Fluoridlacke schützen Kinderzähne

Ivoclar Vivadent
Dr. Gabriele David

Bei der Karies- und Erosionsprävention von Kindern und Jugendlichen spielen Fluoridlacke eine wichtige Rolle. Dank der gezielten lokalen Applikation eignen sie sich auch für die Behandlung kleiner Kinder, die den Schluckreflex noch nicht kontrollieren können.

Abb. 1: Risikoorientierte Fluorid- lackapplikation im Vorschulalter

Bereits bei kleinen Kindern wird die risikoorientierte Applikation eines Fluoridlackes als kariespräventive Maßnahme empfohlen (Abb. 1). Spezielle Eigenschaften ermöglichen ihren Einsatz. So wird ein Lack kontrolliert an Ort und Stelle appliziert und haftet nach dem Abtrocknen auf den Zähnen. Im Vergleich zu anderen Darreichungsformen wie Spüllösungen oder Gelen besteht dabei kaum die Gefahr des Verschluckens.1-3

Untersuchungen zeigen beispielsweise, dass sich nach einmaliger Applikation von Fluor Protector S von Ivoclar Vivadent die Fluoridkonzen- tration im Urin im Vergleich zu einem Placebolack nicht signifkant erhöht, was die Sicherheit der Behandlung bestätigt.4 Bei Kindern, die den Schluckreflex noch nicht kontrollieren können, empfehlt sich daher die Lackapplikation ausdrücklich.

Ein weiterer Vorteil der Fluoridlacke besteht darin, dass sie die punktgenaue Versorgung gefährdeter Bereiche wie zum Beispiel durchbrechende Zähne, Fissuren oder Approximalflächen erlauben.

So funktioniert‘s

Um seine Schutzwirkung optimal entfalten zu können, muss Fluorid immer in geringer Menge zur Verfügung stehen. Nur so kann es die Demineralisation hemmen und die Remineralisation stimulieren. Die Bildung eines Fluoriddepots, das bei Bedarf Fluorid freisetzt, fördert diese schützenden Mechanismen: Nach der Applikation eines Fluoridlackes entsteht auf dem Zahnschmelz eine Calciumfluorid-ähnliche Deckschicht. Dabei handelt es sich bei „Calciumfluorid-ähnlich“ um eine vereinfachte Beschreibung. Neben dem Hauptbestandteil Calciumfluorid enthalten die Ablagerungen noch andere Komponenten, vor allem Phosphat.5

Calciumionen aus Speichel oder Zahnschmelz verbinden sich mit Fluoridionen: Es bildet sich Calciumfluorid, das sehr gut auf porösen Oberflächen wie durchbrechendem Schmelz oder demineralisierten Stellen haftet (Abb. 2).6 Bei neutralem pH-Wert löst sich diese Verbindung praktisch nicht und kann bis zu Monaten auf den Zähnen verbleiben. Je dichter und gleichmäßiger Calciumfluorid-Partikel die Zähne bedecken, umso besser schützen sie gegen Säureangriffe. Kommt es zu einem Absinken des pH-Wertes, zerfällt Calciumfluorid in seine einzelnen Bestandteile. Diese können freie Plätze im Schmelzkristall besetzen, wobei säureresistenteres Fluor- beziehungsweise Fluorhydroxylapatit entsteht.7 Im Speichel gelöste Fluoridionen können dann das Herauslösen des im Zahnschmelz gebundenen Fluorids hemmen und damit die Demineralisation bremsen.

Schutz gegen Karies und Erosionen

Zahlreiche in-vitro-Untersuchungen und klinische Studien belegen die kariespräventive Wirkung der Fluoridlackapplikation bei Kindern und Jugendlichen.3, 8, 9 Die Auswertung einer gepoolten Metaanalyse zeigt eine Kariesreduktion von 46 Prozent.9 Auch die Remineralisation von Initialläsionen können Fluoridlacke erfolgreich unterstützen.10 Während der kieferorthopädischen Behandlung tragen sie dazu bei, White Spots zu vermeiden beziehungsweise fördern deren Remineralisation nach dem Abnehmen festsitzender Apparaturen.11 Auch bei Erosionen, die bei Kindern und Jugendlichen zunehmend auftreten, gehört die Fluoridlackapplikation zum effektiven Behandlungsplan.12

Entsprechend der Empfehlung verschiedener zahnärztlicher Organisationen erfolgt der Einsatz eines Fluoridlackes risikobasiert. So soll bei Kindern und Jugendlichen mit erhöhtem Kariesrisiko die Behandlung zweimal pro Jahr stattfinden. Bei sehr hoher Gefährdung in der Regel vier- bis sechsmal pro Jahr.1, 13

Der geeignete Fluoridlack

Über die Wahl des geeigneten Fluoridlackes entscheidet nicht nur die Fluoridkonzentration. Auch andere Eigenschaften sind unbedingt zu betrachten, da sie maßgeblich zur effektiven Wirkung beitragen. In jedem Fall muss Fluorid verfügbar sein und aus dem Lack freigesetzt werden. Ein gut haftendes Lacksystem, das eine dichte Calciumfluoridschicht erzeugt, fördert eine längerfristige Fluoridfreisetzung. Das Präparat sollte auf keinen Fall zu viskos sein. Nur ein fließfähiges und gut benetzendes Präparat versorgt schwer zugängliche Risikobereiche einfach und schnell.

Poröse, bereits demineralisierte Stellen erhalten ebenfalls eine effektivere Fluoridzufuhr. Mit Fluor Protector S von Ivoclar Vivadent steht zum Beispiel ein Lacksystem zur Verfügung, das die geschilderten Qualitätsanforderungen erfüllt. Es handelt sich um ein Präparat, in dem die Fluoridquelle Ammoniumfluorid vollständig gelöst vorliegt.14 Das ermöglicht die unmittelbare Applikation und ein kontrolliert dosiertes Auftragen. Letzteres ist gerade bei Kindern ein besonders wichtiger Aspekt.

Im Weiteren begünstigt die vollständige Lösung der Fluoridverbindung die direkte Verfügbarkeit des Fluorids sowie die sofortige Versorgung des Zahnschmelzes.15, 16 Eine dichte Deckschicht Calciumfluorid-ähnlicher Partikel schützt die Zähne gegen Säureangriffe.16 Das ergiebige Depot kann Calcium- und Fluoridionen über einen längeren Zeitraum zur Verfügung stellen.

Die niedrige Viskosität des Schutzlackes fördert die Fließ- und Benetzungseigenschaften. Risikostellen wie Fissuren, Approximalflächen, poröse Schmelzregionen sowie Bereiche um Brackets und Bänder erhalten so den erforderlichen Schutz (Abb. 3).

1 – 16 Die Literaturliste zum Beitrag findet ihr als Download oben rechts.

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