einfluss auf den beruflichen Erfolg.

Ursachen

Die Ursachen für Halitosis sind medizinisch zu erklären und liegen laut aktueller Studien bei mehr als 90 Prozent aller Fälle im interoralen Bereich. Nicht selten hört man Stimmen wie „du hast bestimmt ein Probem mit dem Magen“. Dies ist ein weit verbreiteter Irrglaube, der sich in den Köpfen vieler Menschen manifestiert hat. Auch Knoblauch-, Zwiebel- oder Alkoholgeruch zählt nicht zu den Gerüchen, über die man bei einer chronischen Halitosis spricht, kann aber zu einer Verstärkung des Geruches beitragen. Betrachten wir das Diagramm der Ursachen (Abb. 1), sollte der Zahnarzt der erste Ansprechpartner für Menschen sein, die glauben an einer Halitosis zu leiden. Leider gibt es bisher in Deutschland kaum ein flächendeckendes Netz an Zahnarztpraxen, die die Halitosis-Sprechstunde professionell anbieten. Obwohl dies zur Weiterentwicklung des Teams, Neupatientengewinnung und Steigerung der Praxisumsätze beiträgt.

Fachlich erklärt

Bei einer intraoralen Halitosis findet eine bakterielle Zersetzung organischen Materials in der Mundhöhle statt. Die flüchtigen Substanzen des Mundgeruchs entstehen durch den Metabolismus gramnegativer Bakterien, die besonders Proteine mit schwefelhaltigen Aminosäuren verstoffwechseln. Als häufigste orale Ursache kann der Zungenbelag verantwortlich gemacht werden. Der Belag ist die Ursache für etwa die Hälfte aller Halitosis-Leiden. Weitere Ursachen sind unter anderem Infektionen wie Gingivitis oder Parodontitis marginalis, mangelnde Mundhygiene und ungepflegter herausnehmbarer Zahnersatz. Neue Literaturquellen beschreiben außerdem, dass der psychische Zustand Einfluss auf die Halitosis hat und vor allem Stress diese begünstigt oder sogar verstärken kann. Das hängt damit zusammen, dass Menschen unter Stress eine Hyposalivation entwickeln können und dies zu einer längeren Retentionszeit der Biofilm-Matrix führt.

Praktisch erklärt

Meist ist die Halitosis durch eine mangelnde Mundhygiene begründet. Viele Patienten putzen ihre Zähne häufig und ordentlich, vernachlässigen jedoch die Reinigung der Interdentalräume sowie der Zunge. In einigen Fällen tragen jedoch auch noch weitere Faktoren, wie zum Beispiel die Einnahme von Medikamenten, die den Speichelfluss reduzieren, oder unterschiedliche systemische Erkrankungen, zur Halitosis bei.

Die Halitosis-Sprechstunde dient neben der Prophylaxe, die als weiterer Termin vereinbart wird, als Möglichkeit in einem ausführlichen Diagnosegespräch und durch eine gezielte  Untersuchung des Mundes, den Ursachen der Halitosis auf den Grund zu gehen. Dabei entwickelt professionell geschultes Fachpersonal schon nach kurzer Zeit die Fähigkeit, wechselseitige Ursachen zu erkennen und einen gezielten Behandlungsplan zu erstellen. Der Patient sollte ergänzend auch zu einer optimalen Ernährung beraten werden. Vor allem einseitige Ernährungsarten und der Konsum von Genussgütern können chronischen Mundgeruch fördern. Wie ihr seht, das als häufig nebensächlich empfundene Thema Mundgeruch hat viele fachliche sowie menschliche Facetten und ist für alle die Fachkräfte geeignet, die sich aktiv weiterbilden und Patienten bei einem herausfordernden Krankheitsbild unterstützen möchten.

Mehr zum professionellen und sensiblen Umgang mit Halitosis-Patienten erfahrt ihr im nächsten Teil.

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