Die prämierten Studien beleuchten die Putzleistung von Schallzahnbürsten in den Zahnzwischenräumen, präsentieren einen Test zur frühen Diagnose von nächtlichem Zähneknirschen und zeigen, wie Prophylaxebehandlungen bei Patienten mit Behinderungen ohne Narkose gelingen können. Ausgezeichnet wurde auch Grundlagenforschung zur Prävention von Mundhöhlenkrebs.
Der Wrigley Prophylaxe Preis
zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen in der Zahnmedizin. Eine unabhängige Jury aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bewertet Arbeiten aus Forschung und Praxis, die zur Verbesserung der Mundgesundheit beitragen. Vor 27 Jahren wurde er ins Leben gerufen und steht unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ). Stifterin ist die wissenschaftliche Initiative „Wrigley Oral Healthcare Program“, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Zahn- und Mundgesundheit in Deutschland zu verbessern. Der Hintergrund: Das regelmäßige Kauen von zuckerfreiem Kaugummi gehört neben Zähneputzen und gesunder Ernährung zu den drei Kernempfehlungen der medizinischen Leitlinie zur Kariesprophylaxe (www.dgz-online.de/patienten/informationen), die jeder eigenverantwortlich umsetzen kann.
1. Platz: Schallzahnbürsten reinigen Zahnzwischenräume nicht effektiv!
Die Reinigung der Zahnzwischenräume ist wichtig, um Zähne und Zahnfleisch gesund zu erhalten, kommt aber bei den meisten Menschen zu kurz.
Ob das Zähneputzen mit einer Schallzahnbürste den Zahnbelag in diesen schwer zugänglichen Bereichen bei parodontal gesunden, jungen Erwachsenen entfernen kann, überprüften Privatdozentin Dr. Julia Caroline Difloe-Geisert und ihr Team von den Universitäten Basel, Freiburg und Gießen (Prämie 4.000 Euro).
Für ihre erste klinische Pilotstudie putzten 30 parodontal gesunde, junge Erwachsenen die Zähne ohne Zahnpasta mit einer aktivierten («An») und inaktivierten («Aus») Schallzahnbürste, jeweils mit und ohne Putzanleitung. Davor und danach bestimmten die Forschenden die Ansammlung und bakterielle Zusammensetzung des Belags in ausgewählten Zahnzwischenräumen. Das Zähneputzen mit der Schallzahnbürste, aktiviert wie auch inaktiviert, führte zu einer unvollständigen Reinigung der Zahnzwischenräume bei parodontal gesunden, jungen Erwachsenen unter den gegebenen Versuchsbedingungen.
Deshalb gilt weiterhin die Empfehlung, zusätzliche Hilfsmittel für die Interdentalraumhygiene Zahnzwischenraumpflege zu nutzen. Die Ergebnisse sollten jetzt in einer größeren Population und bei Patienten mit oralen Erkrankungen weiter untersucht werden.
2. Platz: Früherkennung von Zähneknirschen verhindert Zahnabrieb
Nächtliches Zähneknirschen führt auf Dauer zu Schäden an den Zähnen. Typisch sind Attritionen, also ein erhöhter Abrieb von Zahnhartsubstanz. Ein neuer Test könnte helfen, solche Folgeschäden zu verhindern. Er wurde zur Anwendung in der Praxis entwickelt und soll Zähneknirschen so frühzeitig feststellen, dass Zahnärztinnen und Zahnärzte rechtzeitig gegensteuern können.
Professorin Michelle A. Ommerborn und ihr Team überprüften in einer interdisziplinären Kooperation mit Dr. Ralf Schäfer vom Klinischen Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Düsseldorf die Qualität des Tests bei 45 Probandinnen und Probanden (Prämie: 3.000 Euro).
Er besteht aus einer hauchdünnen diagnostischen Folie, die individuell für die Zähne gefertigt wird. Diese trugen die Probanden fünf Nächte in Folge, anschließend wurde der Abrieb auf der Folie ausgewertet. Mit diesen Daten bestimmten die Forschenden das Ausmaß der nächtlichen Knirschaktivität.
Die Ergebnisse waren positiv: Der Test erwies sich als aussagekräftig, anwenderfreundlich und praxistauglich. Er könnte in der Zahnmedizin künftig zur rechtzeitigen Schienenanpassung und zur Vorbeugung von Attritionen genutzt werden.
Sonderpreis: Prophylaxe für Patienten mit Behinderungen
Den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis „Praxis und soziales Engagement“ erhielten Dr. Marc Auerbacher und seine Kolleginnen vom Universitätsklinikum München. Sie untersuchten, ob Erwachsene mit Behinderungen auch im Wachzustand behandelt werden können – anstatt wie oft üblich unter Narkose.
In ihrer Studie setzte das Team bei 20 Patientinnen und Patienten mit schwerer geistiger oder mehrfacher Behinderung Kommunikationsstrategien und verhaltensführende Techniken ein. Mit Erfolg: Bei allen konnte eine professionelle Zahnreinigung ohne Narkose erfolgen. Zudem wurden sie langfristig in ein Recall-Programm eingebunden. Ein positives Ergebnis, da regelmäßige Prophylaxemaßnahmen im Wachzustand die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.
Spezialpreis: Mundhöhlenkrebs im Vorläuferstadium diagnostizieren
Mundhöhlenkrebs ist der achthäufigste Tumor weltweit. Veränderungen der Mundschleimhaut können erste Anzeichen dafür sein. Je früher sie entdeckt werden, desto besser sind die Chancen, die Krebsentwicklung zu stoppen. Eine wichtige Rolle dabei spielen Zahnärztinnen und Zahnärzte, da sie in der Regel zweimal jährlich die Mundhöhle untersuchen.
Allerdings ist nicht jede Gewebeveränderung ein Vorläufer von Krebs. Wie harmlose von riskanten Befunden unterschieden werden können, erforscht Privatdozent Dr. Dr. Manuel Weber von der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgischen Klinik der Universität Erlangen. Für seine Grundlagenforschung verlieh die Jury einen einmalig gestifteten „Innovations-Spezialpreis“ (Prämie: 2.000 Euro).
Die Ergebnisse legen nahe, dass immunologische Marker aussichtsreiche Kandidaten sind, Gewebeveränderungen mit hohem Krebsrisiko zu identifizieren. Sie könnten die Entwicklung eines diagnostischen Tests zur Prophylaxe des Mundhöhlenkarzinoms ermöglichen.