Mehr Mitsprache für Kinder und Jugendliche gefordert

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Beata Luczkiewicz

Partizipation junger Patienten: Neue Studie zeigt, was Kinder und Jugendliche in der Zahnarztpraxis brauchen. Erfahre, wie du mit einfachen Mitteln Vertrauen schaffst und Behandlungsängste reduzierst.

„Ich habe da auch was zu sagen!“ – Viele Kinder wünschen sich laut aktueller Studie mehr Mitsprache bei Gesundheitsentscheidungen.

Neue Studie zeigt: Junge Patienten wünschen sich mehr Beteiligung bei Gesundheitsentscheidungen.

Werden Kinder und Jugendliche in der zahnärztlichen Praxis ausreichend einbezogen? Eine aktuelle Befragung der Stiftung Kindergesundheit gibt klare Antworten. Für die Studie befragte die Stiftung Kindergesundheit 1.000 Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 17 Jahren sowie deren Eltern.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 55 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die aus ihrer Sicht zu wenig bei Gesundheitsfragen mitentscheiden dürfen, wünschen sich mehr Mitspracherecht. Die Ergebnisse liefern wichtige Impulse für den Praxisalltag – auch in der Zahnmedizin.

Was junge Patientinnen und Patienten brauchen

Fast die Hälfte der befragten Kinder (48 Prozent) gibt an, dass es ihnen helfen würde, wenn Ärztinnen und Ärzte – und damit auch Zahnärztinnen und Zahnärzte – die Dinge einfacher erklären würden. Jedes vierte Kind wünscht sich zudem, dass mehr direkt mit ihnen gesprochen wird (29 Prozent) und sich die Behandelnden mehr Zeit für ihre Fragen nehmen (27 Prozent).

Besonders interessant: Jüngere Kinder zwischen 8 und 13 Jahren äußern häufiger den Wunsch nach einfacheren Erklärungen und direkter Kommunikation als Jugendliche. Mädchen legen besonderen Wert darauf, dass sich die Behandelnden Zeit für ihre Fragen nehmen.

Stimmen der jungen Patienten

In der Befragung brachten die Kinder ihre Bedürfnisse klar zum Ausdruck. Besonders häufig wurde der Wunsch nach verständlichen Erklärungen geäußert: „Ich würde mir wünschen, dass ich beim Arzt mehr erklärt bekomme, so dass ich es verstehe. Und auch nachgefragt wird, ob ich es verstanden habe.” Ebenso wichtig ist den jungen Patienten ein respektvoller Umgang: „Mir wäre wichtig, dass freundlicher mit mir gesprochen wird und man mich ernst nimmt.” Diese Aussagen verdeutlichen, dass es oft um grundlegende kommunikative Aspekte geht, die den Unterschied machen.

Warum Partizipation so wichtig ist

Partizipation bedeutet mehr als nur um Einverständnis zu fragen. Kinder wollen informiert werden, ihre Meinung äußern dürfen und – ihrem Entwicklungsstand entsprechend – an Entscheidungen beteiligt sein. Die Stiftung Kindergesundheit betont, dass mehr Mitsprache das Vertrauen in medizinisches Personal stärkt, Ängste reduziert, die Therapietreue verbessert und langfristig die Gesundheitskompetenz erhöht.

Gerade in der Zahnmedizin zeigt sich dieser Effekt deutlich: Wer früh positive Behandlungserfahrungen macht, kommt auch als Erwachsener zuverlässiger zur Kontrolle und geht entspannter mit Behandlungen um.

Konkrete Umsetzung in der Praxis

Altersgerechte Aufklärung: Behandlungsschritte sollten mit einfachen Worten erklärt werden. Modelle, Bildmaterial oder digitale Visualisierungen helfen, komplexe Sachverhalte anschaulich zu machen.

Direkte Kommunikation: Kinder und Jugendliche sollten direkt angesprochen werden – nicht nur über sie hinweg mit den Eltern. Fragen wie „Was denkst du darüber?” oder „Hast du noch Fragen dazu?” fördern den Dialog.

Zeit für Nachfragen: Es ist wichtig zu signalisieren, dass Fragen willkommen sind. Aktives Nachfragen („Hast du verstanden, was ich erklärt habe?” oder „Möchtest du noch etwas wissen?”) zeigt echtes Interesse.

Echte Mitbestimmung: Junge Patienten sollten in Entscheidungen einbezogen werden, wo immer möglich. Wahlmöglichkeiten wie „Möchtest du lieber die grüne oder die blaue Zahnbürste?” oder „Welche Geschmacksrichtung bevorzugst du beim Fluoridgel?” stärken die Selbstwirksamkeit.

Respektvolle Atmosphäre: Ängste und Bedenken sollten ernst genommen werden. Ein freundlicher, zugewandter Umgangston schafft Vertrauen.

Fazit: Die Studie macht deutlich, dass Kinder und Jugendliche Experten für ihre eigenen Bedürfnisse sind. Ihre aktive Einbindung stärkt nicht nur ihr Wohlbefinden, sondern fördert auch ihr Vertrauen in das Gesundheitssystem. Mit einfachen Mitteln können Praxisteams die Partizipation junger Patienten verbessern und damit die Grundlage für eine erfolgreiche und angstfreie Behandlung legen.

Quelle:

Kontakt

Beata Luczkiewicz

Freie Journalistin
Beata ist Fachautor für das Recall-Magazin und spezialisiert auf Themen rund um Praxismanagement, Patientenkommunikation und effiziente Abläufe in Zahnarztpraxen.
Mit über 15 Jahren Erfahrung im Gesundheitsbereich liefert sie fundierte und praxisnahe Inhalte für Praxisteams.


Email: kontakt@beata-luczkiewicz.de

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