Periimplantitis-Prävention: Effektive Strategien für Aufklärung, Pflege und regelmäßige Kontrolle

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Bianca Lorenz

Deutschland wird älter. Damit steigt auch die Zahl der Menschen, die ein Implantat brauchen. Nicht immer wächst der Zahnersatz gut ein und birgt Risiken wie eine Periimplantitis. Wie man Komplikationen vorbeugt und so die Lebensqualität der Patienten verbessert.

Die Aufklärung über mögliche Komplikationen von Implantaten gehört bei der Beratung dazu. Sie stärkt das Vertrauen in die Praxis.

Aktuell setzen Zahnärztinnen und Zahnärzte hierzulande jedes Jahr 1,3 Millionen Implantate ein, auch bei immer mehr Risikopatienten. Dazu gehören ältere Menschen und solche mit chronischen Grunderkrankungen.

Die Erwartungen der Patienten an eine bessere Lebensqualität sind groß. Damit sie erfüllt werden, braucht es zuvor eine gute Aufklärung in der Praxis und eine hohe Patienten-Compliance, das heißt korrekte und regelmäßige häusliche Implantatpflege und engmaschige Kontrollen in der Zahnarztpraxis.

Klassischer Implantat-Aufbau.

Vielen Patienten ist nicht klar, dass ein Implantat empfänglicher für Entzündungen ist und besser gepflegt und häufiger kontrolliert werden muss als gesunde Zähne. Zudem sollten Patienten ihre persönlichen exogenen Risikofaktoren minimieren. Denn bei entsprechender genetischer Disposition droht RaucherInnen eine Implantats-Verlustrate von 50 Prozent!

Periimplantitis: hohe Komplikationsrate

Die Periimplantitis gehört zu den häufigsten Komplikationen von Implantaten: Studien deuten darauf hin, dass 47 Prozent der Implantatträger betroffen sind. Dabei entwickelt sich die Erkrankung nicht linear, sondern – verglichen mit einer Parodontitis – beschleunigt.

Die Periimplantitis, aber auch eine weitere Komplikation, die Mukositis, sind multifaktorielle Entzündungskrankheiten mit eigenen Gesetzen und speziellen Therapieanforderungen.

Bei einer periimplantären Entzündung ist zunächst nur das Zahnfleisch betroffen, das sich entzündet und zu einer Mukositis am Implantat führt. Setzt sich die Entzündung nach unten Richtung Knochen fort, entwickelt sich eine Periimplantitis.

Pathogenen Keimen auf der Spur

Klinisch unauffällige Implantate haben eine ähnliche Keimbesiedelung wie im gesunden Parodont. Komplikationen am gesetzten Implantat entstehen erst durch parodontopathogene Keime. Häufig handelt es sich dabei um Anaerobier, das heißt Keime, die keinen Sauerstoff brauchen und signifikant in erhöhter Konzentration im periimplantären Bereich vorkommen. Entscheidend aber ist die jeweilige inflammatorische Immunantwort des Patienten auf die Biofilmbesiedelung.

Hauptsächlich ausgelöst wird eine Periimplantitis durch vorausgegangene parodontale Vorerkrankungen, Interleukinpolymorphismus, genetische Prädisposition und exogene Einflüsse wie mangelnde Mundhygiene, Rauchen, Stress und allgemeine Erkrankungen. Anders als man früher annahm, sind dafür nicht die Plaquemenge und spezifische Bakteriengruppen innerhalb der subgingivalen Plaque entscheidend, sondern die Wirtsantwort.

Die Folge ist eine periimplantäre Mukositis mit Rötungen, Schwellungen und erhöhter Blutungsneigung. Eine Mukositis kann sich aber auch durch Zementreste, einen Diabetes mellitus oder durch das Rauchen entwickeln.

Durch die Entzündung manifestieren sich zunehmend anaerobe parodontopathogene Keime. Diese scheiden unter anderem zytotoxische Substanzen aus, die das parodontale Weichgewebe zunehmend zerstören. Immer mehr gramnegative anaerobe Bakterien besiedeln nun auch die subgingivalen Biofilme. Ein Teufelskreis!

Besondere Aufmerksamkeit sollte man den Rändern bzw. Anschlussstellen widmen, an denen das Implantat auf das Zahnfleisch stößt. Hier können sich die Periimplantitis-Leitkeime festsetzen.

Diagnose und Behandlung anstoßen

Für die korrekte Diagnose ist das Anamnese-Gespräch die erste Maßnahme. Blutet das Areal bei Anwendung der PA-Sonde ist dies ein wichtiger Hinweis. Röntgenbilder oder auch DVT-Aufnahmen zeigen dann das genaue Stadium der periimplantären Destruktion an.

Die Therapie hängt vom jeweiligen Krankheitsbild und vom Immunstatus des Patienten ab. So kann trotz hoher Bakterienbelastung dennoch ein klinisch unauffälliges Bild bestehen. Daher ist es so wichtig, die anaeroben Keime, die die Biofilme besiedeln, zu beseitigen.

Statt wie früher spezielle Antibiotika zu verschreiben, reinigt man das betroffene Areal heute mit Pulverstrahlgeräten unter Verwendung von selbstauflösendem Glycinpulver – ohne Verwendung von Küretten. Danach braucht das Gebiet mindestens sechs Wochen Ruhe. Für diese Zeit eignet sich für die Reinigung ein besonders sanftes antibakterielles Zahncreme-Konzentrat (siehe Tipp im Kasten). Ist der Knochen bereits in Teilen zerstört ist, bleibt nur noch eine Operation.

Prävention ist das Ziel

Die beste Therapie jedoch ist immer noch die Vorbeugung. Daher gilt: Kein Implantat bei bestehender Parodontitis! Wer seine Patienten im Vorfeld umfassend über die Therapie aufklärt, steigert deren Compliance. Wer versteht, dass er zum Beispiel durch Rauchen mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit sein Implantat verliert, wird sich diese schlechte Angewohnheit leichter abgewöhnen können.

Deshalb der Appell an euch: Macht euren Patientnen klar, dass ein Implantat, auch wenn es aus „totem Material“ besteht, empfänglicher für Entzündungen ist und daher einer dauerhaft erhöhten häuslichen Reinigungsanstrengung bedarf.

In der Recall-Phase könnt ihr den Therapieerfolg ebenfalls erhöhen, indem ihr die Patienten aktiv einbindet. Die Botschaft muss lauten: Wer seine Zähne und den gesamten Mundraum zu Hause kontinuierlich reinigt und der Empfehlung für die regelmäßige, häufigere Kontrollen folgt, hat beste Chancen, seine Lebensqualität zu erhöhen.

Praxis-Tipp: Effektiv gegen Leitkeime
Untersuchungen der Universität Jena zeigen, dass das Zahncremekonzentrat Ajona mit seinen antibakteriellen und antimykotischen Eigenschaften die mechanische Plaquebeseitigung nachweislich unterstützt. 
Ajona eignet sich daher gut für Patienten mit erhöhtem Papillen-Blutungs-Index (PBI), Mukositis, Periimplantitis oder Parodontitis. Die darin enthaltenen ätherischen Öle zerstören nur die Wände vieler Leitbakterien, nicht aber die körpereigenen Zellwände. Dieser Effekt hält etwa zwölf Stunden an.
Anwendung: Einfach eine kleine Menge des Konzentrats zusätzlich zur sonstigen Zahnpflege einmal täglich auf eine Interdentalbürste geben und die zugänglichen Stellen am Zahnfleischsaum rund um das Implantat gründlich reinigen.

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