Saubere Sache: Warum Handdesinfektion in der Zahnarztpraxis unverzichtbar ist

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Beata Luczkiewicz

Hygiene beginnt bei den Händen – und zwar bei jeder Behandlung, jedem Patientenkontakt und jedem Arbeitsschritt. Die Handdesinfektion ist die einfachste und effektivste Maßnahme zur Infektionsprävention in der Zahnarztpraxis. Trotzdem wird sie oft stiefmütterlich behandelt. Warum das ein Fehler ist und wie politischer Gegenwind aktuell für neue Herausforderungen sorgt.

Kein Glamour, aber Pflichtprogramm: Ohne saubere Hände läuft in der Praxis gar nichts.

Hände weg von Keimen – Hände ran an den Desinfektionsspender!

Im zahnmedizinischen Alltag ist es längst Routine: Vor dem Patientenkontakt einmal drücken, einreiben, fertig. Handdesinfektion wirkt schnell und zuverlässig und schützt gleich doppelt – das Praxisteam und die Patienten. Gerade in der Zahnmedizin, wo man regelmäßig mit Schleimhäuten, Speichel und Blut in Kontakt kommt, ist eine konsequente Händehygiene das Fundament jeder Infektionsprävention.

Und doch: Zwischen hektischen Terminplänen, Notfällen und Multitasking kann es passieren, dass die Desinfektion mal „vergessen“ wird – oder eben nur „halbherzig“ erfolgt. Dabei ist es wissenschaftlich eindeutig belegt, dass die meisten nosokomialen Infektionen durch Kontaktübertragungen entstehen, bei denen unsere Hände die Hauptrolle spielen.

Warum richtig desinfizieren mehr bringt als oft waschen

Viele glauben immer noch, Händewaschen reicht aus. Leider nein. Wasser und Seife entfernen zwar grobe Verschmutzungen – aber eben nicht alle krankmachenden Erreger zuverlässig. Hier kommt die alkoholbasierte Händedesinfektion ins Spiel. Sie wirkt in Sekunden, ist hautschonender als häufiges Waschen und lässt sich vor allem im Alltag überall einsetzen – am Behandlungsstuhl, beim Instrumentenwechsel oder zwischen zwei Patienten.

Doch aktuell kommt Bewegung ins Thema: Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) arbeitet an einer Neubewertung von Ethanol, dem Hauptwirkstoff vieler Desinfektionsmittel. Eine mögliche Einstufung als „reproduktionstoxisch“ könnte in letzter Konsequenz sogar zu einem Verbot in medizinischen Einrichtungen führen.

Herausforderung Ethanol-Regulierung: Zwischen Sicherheit und Bürokratie

Aktuell steht Ethanol – ein zentraler Wirkstoff in vielen Händedesinfektionsmitteln – im Fokus einer Neubewertung durch die Europäische Chemikalienagentur (ECHA). Sollte es künftig als reproduktionstoxisch eingestuft werden, könnte dies zu Einschränkungen oder sogar einem Verbot in medizinischen Einrichtungen führen.

Das hätte spürbare Auswirkungen auf den Praxisalltag: Zwar existieren Alternativen zu ethanolhaltigen Desinfektionsmitteln, doch diese sind häufig kostenintensiver und organisatorisch aufwendiger in der Umsetzung. Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) äußert deshalb Bedenken hinsichtlich zusätzlicher bürokratischer Hürden und betont, dass bewährte Hygienestandards ohne unnötige Komplexität erhalten bleiben sollten.

Im Vordergrund müsse weiterhin die praktische Umsetzbarkeit im hektischen Arbeitsumfeld stehen – und die verlässliche Versorgung von Patientinnen und Patienten mit höchsten hygienischen Standards.

So bleibt Händedesinfektion wirksam – ein Mini-Guide fürs Team

Damit die Wirkung der Händedesinfektion voll zum Tragen kommt, hier ein paar Basics zur Erinnerung:

  1. Nicht sparen! Eine vollständige Benetzung der Hände ist entscheidend – inklusive Daumen, Fingerzwischenräume und Handgelenke.
  2. Zeit lassen! Mindestens 30 Sekunden einreiben, bis die Hände trocken sind. Nicht abtrocknen oder abspülen!
  3. Richtig timen! Vor und nach jedem Patientenkontakt, nach dem Ausziehen von Handschuhen, vor aseptischen Tätigkeiten und nach Kontakt mit potenziell infektiösem Material.
  4. Hautschutz nicht vergessen! Die regelmäßige Pflege mit rückfettenden Cremes schützt die Hautbarriere und macht die Desinfektion angenehmer.

Fazit: Kleine Geste, große Wirkung
Handdesinfektion ist keine lästige Pflicht, sondern eine der wirkungsvollsten Schutzmaßnahmen in unserem beruflichen und privaten Alltag. Sie ist einfach umzusetzen, kostet wenig Zeit und bewahrt die Gesundheit.

Kontakt

Beata Luczkiewicz

Freie Journalistin
Beata ist Fachautor für das Recall-Magazin und spezialisiert auf Themen rund um Praxismanagement, Patientenkommunikation und effiziente Abläufe in Zahnarztpraxen.
Mit über 15 Jahren Erfahrung im Gesundheitsbereich liefert sie fundierte und praxisnahe Inhalte für Praxisteams.


Email: kontakt@beata-luczkiewicz.de

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