Experten aus verschiedenen europäischen Ländern diskutierten in zwei Online-Sessions sowie einer abschließenden Roundtable-Runde über Kariesprävention in unterschiedlichen Lebensphasen. Den Anfang machte Prof. Dr. Katrin Bekes, Leiterin der Abteilung für Kinderzahnheilkunde an der Universität Wien, mit der provokanten Frage, ob es wirklich notwendig sei über frühkindliche Karies (Early Childhood Caries) zu sprechen. Ihr Vortrag lieferte eine klare Antwort auf diese Frage: Ja, es sei wichtig darüber zu sprechen und zu handeln, denn immerhin litten 573 Millionen Kinder auf der Welt an unbehandelter Karies [1].
Im Anschluss ging Prof. Avijit Banerjee, Professor für Kariologie & Operative Zahnmedizin am King’s College London auf die Bedeutung der Kariesprävention für Erwachsene ein. Er plädierte für pragmatische, patientenfokussierte Lösungen mit minimalen Eingriffen und erläuterte anhand einer Fallstudie, dass selbst bei einer bestehenden hochgradig kariogenen Situation das Kariesrisiko gemindert werden kann. „Mund und Körper gehören zusammen“, so die Conclusio von Banerjee. Mundgesundheit hänge eng mit der allgemeinen Gesundheit zusammen, dies solle bei Mundgesundheitskonzepten berücksichtigt werden.
In der zweiten Session wurde die Frage diskutiert, wie eine bessere Kariesversorgung gewährleistet werden kann. Die größte Herausforderung bei der Prävention von Frühkaries bestehe darin, die Adhärenz von Eltern und Kindern sicherzustellen. Dr. Mariana Caramida von der Trident Dental Clinic in Bukarest betonte die wichtige Rolle der Eltern bei der Mundgesundheit von Kleinkindern und stellte Motivationstechniken vor, die dabei unterstützen könnten, diese Rolle besser wahrzunehmen. Zudem betonte sie die hohe Bedeutung der Fluoride bei der Mundhygiene.
Stefano Checchi, Dentalhygieniker und freiberuflicher Berater aus Turin, erläuterte den Seattle Pathway, ein Konzept zur Charakterisierung älterer Patienten, das sich am Grad ihrer Unabhängigkeit und nicht am Alter orientiert. Seine Botschaft für „aktives Altern“ lautete soziale Teilhabe älterer Menschen, Sicherheit und Mundgesundheit, als Basis für mehr Lebensqualität. Dr. Burkhard Selent, Scientific Affairs Manager elmex® Forschung, stellte im Anschluss die zentrale Frage was die beste, individuelle Lösung für jede*n Patient*in sei und gab schließlich einen Überblick über derzeit bewährte Technologien zur Kariesprävention, die bei der Beantwortung dieser Frage helfen könnten.
Die anschließende Roundtable-Runde eröffnete Prof. Dr. Julian Fisher, Direktor Oral Health Action, Berlin, mit seiner Keynote: „Gibt es eine Zukunft ohne Karies“? Er sehe auf globaler Ebene gute Chancen eine Transformation hin zu mehr Kariesprävention zu erreichen. Dazu trügen laut dem Experten auch gute Zahnpflege-Produkte mit wissenschaftlich bestätigten Inhaltsstoffen bei. Im Anschluss an die Keynote von Prof. Fisher nahmen die Referent*innen aller Sessions an der Roundtable-Diskussion teil. Die Expert*innen tauschten sich über die mögliche Zukunft der Karies aus, diskutierten darüber, wie Kariesprävention in einer sich rasch wandelnden Gesellschaft funktionieren und welche potenziellen Auswirkungen dabei COVID-19 haben kann.
Den Vorsitz der eConference hatte Dr. Tin Crnić, Präsident der European Dental Students Association, Zagreb.
Die Videos aller Sessions sind nach Registrierung kostenlos abrufbar unter: https://www.colgatetalks.com/conference/oralhealthtalks-conference-2020.
[1] N.J. Kassebaum et al., “Global Burden of Untreated Caries: A Systematic Review and Metaregression”, Journal of Dental Research, Volume: 94 issue: 5, page(s): 650-658, Article first published online: March 4, 2015; Issue published: May 1, 2015