Mundgesundheit hat Tradition: Was Aktivkohle, Ölziehen und Ingwer wirklich leisten

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Beata Luczkiewicz

Patientinnen und Patienten sind heute besser informiert denn je. Das Internet füllt Wissenslücken und gibt Tipps, wirft aber gleichzeitig neue Fragen auf. Denn zwischen Influencer-Videos, Naturheiltipps und gut gemeinten Hausmitteln fällt es oft schwer, Sinnvolles von Unsinnigem zu unterscheiden. Dabei gibt es einfache, kostengünstige und natürliche Möglichkeiten, die tägliche Mundgesundheit zu unterstützen. Viele dieser Methoden sind uralt und stammen aus der ayurvedischen oder chinesischen Medizin. Aktivkohle, Ölziehen oder Ingwer – was ist dran an diesen traditionellen Methoden?

Gut gepflegt küsst sich besser: Natürliche Mittel wie Aktivkohle, Ölziehen und Ingwer können die tägliche Mundhygiene sinnvoll ergänzen.

Aktivkohle: Schwarz macht weiß – oder?

Aktivkohle wird in der traditionellen chinesischen Medizin und im Ayurveda seit Langem für medizinische Zwecke verwendet. Auch in der Zahnkosmetik soll sie wahre Wunder wirken – vor allem gegen Verfärbungen durch Kaffee, Tee oder Rotwein. Die Idee dahinter: Die feinen Kohlepartikel absorbieren Farbpigmente auf der Zahnoberfläche.

Wichtig für die Beratung: Die Wirkung bezieht sich nur auf Verfärbungen. Ein echtes Bleaching kann Aktivkohle nicht ersetzen. Zudem sollte darauf hingewiesen werden, dass zu grobe Partikel den Zahnschmelz schädigen können. Ein einfacher Test: Wenn die Paste Schleifspuren auf dem Fingernagel hinterlässt, ist sie für die tägliche Zahnpflege zu abrasiv. Sanfter sind fertige Aktivkohle-Zahnpasten, die zusätzlich Enzyme oder Hydroxylapatit zur Remineralisierung enthalten können.

Ist Ölziehen mit Kokosöl mehr als ein Trend?

Auch das sogenannte Ölziehen hat seine Wurzeln in der ayurvedischen Medizin. Dabei wird ein Esslöffel Kokosöl für einige Minuten im Mund bewegt, um Bakterien zu binden. Wissenschaftlich ist die Wirkung bisher nicht eindeutig belegt – aber: Wer regelmäßig Öl zieht, putzt oft auch bewusster und achtet stärker auf die eigene Mundpflege. Als Ergänzung kann es also sinnvoll sein, solange es das Zähneputzen nicht ersetzt.

Zunge reinigen – mit Löffel oder Schaber

Die Zunge ist ein wichtiger Ort für Bakterienansammlungen. Wer sie regelmäßig reinigt, reduziert Mundgeruch und unterstützt die allgemeine Mundgesundheit. Dafür braucht es nicht unbedingt Spezialwerkzeug – ein einfacher Esslöffel reicht im Alltag völlig aus. Ideal ist die Reinigung nach dem Zähneputzen.

Ingwer und Grapefruitextrakt: Natürlich gegen Keime

Ingwer enthält ätherische Öle, die antimikrobiell wirken. Das regelmäßige Lutschen kleiner Stückchen kann helfen, das orale Mikrobiom positiv zu beeinflussen – besonders bei beginnenden Infektionen oder nach Antibiotikatherapie. Auch Grapefruitkernextrakt wird als natürliches Desinfektionsmittel genutzt, zum Beispiel zum Reinigen der Zahnbürste. Wichtig ist, auf die richtige Dosierung zu achten, da die Extrakte konzentriert wirken.

Fazit für den Praxisalltag
Viele dieser alternativen Ansätze sind sinnvoll und manche sogar wirkungsvoll, wenn sie richtig angewendet werden. Entscheidend ist jedoch, dass Patientinnen und Patienten nicht auf eine fundierte Zahnpflege verzichten. Als ZFA ist es hilfreich, informiert zu sein und bei Fragen eine sachliche, offene Haltung zu zeigen. Denn wer aufklärt, statt zu urteilen, bleibt Gesprächspartner auf Augenhöhe – und stärkt so die Bindung zur Praxis.

Buchtipp:

  • Dr. Anne Heinz, Brush Hour – Warum Gesundheit im Mund beginnt, Piper Verlag

Kontakt

Beata Luczkiewicz

Freie Journalistin
Beata ist Fachautor für das Recall-Magazin und spezialisiert auf Themen rund um Praxismanagement, Patientenkommunikation und effiziente Abläufe in Zahnarztpraxen.
Mit über 15 Jahren Erfahrung im Gesundheitsbereich liefert sie fundierte und praxisnahe Inhalte für Praxisteams.


Email: kontakt@beata-luczkiewicz.de

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