Beim 21. Lübecker hoT-Workshop gaben hochkarätige Referenten Empfehlungen zu Diagnose und Therapie und berichteten über spannende Neuigkeiten aus Wissenschaft und Forschung. Das übergeordnete Thema war der Infektionsschutz für ein gesundes Mikrobiom, auch in Hinblick auf eine mögliche Prävention und die Begleitung schwerer COVID-19-Verläufe. Denn eine mangelhafte Ernährung, fehlende Bewegung und Umweltbelastungen schaden dem Darm-Immunsystem und gefährden die Gesundheit. Wo der Darm bereits in Mitleidenschaft gezogen wurde und Krankheiten sich manifestiert haben, ist die Unterstützung des Körpers durch reine Mikronährstoffe essenziell.
Ernährung und Darm im Mittelpunkt
Das zeigt sich beispielweise bei einer CMD als häufiger Erkrankung in Wohlstandsgesellschaften. Die Grundlage der Behandlung sei der Blick aufs Mikrobiom, referierte Prof. Dr. med. dent. Olaf Winzen, Vorstandsmitglied der Landeszahnärztekammer Hessen. Die Verbesserung der Ernährung gehört beim Professor für dentale Bewegungslehre genauso zur Behandlung wie die Lockerung der Pterygoid-Muskulatur per Frontzahn-Jig und die Einnahme von Orthomolekularia. Sein „CMD-Paket“ umfasst die Vitamine A, C, D, E und K, verschiedene B-Vitamine, das Coenzym Q10, eine Magnesium-Calcium-Kombination und Zink.
Prof. Dr. med. Harald Stossier, Leiter VIVAMAYR Medicalcenter Maria Wörth, ist auf die Fastentherapie nach Dr. F.-X. Mayr zur Stärkung von Immun- und Hormonsystem spezialisiert. Er stellte anschaulich die biochemischen Prozesse im Körper im Rahmen von Verdauung und Entgiftung dar. Die Substitution mit Mikronährstoffen sei ein unverzichtbarer Bestandteil jeder Mayr-Therapie. „Wir sehen sehr viele Menschen mit Mikronährstoff-Defiziten“, so Stossier. Der Erfolg einer orthomolekularen Therapie sei aber immer von den drei Aspekten Bewegung, Trinkmenge und ausgeglichener Ernährung abhängig.
Eine weitere Erkenntnis des Kongresses: das Verständnis des Körpers als Metaorganismus. „Wir sind viele“, berichtete Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas C. G. Bosch, international anerkannter Mikrobiologe. „Mikroben besiedeln alle unsere epithelialen Oberflächen. Wenn die bakteriellen Signale gestört sind, trifft unser Körper falsche Entscheidungen.“ In der Medizin fehle der Blick auf die Abhängigkeit des Wirts vom Biofilm. Um ein vielfältiges Mikrobiom wiederherzustellen, sei eine hochwertige Ernährung die entscheidende Voraussetzung, so Bosch. Die Medizin der Zukunft müsse ganzheitlich sein.
Ganzheitlich behandelt auch Dr. med. dent. Heinz-Peter Olbertz seine Patienten. Schon früh hat er die Parodontitis als Ausdruck einer Störung des Gleichgewichts der Körperfunktionen identifiziert, die antiinflammatorisch behandelt werden muss. Parodontitis stehe genau wie schwere Verläufe von COVID-19 im Zusammenhang mit kaskadenartigen Entzündungsverläufen. Zur Reduktion der Entzündung bei Parodontitis setzt Olbertz auf eine Host Modulation Therapy mit der bilanzierten Diät Itis-Protect®. „Wir müssen die immunologische Kompetenz erhöhen“, so Olbertz. „Als Zahnmediziner haben wir die Möglichkeit, Risikopatienten frühzeitig zu identifizieren.“
Über die Qualität unseres Trinkwassers als Grundlage eines gesunden Lebens referierte Dr. rer. nat. Hermann Kruse, Umwelttoxikologe der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Es sei nicht einzusehen, warum die Grenzwerte für verschiedene Pflanzenbehandlungsmittel im Wasser sich an einer völlig veralteten analytischen Nachweisgrenze statt an der Toxizität orientierten. Kruse setzt sich zum Schutz der Gesundheit für ein Minimierungsgebot von Schadstoffen auf Makro- wie auf Mikroebene ein.
Die Bedeutsamkeit von Ernährung und Darmgesundheit in Hinblick auf Infektionskrankheiten unterstrich Peter-Hansen Volkmann, Arzt für Allgemein- und Sportmedizin mit Schwerpunkt Naturheilverfahren und Gastgeber des Kongresses. Das Darm-Immunsystem sei bei vielen Menschen infolge mangelhafter Ernährung, fehlender Bewegung, Nahrungsmittelchemikalien und Umweltbelastungen gestört. Eine schlechte Immuntoleranz würde aber die Wahrscheinlichkeit für einen schweren COVID-19-Verlauf erhöhen. Volkmann zitierte diverse Studien* aus dem Jahr 2020, die den Nutzen der Vitamine A, E, B6, B12, C und D sowie der Spurenelemente Zink, Eisen, Selen, Magnesium und von Omega-3-Fettsäuren bei COVID-19 aufzeigten. Diese Ergebnisse würden aber zu wenig beachtet. Dazu Volkmann: „Wie viele Studien sollen noch durchgeführt werden, bis die Ergebnisse in die Patientenversorgung einfließen?“
Fazit: Ein Appell an den Verstand – nicht nur in Zeiten der Pandemie
Bei allen neuen Erkenntnissen und Studienergebnissen hat der 21. hoT-Workshop gezeigt: Was früher gesund war, ist es auch heute noch – und mehr als medizinische Neuerungen brauchen wir eine Rückbesinnung auf die Grundlagen eines gesunden Lebens. Solange wir uns an vollen Töpfen mangelernähren und so einfache Konstanten wie frische Kost, frische Luft und frisches Wasser ignorieren, sind unsere Körper nicht gerüstet für die Abwehr von Krankheitserregern. Das gilt auch für das Leben in Zeiten der Pandemie.
*Literatur ist auf Anfrage erhältlich.