Warum ist Anfärben von Biofilm so wichtig?

Interview mit Faye Donald, Registered Dental Hygienist (RDH), England
E.M.S.

Das Anfärben von Biofilm eignet sich hervorragend, um mögliche Schwachstellen in der Mundhygiene aufzuzeigen. Aber auch Prophylaxe-Fachkräfte profitieren vom Anfärben – als Qualitätskontrolle bei der professionellen Zahnreinigung. Im Interview berichtet euch Faye Donald, Registered Dental Hygienist (RDH) aus England, wie sie Schritt für Schritt zur überzeugten „Anfärberin“ geworden ist – und von ihren Erfahrungen mit dem „Biofilm Discloser“ der Guided Biofilm Therapy.

recall Frau Donald, wann haben Sie begonnen, Biofilm anzufärben?

Faye Donald An der Universität haben wir gelernt, vor Mundhygieneinstruktionen anzufärben und Plaque-Indizes zu erheben. Das wurde als ergänzende Maßnahme beim Zahnputztraining angesehen. Patienten sollten unterstützt werden, Biofilm dort zu erkennen, wo er sich normalerweise ansammelt, zum Beispiel interdental und am Gingivalrand.

Sobald ich mit dem Zeitdruck der täglichen Praxis konfrontiert wurde, konzentrierte ich mich auf die Zahnsteinentfernung und die „Politur“ mit rotierenden Instrumenten und Paste. Für die gesamte Behandlung hatte ich nur 20 Minuten und entsprechend kaum Zeit für Dokumentation, Anfärben und angemessene Mundhygieneinstruktion. Ich hatte das Gefühl, dadurch wertvolle Zeit zu sparen und ich konnte verbleibenden Biofilm leichter ignorieren, wenn ich ihn nicht so genau sah.

recall Warum entschieden Sie sich einige Jahre später, Ihre Patienten wieder anzufärben?

Faye Donald Um das Jahr 2000 konzentrierten wir uns in der Parodontaltherapie noch darauf, Zahnstein und Konkremente zu entfernen und außerdem Zement, der als „kontaminiert“ angesehen wurde. Neue Studienergebnisse zeigten aber, dass der Biofilm und die Wirtsantwort darauf die wichtigsten Ursachen für Parodontitis sind. Ich richtete meine Aufmerksamkeit deshalb zunehmend auf die Entfernung des Biofilms. Zugleich konzentrierte ich mich darauf, meine Patienten zu informieren und suchte nach Methoden, ihre häusliche Mundhygiene und auch meine eigene Arbeit zu verbessern.

Das Anfärben des Biofilms war für beide Punkte die naheliegende Antwort. Es überwindet viele Barrieren in der Kommunikation mit unseren Patienten. Wir haben unterschiedliche Lernstile und benötigen unterschiedliche „sensorische Verstärker“. Visuell Lernende neigen dazu, nicht viel von dem aufzunehmen, was wir mit Worten mitteilen. Durch Anfärben können wir uns auf diese Patientengruppe einstellen. Was die Patienten mit ihren eigenen Augen sehen, können sie nicht ignorieren. Das sind klare, unbestreitbare Beweise, die sie ganz individuell betreffen. Patienten sind oft ehrlich überrascht, Beweise dafür zu sehen, dass ihre bisherigen Bemühungen nicht für eine gute Mundgesundheit ausreichen. Das ist ein sehr effektiver Weg, sie zu motivieren.

recall Wie sieht es mit den Vorteilen für Prophylaxe-Fachkräfte aus?

Faye Donald Anfärben ist die Basis der Guided Biofilm Therapy (GBT), der von der Färbelösung „geführten“ Biofilmentfernung. Die Grundsätze dieser Methode nutzten Axelsson und Lindhe schon in den 1970er Jahren. Sobald ich sie konsequent anwendete, wurde mir klar, welchen großen Nutzen sie bei jedem einzelnen Patienten hat. In unserer Ausbildung haben wir gelernt, vor allem sichtbare harte Ablagerungen und Verfärbungen zu entfernen. Aber große Teile des Biofilms als eigentliche Krankheitsursache sind ohne Anfärben nicht zu erkennen. Wenn wir ihn anfärben, sehen wir ihn plötzlich in seiner gesamten Ausdehnung. Er starrt uns sozusagen grell pinkfarben an. Erst wenn keine Farbe mehr vorhanden ist, können wir sicher sein, dass wir ihn zu 100 Prozent entfernt haben. Ich kenne keine Prophylaxeassistentin oder Dentalhygienikerin, die absichtlich pinkfarbene Beläge auf den Zähnen ihrer Patienten zurücklässt.

Denken Sie auch daran, dass Zähne nicht flach sind! Wir reinigen keine einheitliche Oberfläche und der Zugang ist oft schwierig, mit störenden Weichgeweben, eingeschränkter Mundöffnung und widerstrebenden Patienten. Wenn ich meinen letzten Check durchführe, bin  ich oft überrascht, Biofilmreste zu sehen, meist in schwer zugänglichen Bereichen. Meine Arbeit ist mit der Guided Biofilm Therapy auch effizienter geworden. Früher dachte ich, dass mich Anfärben bei der Arbeit aufhält. Seit es Teil meiner täglichen Routine ist, muss ich nicht mehr raten, wo noch Biofilm verblieben ist, und vermeide so doppelte Arbeit. Das Anfärben hat auch dazu geführt, dass ich mich intensiver mit meinen Patienten beschäftige. Anfärben ist der am meisten vernachlässigte Schritt in unserer täglichen Prophylaxe – der Missing Link. Und ich wundere mich heute, wie ich jemals darauf verzichten konnte.

recall Gab es Widerstand von Ihren Patienten? Weigerten sie sich, „angefärbt” zu werden?

Faye Donald Anfänglich ja. Bis vor einigen Jahren schämten sich viele meiner erwachsenen Patienten für das Anfärben. In Großbritannien wurde es vor allem verwendet, um Kindern besseres Putzen beizubringen. Es ist also verständlich, dass sich Patienten bevormundet fühlen. Die Verwendung einer Färbelösung anstelle von Tabletten hat geholfen, einen Teil der Vorurteile zu beseitigen.

Die Kommunikation ist hier der Schlüssel. Die Patienten müssen verstehen, dass das Anfärben klinisch nützlich ist. Ich erkläre ihnen, dass mir die Farbe als Therapeutin hilft, den gesamten Biofilm zu sehen – was wiederum sicherstellt, dass ich ihn gründlich entferne. Anfärben gehört zum normalen Prophylaxetermin. Patienten verstehen jetzt, dass ich die Qualität der Arbeit sichern muss, für die sie mich bezahlen, und stellen das Anfärben nicht länger in Frage.

recall Welche Hilfsmittel verwenden Sie beim Anfärben?

Faye Donald Bei Tabletten sind wir darauf angewiesen, dass der Patient die Lösung mit der Zunge auf allen Zähnen sorgfältig verteilt – was oft nicht der Fall ist. Färbelösung lässt sich dagegen schnell und gezielt auftragen. Bei Verwendung von Wattepellets und Plastik-Dappengläschen gibt es aber Probleme mit Spritzern auf Patientenkleidung und Behandlungsgeräten. Die Lösung trocknet an der Luft schnell aus, so dass die Pellets nicht vorgetränkt werden können. Außerdem ist es mir wichtig, Plastikmüll zu vermeiden.

Auf der IDS 2019 wurde mir am Stand von E.M.S. der Biofilm Discloser gezeigt. Die kleinen Schwämme sind vorgetränkt, sodass keine flüssige Lösung benötigt wird und keine Spritzer möglich sind – im Wortsinn eine saubere Lösung. Ich kann die Schwämmchen mit einer Pinzette einfach eines aus dem Topf nehmen und damit direkt anfärben. Sie haben eine gute Größe und enthalten Lösung für einen ganzen Mund. Da es keinen unnötigen Abfall gibt, haben wir weniger Kosten für Verbrauchsmaterialien und es hilft mir gleichzeitig, ein wenig für unseren Planeten zu tun.

recall Werden Sie den Biofilm Discloser weiterhin für alle Ihre Guided Biofilm Therapy Behandlungen verwenden?

Faye Donald Ganz sicher. Das Anfärben ist ein wesentlicher Teil der Guided Biofilm Therapy und der neue Biofilm Discloser ist für diesen Zweck das zeit- und kosteneffizienteste Hilfsmittel.

Frau Donald, vielen Dank für das Gespräch!

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