Die Haut unter medizinischen Masken – Präventions- und Behandlungstipps aus der Dermatologie
Kein Wunder, dass dies zu Hautschädigungen und Druckstellen führt. Weil die Schutzausrüstung das Eindringen von Flüssigkeiten oder Aerosolen verhindern soll, muss sie so dicht wie möglich anliegen. Vor allem Feuchtigkeit und Reibung sorgen für unliebsame Hautirrita- tionen. Eine aktuelle Untersuchung aus China sagt, dass 71 Prozent des medizinischen Personals in Kliniken unter derartigen Hautschä- den leidet, meistens Austrocknung mit schuppiger Haut, Knötchen (Papeln), stellenweise Rötungen (Erytheme) und aufgeweichter Haut (Mazeration).1
Schon 2003 – nach dem SARS-Ausbruch in Singapur – hatten Pfle- gekräfte, Ärzte und Assistenzpersonal wegen des andauernden Tragens von Mund-Nasen-Schutz Probleme. Fast 60 Prozent klagten über Juckreiz, mehr als die Hälfte hatten es vermehrt mit Akne zu tun und bei über einem Drittel kam es zu einer Kontaktdermatitis mit Aus- schlag. Die Symptome nahmen mit der Tragedauer der Masken und dem Maß der Undurchlässigkeit zu (FFP2 oder FFP3).2
Wenn das passiert, ist es fast schon zu spät. Denn man kann die not- wendige Schutzausrüstung im Beruf nicht mehr anlegen. Tipps und Tricks von Profis für Profis sind gefragt.3
Wenn die Haut nicht regelmäßig belüftet wird, kommt es insbesondere bei hohen Temperaturen schnell zu einem Feuchtigkeitsstau. Das ist unangenehm, besonders wenn man seine Maske zwischen sechs und acht Stunden täglich trägt. Nicht nur für Menschen mit sensibler Haut kann diese Hyperhydration zu Irritationen oder Kontaktekzemen führen. Die Hornschicht weicht auf (Mazeration) und die Lipide zwischen den Hautzellen gehen teilweise verloren. Der natürliche Säureschutzmantel leidet. Die Hautbarriere wird durchlässig und verliert ihre Schutzfunktion. Selbst sanftes Kratzen oder Verschieben der Maske kann die Oberfläche verletzen. Schlimmstenfalls entzünden sich schon kleinste Risse. Auch Schweiß, Fett, Make-up und Schmutz sammeln sich unter dem Mundschutz leichter. Die feuchtwarme Umgebung bildet den perfekten Nährboden für Mitesser, Pickel und Co. Durch die defekte Hautbarriere können außerdem potentielle Allergene leichter in die Haut eindringen.
Soweit der Befund. Doch was tun? Die leichteste Übung: runter mit der Maske, sobald man Pausen hat oder keinen Patienten behandelt. Der Druck ist weg und die Haut kann abtrocknen. Wenn man die Möglichkeit hat, kann man einen Maskentyp mit dem individuell besten Tragekomfort auswählen – oder den Maskentyp wechseln, um Druck an den immer gleichen Stellen zu vermeiden. Die Maske sollte gut sitzen, aber nicht zu eng, weil dies zu Hautverletzungen führen kann. Eine durchfeuchtete Maske sollte man dringend wechseln. Eventuell kann man gegen Reiben oder Druck – etwa auf dem Nasenrücken – eine dünne Hydrocolloid-Auflage aufkleben.
Außerdem hilft eine optimierte Pflege. Die Haut sollte morgens und abends mit sanften, pH-neutralen, am besten seifenfreien Reinigungsmitteln gesäubert werden. Wenn Wasser genutzt wird, dann körperwarm und nicht zu heiß. Eine Hautpflege ohne Duftstoffe oder andere reizende Substanzen ist ideal. Pflegeprodukte sollte man dünn, dafür mehrmals am Tag auftragen und etwas abwarten, bis sie komplett eingezogen sind. Hochleistungsfähige, filmbildende Hautschutzcremes können bereits geschädigte Stellen abdecken. Diese sollten vollständig abtrocknen, bevor man Mundschutz oder Brille wieder aufsetzt.
Ein Mund-Nasen-Schutz kann bestehende Hautprobleme verstärken, das heißt: eine trockene Haut wird noch trockener, eine ölige neigt noch stärker zu Unreinheiten. Da jeder Hauttyp anders reagiert, ist es wichtig, seine eigenen Bedürfnisse zu kennen. Gerade wenn es um Neurodermitis, Akne, Rosazea oder generell empfindliche Haut geht, sollte man auf seine abgestimmten Pflegeprodukte und die dazugehörige Routine vertrauen. Wichtig ist, keine Stellen – beispielsweise Mundwinkel – zu vergessen. Sogenannte Community-Masken sollten aus einem hochwertigen, natürlichen Stoff sein, denn weiches Material irritiert die Haut am wenigsten. Baumwolle oder Leinen sind sanfter zur Haut als Synthetik und können bei hohen Temperaturen (mindestens 60 Grad) gewaschen werden. So minimiert man das Infektionsrisiko. Hypoallergenes Waschmittel verringert Hautprobleme schon im Vorfeld.
Insgesamt zeigt sich, dass schon kleine Anpassungen in der Pflegeroutine einen großen Unterschied bedeuten können. Wer den Mund-Nasen-Schutz längere Zeit tragen muss, verzichtet an den bedeckten Stellen auf Make-up, damit Poren und Talgdrüsen nicht verstopfen. Und: Zumindest alle zwei Stunden sollte für einige Zeit Luft an die Haut kommen. Sicherheit und Infektionsschutz sind wichtig, aber gepflegte und vor allem gesunde Haut ist gerade im medizinischen Bereich entscheidend, um seinen Beruf langfristig ausüben zu können.
Literatur:
- Yan Y, Chen H, Chen L et al: Consensus of Chinese experts on protection of skin and mucous membrane barrier for health‐care workers fighting against coronavirus disease 2019. Dermatologic therapy. 12 march 2020. https://doi.org/10.1111/dth.13310. Zugang: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/dth.13310
- C. Foo, A.T. Goon, Y.H. Leow, et al: Adverse skin reactions to personal protective equipment against severe acute respiratory syndrome—a descriptive study in Singapore Contact Dermatitis, 55 (2006), pp. 291- 294 https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/j.1600-0536.2006.00953.x
- Norbert Kolbig: Hautpflege und Hautschutz bei irritierter Haut unter Mund-Nasen-Schutzmasken- und -brillen, WUNDmanagement , 1/2020, Online https://shop.mhp-verlag.de/themen/wund/wund-plus/hautpflege-und-hautschutz-bei-irritierter-haut-unter-mund-nasen-schutzmasken-und-brillen#04.2020, 12.30 Uhr.