Traumberuf ZFA – Was ist passiert?

„Für den Traum vom Fliegen muss man den Mut haben, den Boden unter den Füßen zu verlieren“

In den 80er Jahren galt der Ausbildungsberuf zur damaligen Zahnarzthelferin, der heutigen ZFA, als der beliebteste aller Schulabgängerinnen der 10. Klasse. Das ist auch nicht verwunderlich, denn kaum ein Ausbildungsberuf ist so vielfältig und bietet so viele spätere Vertiefungsmöglichkeiten in komplett unterschiedliche Bereiche:

ZFA & ZMF

In der typischen Funktion als Stuhlassistenz ist der tägliche Umgang mit vielen unterschiedlichen Menschen Alltag. Hier sind Einfühlungsvermögen und ein guter Umgangston ebenso gefragt wie eine sichere Hand und aktives Mitdenken, um dem behandelnden Zahnarzt seine Arbeit so einfach und effizient wie möglich zu gestalten. Je nach Praxisgröße gibt es hier bereits vielfältige Zusatzaufgaben zu erledigen, die über QM, Hygiene, Abrechnung und Rezeptionsaufgaben reichen können. Wer sich entsprechend einbringen möchte, hat durch vielfältige Fortbildungsmöglichkeiten der Kammern oder freier Fortbildungsinstitute viele Bausteine für den Ausbau der eigenen Karriere zur Verfügung.

ZMP und DH

In der Spezialisierung zur zahnmedizinischen Prophylaxefachkraft und darüber hinaus zum Dentalhygieniker (m/w/d) fühlen sich die motivierten Fachkräfte wohl, die gerne Verantwortung für ihre „eigenen“ Patienten übernehmen. Sie behandeln zumeist regelmäßig und weitestgehend selbständig im Delegationsrahmen wiederkehrende Stammpatienten in der zahnmedizinischen Prophylaxe, mancherorts noch PZR genannt, beziehungsweise betreuen sie in der unterstützenden Parodontaltherapie. Neben einem umfangreichen Fachwissen aller Aspekte der Zahnmedizin (Anatomie, Weichgewebe, Entzündungsindizes, Therapieansätze etc.) ist es mittlerweile immer wichtiger geworden, den gesamten Menschen und mögliche Wechselwirkungen von parodontalen Entwicklungen zu Allgemeinerkrankungen und deren Medikamente zu verstehen. Auch Themen wie Ernährungsberatung, Diabetessprechstunden, Rheuma Informationsabende etc. stehen inzwischen regelmäßig auf der Agenda. Die „Überalterung“ unserer Gesellschaft, zusammen mit der Tatsache, dass eine über die Jahre bessere häusliche Zahnpflege dazu geführt hat, dass wir alle unsere eigenen Zähne länger behalten, zusammen mit erschwinglicheren Kosten für Zahnimplantate, führt inzwischen dazu, das Weichgewebsproblematiken in der Zukunft die meiste Aufmerksamkeit erfahren werden. Der große Bedarf, die steigende Übernahme von Verantwortung und das weitestgehend selbständige Arbeiten am Patienten führen hier schließlich auch zu steigenden Einkommensmöglichkeiten.

ZMV

Für alle, die gerne strukturiert arbeiten, eigentlich nicht mehr den ganzen Tag am Behandlungsstuhl verbringen möchten und gerne mit Zahlen umgehen, eignet sich die Weiterbildung zur zahnmedizinischen Verwaltungsangestellten. Immer komplexer werdende Strukturen und Prozesse in der Zahnarztpraxis, die Notwendigkeit für ein funktionierendes QM-System, Personalpläne und immer aufwendigere Abrechnungspositionen für GKV und PKV, machen eine gut organisierte Zahnmedizinische Verwaltungsassistentin zum unverzichtbaren Bestandteil jeder modernen und erfolgreichen Zahnarztpraxis.

Praxismanager/in

Speziell in den letzten Jahren häufen sich die Zusammenschlüsse von Zahnarztpraxen, sogenannten zahnmedizinischen Versorgungszentren. Je größer Praxisstrukturen werden, umso mehr Sinn kann es machen, für alle Fragen der Organisation, des Praxismarketings und des Managements der Praxisabläufe eine/n Praxismanager/in einzustellen. Wer gleichermaßen mit Diplomatie, Einfühlungsvermögen aber auch Durchsetzungskraft in der Lage ist, Kollegen, Mitarbeiter genau wie Vorgesetzte in gemeinsam erarbeitete Konzepte einzubinden, der hat in diesen Zeiten eine verantwortungsvolle Führungsposition mit einem breit aufgestellten Handlungsspielraum.

ZFA Quo Vadis?

Nachdem wir sehen, wie attraktiv und vielfältig die verschiedenen Arbeitsfelder und Verantwortungsbereiche nach der Ausbildung zur ZFA sein können, stellt sich nun die Frage: Was ist passiert? Weshalb sprechen wir im Jahr 2020 von einem Fachkräftemangel? Weshalb suchen etliche Praxen händeringend nach Nachwuchs und sind nicht in der Lage ihre Wachstumspläne für die Praxis wie gewünscht umzusetzen? Schauen wir uns die Ausbildungszahlen zur zahnmedizinischen Fachangestellten an, so gibt es hier wider Erwarten nicht einmal einen anhaltenden Abwärtstrend. Seit 1996 starten zwischen 12.000 und 15.000 Schulabgänger/innen eine Ausbildung zur/zum ZFA, wie die Zahlen der BZÄK belegen. In den letzten vier Jahren gab es sogar einen Aufwärtstrend zu verzeichnen. Was sich jedoch verändert hat, ist zum einen die Zahl der vorzeitig gelösten Ausbildungsverträge. Diese hat von 2010 bis 2018 um 65 Prozent zugenommen und lag nach Angaben des statistischen Bundesamtes in 2018 bei 4971 abgebrochenen Ausbildungsverträgen. Im gleichen Zeitraum ging zusätzlich die Zahl der zur Prüfung angemeldeten Kandidaten (m/w/d) mit abgeschlossener Prüfung um 10 Prozent zurück. Aus Gründen, die in der Tiefe noch zu untersuchen wären, stehen insgesamt dennoch weniger Fachkräfte zur Verfügung, denn ein Teil geht auf dem Weg bereits verloren.

In einer durchgeführten Online-Umfrage, die ZahniFinder zusammen mit der DGDH im Jahr 2018 umgesetzt hat, kamen folgende Fakten zutage:

Eine faire Entlohnung, dieser verantwortungsvollen Tätigkeit, ist nicht in allen Teilen der Bundesrepublik üblich. Tarifverträge für ZFAs gibt es nicht in allen Bundesländern, was zu sehr unterschiedlich ausgeprägten Einkommensstrukturen führt. Diese unterliegen dem typischen Nord-Süd-Gefälle und sind geprägt von einer großen Anzahl an Ausnahmen, wie zum Beispiel einer guten Verhandlungsfähigkeit der Fachkräfte.

Neben der eigentlichen Bezahlung, die als Hygienefaktor eingestuft werden kann, waren es aber hauptsächlich ein gelebtes Wertesystem, dass dauerhaft zufriedene Mitarbeiter/innen geschaffen hat. Faire Gleichbehandlung der Praxisteammitglieder, Wertschätzung eingebrachter Ideen und Leistungen, klar gesteckte Tätigkeitsbereiche und Verantwortungen und eine positive Grundkommunikation wurden als die Top vier Grundpfeiler für eine harmonische und erfolgsorientierte Zusammenarbeit genannt.

Alles Dinge, die kein Geld kosten, sondern maßgeblich „nur“ ein gutes Führungsverhalten und eine positive Grundeinstellung im Team erfordern. Für alle, denen es in der Praxis zu „eng“ wird, gibt es darüber hinaus etliche Alternativen sich beruflich zu verwirklichen.

Diesen beruflichen “Alternativen”, widmen wir uns in den folgenden Artikeln zu dieser Serie, in einer der folgenden Ausgaben des recall Magazins.


Wer oder was ist ZahniFinder?

ZahniFinder.de ist eine interaktive Stellenplattform für Jobsuchende ausschliesslich für zahnmedizinische Fachberufe. Anders als in herkömmlichen Foren mit Stellenangeboten muss hier nicht mehr selber recherchiert werden. Die Profile auf beiden Seiten werden durch einen Algorithmus miteinander verglichen und passende Arbeitgeber, die den besten Match für die eigenen Qualifikationen, Vorlieben und Wünsche besitzen, vorgeschlagen.

Auf der Seite der Praxeninhaber funktioniert das System nach dem gleichen Prinzip. Wir hoffen, damit für eine deutlich höhere Transparenz zu sorgen und ähnlich denkende Menschen mit vergleichbaren Werten und Vorstellungen zusammenbringen zu können. Auch das sehen wir als Beitrag zur Erhöhung der Arbeitszufriedenheit.

Ihr habt noch andere Fragen oder Anregungen?

Unter der E-Mail kolumne@zahnifinder.de nehmen wir gerne Ideen für zukünftige Themen entgegen und versuchen diese zeitnah zu beantworten.

Recall Magazin