Hurra – ich bin schwanger!
Über meine Schwangerschaftsverkündung haben sich auch meine Chefs wirklich gefreut und darauf glücklicherweise positiv reagiert (was ja eigentlich der Fall sein sollte, aber leider nicht immer zutrifft). Da ich überwiegend als Dentalhygienikerin tätig war und somit viel Patientenkontakt hatte, fehlte ich nun von einem auf den anderen Tag im Prophylaxebereich. Durch eine gute Organisation im Vorfeld und Flexibilität von Seiten der Kolleginnen wurde mein Ausfall relativ schnell kompensiert. Durch das Engagement meiner Chefs, die mir einen Arbeitsplatz schwangerengerecht einrichteten, konnte ich noch für ein paar Wochen im Büro arbeiten und so unser Qualitätsmanagement optimieren.
Beschäftigungsverbot
Seit Januar bin ich nun freigestellt und befinde mich im Beschäftigungsverbot. Durch die aktuelle Corona-Situation kommt mir das sehr entgegen und auch ohne Arbeit wird mir nicht langweilig. Ich habe ja bereits ein Kleinkind, den Haushalt und es gibt zahlreiche Angebote für Webinare, man will ja die Zeit nicht ungenutzt lassen. Auch was die kommende Elternzeit angeht, sind die Chefs sehr flexibel und freuen sich auf meinen Wiedereinstieg in absehbarer Zeit. Eine Schwangerschaft geht natürlich nicht spurlos an einem vorbei. Sie macht sich unter anderem auch in unserer Mundhöhle bemerkbar.
Erhöhtes Risiko für Zahnfleischerkrankungen
Man muss wissen, dass Schwangere ein erhöhtes Risiko für Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) und Parodontitis haben. Die Hormonumstellung hat Auswirkungen auf unser Zahnfleisch. Es wird stärker durchblutet, ist dadurch weicher und manchmal leicht angeschwollen. Vermehrtes Zahnfleischbluten ist oft das erste Anzeichen einer Zahnfleischentzündung, der sogenannten Schwangerschaftsgingivitis. Wichtig ist zu wissen, dass dieser Zustand meist nur vorübergehend ist und durch eine gründlichere Mundhygiene behoben werden kann. Hilfreich können hier verschiedene Produkte wie zum Beispiel ParoMit Q10 (Zantomed) sein, die begleitend zu einer Gingivitis oder Parodontitis genommen werden können und das Zellwachstum sowie die Abwehrkräfte optimal unterstützen.
In Ausnahmefällen kann es während der Schwangerschaft zu extremen Zahnfleischwucherungen und Parodontitis kommen. Deswegen ist es ratsam, bereits vor Beginn einer Schwangerschaft beziehungsweise bei der Planung an eine gesunde Mundflora sowie an eine gute Mundhygiene zu denken. Durch zahnärztliche Kontrollen und professionelle Zahnreinigung(en) können so schon frühzeitig eventuelle Störfaktoren wie Karies, Gingivitis oder ähnliches vermieden oder beseitigt werden.
Zahnarztbesuche vor und während der Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft ist es sinnvoll mindestens zweimal zur zahnärztlichen Untersuchung (im ersten und letzten Drittel) sowie zur Prophylaxe zu gehen. Selbstverständlich gilt das auch für mich. Bereits vor meiner Schwangerschaft war ich regelmäßig zur Kontrolle wie auch zur Professionellen Zahnreinigung, habe auf eine gute Mundhygiene geachtet und auch bereits im ersten Schwangerschaftsdrittel war ich beim Zahnarzt und zur Prophylaxe. Doch vielen unserer Patientinnen ist der Zusammenhang zwischen Schwangerschaft und Mundgesundheit leider oft nicht bekannt. Hierfür ist die Aktualisierung der allgemeinen Anamnese immens wichtig, da ihr im Zuge der Erhebung auch diese Informationen abfragen könnt. Hilfreich sind zudem ausgelegte Infobroschüren im Wartezimmer oder ein Hinweis auf der Praxishomepage. Bei Interesse können euch die Patientinnen dann direkt darauf ansprechen.
Im Zuge einer solchen Beratung sollte die werdende Mutter auch gleich darüber aufgeklärt werden, dass Kariesbakterien nicht von Geburt an in der Mundhöhle heimisch sind und das eine ,,Ansteckung“ durch Speichelkontakt im Babyalter, zum Beispiel durch abgeleckte Löffel oder Schnuller, erfolgen kann. Eltern und andere Bezugspersonen sollten möglichst kariesfrei sein (also rechtzeitig saniert werden), um das Übertragungsrisiko zu minimieren und ihr solltet auf solche Verhaltensweisen hinweisen, damit diese Fehler vermieden werden können. Voraussetzung für die Prävention von Zahn- und Parodontitiserkrankungen in Schwangerschaft, Säuglings- und Kleinkindalter ist eine frühzeitige und gute Aufklärung über die optimale Mundhygiene, eine Ernährungsberatung und die frühzeitige Zahnpflege des Säuglings!
Mundhygienetipps
- Wenn möglich nach jeder Mahlzeit die Zähne mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta putzen.
- Die Zähne mindestens zweimal täglich putzen, insbesondere abends vor dem Schlafengehen, da in der Nacht durch eine geringere Speichelproduktion leicht Karies entstehen kann.
- Bei empfindlichem Zahnfleisch empfehlen wir die Verwendung einer weichen Zahnbürste.
- Alle acht bis zwölf Wochen die Bürste oder den Bürstenkopf wechseln.
- Für eine ideale Mundhygiene ist auch die Interdentalraumreinigung, egal ob mit Bürstchen, Zahnseide oder Miniflosser, zu empfehlen.
- Auch die Zunge sollte bei Bedarf gereinigt werden, sie beherbergt viele Bakterien.
Tipps bei Würgereiz und Übelkeit
Übelkeit, Würgereiz und dadurch häufiges Erbrechen können die Zähne durch die sehr aggressive Magensäure schädigen und der Zahnschmelz wird angegriffen. Die Reinigung der Prämolaren kann häufig ein zusätzlicher Auslöser für einen Brechreiz sein. Hier rate ich zu sehr behutsamen Putzen, möglichst nicht auf nüchternen Magen und zur Erleichterung eventuell eine kleine Kinderzahn- oder Einbüschelbürste (zum Beispiel TePe Compact Tuft) zu verwenden. Sie bringt den Vorteil, dass man nicht gegen die Schleimhäute im Rachen- oder den hinteren Zungenbereich stößt, was den Brechreiz verursachen kann.
Wer unter starkem Würgereiz oder gar Erbrechen leidet, sollte Folgendes beachten:
- Die Zähne nach dem Essen nicht sofort putzen (circa eine halbe Stunde warten).
- Besser mit einer fluoridhaltigen Mundspülung (alkoholfrei) oder mit lauwarmen Wasser ausspülen.
- Für die Zahnpflege zwischendurch oder falls die Zeit zum Zähne putzen fehlt, empfehlen wir zuckerfreie Zahnpflegekaugummis.
Das Kauen von zuckerfreien Kaugummis unterstützt die Neutralisierung von Plaque-Säuren, führt zu einer Remineralisierung und Kräftigung der Zähne und kann Sodbrennen lindern.
Ernährungsempfehlungen
Gerade in der Schwangerschaft solltet ihr und natürlich auch eure schwangeren Patientinnen auf eine ausgewogene Ernährung achten, denn diese ist nicht nur für die Zahngesundheit sehr wichtig, sondern unterstützt auch gleichzeitig die Allgemein- und Zahnentwicklung bei den ungeborenen Babys. Nachfolgend möchte ich euch ein paar Ernährungsempfehlungen für die Schwangerschaft mitgeben, welche ihr selbst berücksichtigen solltet und auf jeden Fall euren Patientinnen weitergeben dürft.
In der Schwangerschaft empfiehlt es sich besonders auf eine vitamin- und mineralstoffreiche, aber fettarme Kost zu achten. Die Versorgung mit Folsäure, Eisen, Vitamin B12, Jod und Calcium ist während der Schwangerschaft immens wichtig. Reichlich frisches Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte sollten auf dem Speiseplan nicht fehlen. Es sollten möglichst Produkte mit Bio-Siegel gekauft werden, da diese weniger mit Umweltgiften, wie zum Beispiel Pestiziden, belastet sind. Auch Kräuter, Pilze, Nüsse und Sprossen sind günstige Nährstofflieferanten. Für die notwendige Eiweißzufuhr sorgen Fisch, gegartes (mageres) Fleisch, Eier, Sojaprodukte, Milcherzeugnisse und Käse mit niedriger Fettstufe. Den Kohlenhydratbedarf decken Getreideprodukte, Reis, dunkles Brot und Teigwaren (Vollkornprodukte), sowie Kartoffeln.
Auf extrem scharfe, fetthaltige und saure Lebensmittel sollte lieber verzichtet werden. Diese können unter anderem Sodbrennen verstärken. Bei Heißhunger auf Süßes oder Saures sollte auf das Timing geachtet werden. Wenn möglich am besten direkt nach einer Hauptmahlzeit zu sich nehmen. Dadurch kann sich zum einen die Mundflora erholen und zum anderen kommt es zu weniger Säureattacken auf den Zahnschmelz. Zugegeben passt das Timing nicht immer. Wenn es dann zwischendurch doch etwas sein darf, dann lieber Obst, Gemüse oder auch Trockenfrüchte. Generell sollten lieber kleinere Mahlzeiten, dafür aber öfter, konsumiert werden. Ideale Durstlöscher sind (Mineral-) Wasser, ungesüßte Kräuter- und Früchtetees und verdünnte Obst- und Gemüsesäfte.
Es gibt aber auch einige Lebensmittel auf die ihr, aufgrund der Gefahr vor Toxoplasmose, Salmonellen und Listerien, verzichten solltet. Das sind unter anderem Rohwürste (Mettwurst, Salami, Teewurst, etc.), Räucherlachs, Sushi, Speisen mit rohen Eiern, Weich- und Rohmilchprodukte, sowie Schimmelkäse. Auf Alkohol und Nikotin sollte während der gesamten Schwangerschaft und am besten schon davor komplett verzichtet werden. Koffeinhaltige Getränke, wie Kaffee, schwarzer Tee, etc., solltet ihr in Maßen zu euch nehmen. Süße und zuckerhaltige Lebensmittel und Getränke (Säfte, Süßigkeiten, etc.) sollten kein Dauerzustand sein, sondern eine Ausnahme darstellen. Zugegeben ganz ohne Süßigkeiten geht es nicht immer.
Schwangerschafts”beschwerden”
Die Schwangerschaft betreffend gibt es viele weitere Beschwerden von denen doch einige Frauen betroffen sind. Eine dieser Beschwerden ist die oben bereits erwähnte Übelkeit und das Erbrechen. Auch ich blieb dieses Mal (leider) nicht davor verschont und hatte das ein oder andere Mal ziemlich damit zu kämpfen. Bei morgendlicher Übelkeit hilft es den Tag entspannt und ohne Hektik zu beginnen. Den Wecker am besten eine halbe Stunde früher als notwendig stellen. Vor dem Aufstehen eine Tasse Tee oder eine Scheibe trockenes Brot im Bett essen, das hilft wirklich sehr gut. Wer die Zeit und einen fürsorglichen Partner hat, kann auch gerne das Frühstück im Bett genießen und sich danach noch etwa eine halbe Stunde ausruhen. Wer bereits Kinder hat, weiß, dass das nicht immer umsetzbar ist. Zum Mittagessen eine warme Suppe oder öfter die „gesunde“ Lieblingsspeise essen und auf sehr fetthaltige Speisen lieber verzichten. Was auch tatsächlich gegen Übelkeit hilft, ist frische Luft, das kann ich euch wirklich nur empfehlen! Auch Entspannungsübungen wie Yoga oder ähnliches haben sich als hilfreich erwiesen.
Weitere Unannehmlichkeiten können unter anderem noch nächtliche Wadenkrämpfe sein, die ein Zeichen von Magnesiummangel sind. Nüsse, Hülsenfrüchte, Leinsamen, Mangold, etc. enthalten ausreichend Magnesium, die diese lindern können. Eine Zufuhr über Magnesiumpräparate sollte vom Arzt verschrieben werden.
Auch Sodbrennen tritt bei der ein oder anderen Schwangeren auf. Milderung verschaffen hier Leinsamentee, Kartoffelsaft (aus dem Reformhaus), Heilerde (fein gemahlen), Silicea, Puffreis oder Reiswaffeln, ein Stück trockenes Brot und Mandeln (langsam kauen). Ebenfalls leiden einige unter Verstopfung (Obstipation). Die Einnahme von Eisenpräparaten kann diese noch verschlimmern. Linderung schafft hier unter anderem viel trinken, am besten sulfathaltiges Mineralwasser (mehr als 1400 ml täglich), sowie viele Ernährungstipps wie zum Beispiel: Morgens auf nüchternen Magen ein Glas warmes Wasser trinken, eingeweichte Trockenpflaumen, Pflaumensaft trinken und vieles mehr.
Fazit
Abschließend kann man sagen, dass für die Aufrechterhaltung der Zahn- und Allgemeingesundheit eine optimale Mundhygiene sowie eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung sehr wichtig sind. Hier kommt es nicht auf die Quantität, sondern Qualität an. Eine ausgewogene Ernährung hat einen wesentlichen Einfluss auf den Schwangerschaftsverlauf und die Entwicklung des Kindes. Daher sollte nicht ,,für zwei gegessen“, sondern ,,an zwei gedacht“ werden.
Es gibt noch viele weitere Tipps und Hinweise, was die Ernährung in der Schwangerschaft betrifft. Ich hoffe, ich konnte euch einige hilfreiche Tipps geben, die ihr selbst anwenden oder euren schwangeren Patientinnen an die Hand geben könnt. Denkt bitte nicht nur bei Schwangeren an die Wichtigkeit einer gesunden Ernährung. In solchen Umständen umso mehr, denn wir haben nicht nur uns selbst gegenüber eine enorme Verantwortung, auch für das Neugeborene.