Diagnose basierte Individualprophylaxe (DIP)

© Dr. Lutz Laurisch
VOCO

Diagnostik, Therapie und Umsetzung in der täglichen Praxis

Dr. Lutz Laurisch

Diagnose basierte Individualprophylaxe (DIP) – Erwachsene und Senioren

Die Wissenschaft hat schon lange aufgezeigt, dass gesunde Zähne, und dies ein Leben lang, keine Utopie mehr sind. In der zahnärztlichen Praxis wird daher immer häufiger „professionelle Zahnreinigung“ als präventive Leistung angeboten. Die Intensität und Häufigkeit der Inanspruchnahme dieser Leistung richtet sich in der Regel nach dem Erfolg der individuellen häuslichen Bemühungen des Patienten um eine perfekte Mundhygiene.

Dieser in der Zahnarztpraxis durch die „professionelle Zahnreinigung“ umgesetzte mechanistisch-lokalistische Ansatz berücksichtigt jedoch in keinster Weise die Faktoren, welche die Plaquebildung maßgeblich beeinflussen.  Dies sind neben den klinisch zu erhebenden Risikoparametern (z.B. kauaktive / nicht kauaktive Ernährungsgewohnheiten, Substratangebot, Fluoridangebot, Hygienestatus) subklinische Faktoren, die nur im Rahmen einer erweiterten Diagnostik zu ermitteln sind. (Anzahl plaquebildender Bakterien, ökologisches Gleichgewicht des Mikrobioms, pH Wert, Sekretionsrate, Pufferkapazität.)

Erst durch die Ermittlung klinischer und subklinischer Risikofaktoren wird eine umfassende diagnostische Beurteilung möglich. Präventive Leistungen werden nicht mehr unspezifisch, sondern auf Basis einer Diagnose geplant und durchgeführt. Die Individualprophylaxe wird so zu einer diagnose-basierten Individualprophylaxe (DIP).

Diese Diagnostik ermittelt in der Kariesprophylaxe objektivierbar und nachvollziehbar die Faktoren, welche die Plaquebildungsrate beeinflussen und ermöglicht so einen therapeutischen Ansatz, in dem die sog. professionelle Zahnreinigung nur einen Baustein und nicht den alleinigen Inhalt einer Prophylaxesitzung darstellt.

Das Seminar erklärt den wissenschaftlichen Hintergrund, den Stellenwert und die Durchführung der subklinischen Diagnostik im Rahmen eines präventiven Handlungskonzeptes bei erwachsenen Patienten und Senioren. Anhand von Verlaufskontrollen wird aufgezeigt, dass nur eine diagnose-basierte Individualpropylaxe (DIP n. Prof. Zimmer) die Voraussetzung für eine ursachengerechte Betreuung der Patienten darstellt. Die Veränderungen im Mikrobiom Mundhöhle über die Zeit im Rahmen einer professionellen Betreuung können so durch konsekutive Ermittlung der Risikofaktoren rechtzeitig – vor Eintreten eines Schadens – diagnostiziert werden. Dies ist gerade beim älteren Patienten oder bei Patienten mit umfassender Medikation ein wichtiger Aspekt, da die Folgen (Hyposalivation) bei der klinischen Inspektion nicht in jedem Fall unmittelbar klinisch diagnostizierbar sind.

Diagnose basierte Individualprophylaxe (DIP) – Kinder und Jugendliche

Die frühkindliche Entwicklung des Mikrobioms in der Mundhöhle beeinflusst entscheidend die Zahngesundheit in den nächsten Jahren. In der zahnärztlichen Praxis werden leider viel zu selten die Parameter bestimmt, welche die zukünftige Mundgesundheit des Kindes beeinflussen. In der Regel wird vorausgesetzt, dass eine klinisch gesunde Situation durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen bei dem älter werdenden Kind erhalten werden kann. Da jedoch eine klinisch gesunde Mundsituation nicht automatisch auch die Abwesenheit von Risikofaktoren bedeutet, kann eine klinische Untersuchung allein nicht ausreichend für den Erhalt der Mundgesundheit sein.

Erst durch eine Diagnostik subklinischer Risikofaktoren können wir objektivierbar nachweisen, ob die klinisch gesunde Situation nur ein Übergangsstadium ist oder ein Resultat der Abwesenheit von Risikofaktoren. Ein Hauptrisikofaktor in der Altersklasse 0 bis 4 Jahre ist der Nachweis des kariesrelevanten Keimes und meist einer der Erstbesiedler der kindlichen Mundhöhle: Streptococcus mutans. Ein Nachweis dieses Keimes im frühkindlichen Alter bestimmt den Betreuungsbedarf und die Auswahl der therapeutischen Maßnahmen.

Eine frühzeitige Bestimmung der Keime in der Mundhöhle des Kindes gestattet so eine konsekutive Überwachung der Entwicklung des Mikrobioms. Veränderungen des in einer Homöostase befindlichen Biofilms hin zu einem dysbiotischen Biofilm können so rechtzeitig – vor Eintreten eines Schadens – diagnostiziert werden. Dies ist insbesondere wichtig beim Eintritt in die Pubertät oder vor Beginn einer kieferorthopädischen Behandlung.

Bei ersterem ändert sich oft die Ernährungssituation und damit auch die Substratzufuhr für kariesrelevante Keime, was sich in einer Zunahme dieser Keime und durch Veränderung des pH-Milieus in der Mundhöhle nachweisen lässt.  Bei kieferorthopädischen Behandlungen kommt es durch die eingesetzten kieferorthopädischen Behandlungsmittel vermehrt zu Plaqueretentionsstellen und ökologischen Rückzugsnischen, was eine unkontrollierte Vermehrung kariesrelevanter Keime begünstigt.

Das Seminar erklärt den wissenschaftlichen Hintergrund, den Stellenwert und die Durchführung der subklinischen Diagnostik im Rahmen eines präventiven Handlungskonzeptes bei Kindern und Jugendlichen. Anhand von Verlaufskontrollen wird aufgezeigt, dass nur eine diagnose basierte Indivdiualpropylaxe (DIP, n. Prof. Zimmer) die Voraussetzung für eine ursachengerechte Betreuung der Patienten darstellt.

Diese Veranstaltung ist online noch verfügbar: https://www.voco.dental/de/veranstaltungen/dental-education/webinare.aspx

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