
Aktivkohle: Schwarz macht weiß – oder?
Aktivkohle wird in der traditionellen chinesischen Medizin und im Ayurveda seit Langem für medizinische Zwecke verwendet. Auch in der Zahnkosmetik soll sie wahre Wunder wirken – vor allem gegen Verfärbungen durch Kaffee, Tee oder Rotwein. Die Idee dahinter: Die feinen Kohlepartikel absorbieren Farbpigmente auf der Zahnoberfläche.
Wichtig für die Beratung: Die Wirkung bezieht sich nur auf Verfärbungen. Ein echtes Bleaching kann Aktivkohle nicht ersetzen. Zudem sollte darauf hingewiesen werden, dass zu grobe Partikel den Zahnschmelz schädigen können. Ein einfacher Test: Wenn die Paste Schleifspuren auf dem Fingernagel hinterlässt, ist sie für die tägliche Zahnpflege zu abrasiv. Sanfter sind fertige Aktivkohle-Zahnpasten, die zusätzlich Enzyme oder Hydroxylapatit zur Remineralisierung enthalten können.
Ist Ölziehen mit Kokosöl mehr als ein Trend?
Auch das sogenannte Ölziehen hat seine Wurzeln in der ayurvedischen Medizin. Dabei wird ein Esslöffel Kokosöl für einige Minuten im Mund bewegt, um Bakterien zu binden. Wissenschaftlich ist die Wirkung bisher nicht eindeutig belegt – aber: Wer regelmäßig Öl zieht, putzt oft auch bewusster und achtet stärker auf die eigene Mundpflege. Als Ergänzung kann es also sinnvoll sein, solange es das Zähneputzen nicht ersetzt.
Zunge reinigen – mit Löffel oder Schaber
Die Zunge ist ein wichtiger Ort für Bakterienansammlungen. Wer sie regelmäßig reinigt, reduziert Mundgeruch und unterstützt die allgemeine Mundgesundheit. Dafür braucht es nicht unbedingt Spezialwerkzeug – ein einfacher Esslöffel reicht im Alltag völlig aus. Ideal ist die Reinigung nach dem Zähneputzen.
Ingwer und Grapefruitextrakt: Natürlich gegen Keime
Ingwer enthält ätherische Öle, die antimikrobiell wirken. Das regelmäßige Lutschen kleiner Stückchen kann helfen, das orale Mikrobiom positiv zu beeinflussen – besonders bei beginnenden Infektionen oder nach Antibiotikatherapie. Auch Grapefruitkernextrakt wird als natürliches Desinfektionsmittel genutzt, zum Beispiel zum Reinigen der Zahnbürste. Wichtig ist, auf die richtige Dosierung zu achten, da die Extrakte konzentriert wirken.
Fazit für den Praxisalltag
Viele dieser alternativen Ansätze sind sinnvoll und manche sogar wirkungsvoll, wenn sie richtig angewendet werden. Entscheidend ist jedoch, dass Patientinnen und Patienten nicht auf eine fundierte Zahnpflege verzichten. Als ZFA ist es hilfreich, informiert zu sein und bei Fragen eine sachliche, offene Haltung zu zeigen. Denn wer aufklärt, statt zu urteilen, bleibt Gesprächspartner auf Augenhöhe – und stärkt so die Bindung zur Praxis.
Buchtipp:
- Dr. Anne Heinz, Brush Hour – Warum Gesundheit im Mund beginnt, Piper Verlag