Organe und (Zahn-)Gesundheit: Teil 3

Wir verbrauchen ständig Energie, sodass Hunger, oder gar Unterzucker entsteht, wir denken an Nahrung oder nehmen diese sensorisch (über Sinnesorgane) wahr. Dies stimuliert jedes Mal unseren Parasympathikus*, der wiederum unter anderem die Ausschüttung einer Vielzahl von Sekreten bewirkt.

*Der Parasympathikus ist Teil des autonomen, vegetativen, unwillkürlichen Nervensystems und der Gegenspieler zum Sympathikus. Ge- meinsam steuern sie, ohne unser bewusstes Zutun, grundlegende lebensnotwendige Funktionen wie zum Beispiel Atmung, Herz-Kreislauf, Verdauung und Fortpflanzung.

Im Gegenzug an das Geben der Sekrete, wird das Nehmen dieses Sinnbilds deutlich an der resultierenden Aufnahme von kleinsten Bausteinen der Nahrung: Monosaccharide (Einfachzucker), Aminosäuren (kleinste Eiweißbausteine) und Fettsäuren. Wo der Magen endet, beginnt der Darm – genauer gesagt beginnt hier der Zwölffingerdarm, beziehungsweise Duodenum – der erste von drei Abschnitten des Dünndarms. Ihm folgen Jejunum (Leerdarm) und Ileum (Krummdarm). Bevor er über eine Klappe in den Dickdarm übergeht. Der gesamte Abschnitt des Dünndarms, von Magenausgang bis zur Krummdarm-Dickdarm-Klappe ist ungefähr 4 bis 4,5 m lang, hat ein Lumen von 4 cm und durch die besondere Struktur der inneren Oberfläche kommen wir auf eine Gesamtfläche von circa 400 m².

Der Zwölffingerdarm heißt übrigens so, weil er ungefähr so lang ist, wie zwölf Zeigefingerbreiten nebeneinander, ungefähr 25 cm. Er ist von seiner Form her nicht so ausgesackt wie der Magen, viel mehr ist er wieder schlauchförmig, windet sich C-förmig und findet dann in seiner Verlängerung einen nahtlosen Übergang zum Jejunum. Die C-Schlinge der Duodenums ist deshalb so interessant, da hier sowohl der Chymus (Speisebrei) aus dem Magen portionsweise (je circa 20 ml) ankommt, als auch die Gallenflüssigkeit aus der Galle, beziehungsweis Leber und der Verdauungssaft aus dem Pankreas (Bauchspeicheldrüse). Außerdem liegt in der C-Schlinge der Kopf der Bauchspeicheldrüse.

Die Gallenflüssigkeit wird übrigens von und in der Leber gebil- det, in der Gallenblase wird die Flüssigkeit vor allem eingedickt und gespeichert. Bei den meisten Menschen gelangen Gal- lensaft und Verdauungssaft über einen gemeinsamen Ausfüh- rungsgang durch die Vatersche Papille (kleine Ringmuskelöff- nung) ins Duodenum. Ausgelöst wird die Abgabe dieser Säfte reflektorisch über das Nervensystem und hormonell über das Blutsystem. Es gibt also Rezeptoren, die registrieren, dass Chy- mus ins Duodenum gelangt und dass jetzt Verdauungssäfte zu deren Bearbeitung benötigt werden.

Die Gallensäfte werden vorrangig für die Fettverdauung benötigt, die Pankreassäfte bearbeiten Kohlenhydrate, Eiweiße und auch Fette. Sowohl Gallensaft als auch Bauchspeichel sind alkalisch, sie neutralisieren deshalb den Speisebrei, der ja im Magen stark angesäuert wurde. Dies ist einerseits für die folgenden Funktionsschritte der Verdauung nötig aber noch viel wichtiger ist hierbei der entstehende Schutz für die Schleimhaut des Darms, die nicht besonders säureresistent ist.

Das Thema Säure ist ein entscheidender Faktor für die Entstehung von Geschwüren in diesem Bereich, die entweder als Ulcus ventriculi (Magengeschwür) oder Ulcus duodeni (Zwölffingerdarmgeschwür) in dieser Übergangszone entstehen können. Aber auch eine Besiedelung der Schleimhaut mit dem Bakterium Helicobacter Pylori könnte ursächlich für diese sogenannte gastroduodenale Ulkuskrankheit (Geschwürerkrankung von Magen und Zwölffingerdarm) sein.

Symptomatisch lassen sich die beiden durch den Zeitpunkt des Schmerzes unterscheiden, wobei das Magengeschwür prinzipiell einen Dauerschmerz zeigt und eher zusätzliche Schmerzen direkt im Anschluss an eine Mahlzeit verursacht, weil die verweilenden Nahrungsreste das geschwürige Gewebe reizen. Im Gegensatz dazu besteht beim Zwölffingerdarmgeschwür eher ein Nüchternschmerz, der bevorzugt nachts auftritt und früh morgens, sich aber durch Nahrungsaufnahme bessert – weil neutralisierende Verdauungssäfte wohl die Symptomatik lindern.

Im Jejunum erfolgt die Hauptarbeit der Resorption. Über verschiedene Sekrete und Enzyme wird der Speisebrei in Feinstarbeit in seine kleinsten Bausteine zerlegt und über die Schleimhaut aufgenommen. Monosaccharide, Aminosäuren, Mineralien und wasserlösliche Vitamine werden spezifisch aufgenommen und mit dem Blut über die Pfortader zur Leber transportiert. In der Leber werden die Bestandteile kontrolliert, verarbeitet und teilweise gespeichert. Fette und fettlösliche Vitamine werden im Darm mithilfe von Gallensäuren über die Saumzellen in die Lymphe der Darmwand abgegeben und unter Umgehung der Leber ins Blut weitergegeben. In den Lymphknoten finden auch hier Kontrollmaßnahmen und Abwehrfunktionen statt. Im anschließenden Ileum findet nun immer weniger Resorption statt und dafür mehr Immunfunktion durch die Peyer-Plaques, die sich im Endbereich befinden.

Im Selben Abschnitt des Ileums findet die Hauptaufnahme von Vitamin B12, Vitamin C und Gallensäuren statt. Dieser Bereich des termina- len Ileums ist auch Fokus für verschiedene pathologische Thematiken. Ist dieser Bereich krankhaft verändert, zum Beispiel entzündet bei M.Crohn oder Colitis Ulcerosa oder durch Operationen entfernt oder beschädigt worden, so resultiert eine Einschränkung der diesbezügli- chen Immunfunktion sowie auch der Mangel vor allem an Vitamin B12 und Gallensäuren.

Durch Vitamin B12-Mangel kann es zu einer Anämie (Blutarmut) und deren Folgen kommen. Durch einen Mangel an Gallensäuren kann sich ein Gallensäureverlustsyndrom anschließen, bei dem die Gallensäuren, in größerer Menge als üblich, in den Dickdarm gelangen und hier zu Durchfall führen können. Außerdem folgen Störungen der Fettresorption, einschließlich der fettlöslichen Vitamine (A, D, E, K) und deren weiteren Auswirkungen.

Schließlich folgt nach dem Übertritt durch die Bauhin-Klappe der Dickdarm. Dieser kann wiederum aufgeteilt werden in Blinddarm mit Wurmfortsatz, aufsteigenden, queren und absteigenden Dickdarm, sowie Sigmoid und Rektum. In diesem Abschnitt der Verdauung geht es ums loslassen und ums geben. Nachdem zunächst Wasser rückresorbiert wurde, damit der Stuhl eingedickt wird – Dickdarm eben. Im Dickdarm tummeln sich eine Vielzahl von Mikroorganismen, hauptsächlich Bakterien, die für jeden Menschen so individuell sind wie dessen Fingerabdruck. Man nennt das ganze Spektakel dann Mikrobiota. Die Bakterien verwenden Bestandteile der Nahrung, allen voran Ballaststoffe, zur eigenen Ernährung und verstoffwechseln diese. Sie produzieren aber auch verschiedene Neurotransmitter, wie beispielsweise Tryptophan/ Serotonin oder Vitamine.

Eine Dysbalance dieser individuellen Zusammensetzung kann zu zahlreichen pathologischen Erscheinungen führen, von Blähungen und Durchfall/Verstopfung bis hin zu entzündlichen Darmerkrankungen, Immunschwächen, Autoimmunkrankheiten, Nervenerkrankungen, psychischen Erkrankungen und auch Kopfschmerzen, sogenannte Bauchkopfschmerzen.

Ähnlich wie in der Mundhöhle geht es mal wieder um Balance, nicht darum sämtliche Bakterien zu verteufeln. Eine Vielzahl dieser Mikro- organismen sind essentiell, also unbedingt notwendig für unser Wohlergehen, andere Spezies hingegen eher störend. Das Ziel sollte also sein, die nutzbringenden Bakterien zu füttern und zu erhalten, da sie beispielsweise auch den Platz besetzen, der dann von pathologischen Bakterien nicht eingenommen werden kann. Beeinflussen kann man die persönliche Mikrobiota übrigens simpel über die Nahrungsauf- nahme. Das will heißen, die körpereigene Bakterienkultur ist ziemlich genau abgestimmt auf die Erfordernisse, also die ankommenden Nah- rungsbestandteile. Als allgemein förderlich für die Mikrobiota gelten:

  • Ballaststoffe (Gemüse, Vollkorn)
  • Milchsäurebakterien (Milchprodukte)
  • Inulin in Artischocken, Chicorée
  • Resistente Stärke (gekochte, danach abgekühlte Kartoffeln)
  • Ungesättigte Fettsäuren
  • Omega-3-Fettsäuren
  • Probiotische Lebensmittel (enthalten lebende Mikroorganismen, zum Beispiel Miso, Kefir, saure Gurken, Sauerkraut, Käse, fermen- tiertes Gemüse)
  • Präbiotische Lebensmittel (vor allem Ballaststoffe: Gemüse, Obst, Nüsse, Vollkorn).

Dies gilt selbstredend auch für nützliche Bakterien in der Mundhöhle, so kann also die Mundgesundheit durch das Essen von oben genannten Lebensmitteln unterstützt werden!

Die herausragende Kombination aus den bereits zuvor genannten Teilaspekten der Verdauung: Organe, Hormone, Nervensystem, Immunsystem und Psyche, lässt sich in diesem kurzen Abriss nur erahnen, der Einfachheit zu Liebe verzichte ich auf die Auflistung aller bislang bekannten beteiligten einzelnen Komponenten. Der Wandaufbau des Magen-Darm-Trakts beinhaltet eine enorme Vielfalt an unterschiedlichen spezifischen Zellen. Zunächst ist die Wand grob in 4 Schichten zu unterteilen:

  • Mukosa (Schleimhaut)
  • Submukosa (Schicht unter der Schleimhaut)
  • Muscularis (Muskelschicht)
  • Adventitia/Serosa des Peritoneums (Bindegewebe, Bauchfell).

Die Schleimschicht (Mukosa) ist die innere Oberfläche dieser Organe, sie beherbergt, wie der Name schon vermuten lässt, verschiedene Drü- senzellen, die vor allem Schleim produzieren. Dieser Schleim dient unter anderem zum Schutz und zur Gleitfähigkeit. Außerdem ist die Mukosa des Magens, Darm und auch der Gallenblase aus hochprismatischem Epithel aufgebaut, welches die Dehnbarkeit dieser Organe und die hohe Resorptionsfähigkeit gewährleistet.

Die Drüsenzellen befinden sich in Ein- oder Ausstülpungen (Drüsen, Krypten und Zotten) dieser besonderen Schleimhaut.

In der Submukosa finden wir weitere exokrine und endokrine (nach innen und außen abgebende) Drüsen, die zusätzliche Sekrete absondern. Außerdem befinden sich in dieser Wandschicht Nervenzellgeflechte, die eben die Drüsentätigkeit innervieren, die so genannten Meissner-Plexus. Verschiedene Ansammlungen von Abwehrzellen tragen zur immensen Immunleistung des Darms bei. Besonders zahlreich sind sie im endständigen Abschnitt des Ileums vorhanden, als so genannte Peyer-Plaques. Auch Blutgefäße, Lymphgefäße und weitere Nerven lassen sich hier lokalisieren.

Die Muscularis beherbergt selbstredend Muskelschichten und zu deren Innervation die Auerbach-Plexus. Die Adventitia schließlich dient der Verankerung der Organe an Ort und Stelle und der Verschieblichkeit gegeneinander.

Da die Wandschichten in veränderlicher Form in allen Abschnitten des Verdauungstraktes vorkommen, wird hier nochmal deutlich wie ver- zahnt alle Systeme miteinander sind.

Insgesamt sind hier circa 70 Prozent der Immunzellen verankert. Es ist wohl das größte hormonproduzierende Organsystem. Und es enthält so reichliche Nervenzellansammlungen, dass es nicht verwunderlich ist, wieso wir vom Bauchhirn sprechen – ist es ja direkt mit unserem Gehirn verbunden. Die Psyche kann man hier als ein alles umhüllendes Konstrukt betrachten. Sie steuert zwar nicht primär die Verdauungsleistung aber hegt großen Einfluss auf dessen Ablauf.

Bereits erwähnt habe ich, dass der Sympathikus die Verdauungsleistung zum Stillstand bringen kann. Stellvertretend für den Sympathikus stehen Stress-Reaktionen, da ist es nicht verwunderlich, dass durch Hektik nicht gut verdaut werden kann. Denn um etwas zu verdauen brauchen wir Zeit, Ruhe und Seelenfrieden. Die Verdauung, sowohl auf körperlicher Ebene als auch psychisch und seelisch, bedarf einiger Stationen.

Nahezu unglaublich erscheint die Umwandlung von Grobem zu Feinem, von Materie zu Energie. Es ist ein fortwährender Zyklus. Wir nehmen etwas auf und verdauen es auf verschiedenen Zwischenstationen, während derer die Spreu vom Weizen getrennt wird. Nahrhaftes wird bis ins Detail aufgespalten und aufgenommen und weiterverwertet, während nicht förderliche Substanzen und Abfallstoffe so gut wie möglich ausgeschieden werden.

Sorgfältig prüfen unsere Organe, ohne unser willentliches zutun, welchen Nährwert die Bestandteile der Nahrung für unsere Lebenskraft besitzen. Was wird gebraucht? Was unterstützt, nährt uns? Wofür lohnt es sich Energie aufzuwenden, die Dinge zu verarbeiten?

Welchen Profit erhalten wir aus den angeeigneten Dingen? Wie gut kann man geben, wie gut also loslassen?

Und mit dem Stichwort „Loslassen“ endet diese Organreihe – schade. Wir haben uns über mehrere Teile den Weg der Nahrung von Mund- höhle, speziell der Zunge, über den Magen und schließlich zum Darm angeschaut und einen kleinen Einblick in die ganzheitlichen Aspekte dieses Naturschauspiels erhaschen können.

Aber jedem Ende wohnt ein Anfang inne und so beginnen wir im nächsten Jahr mit neuen spannenden Themen, aus der Kombination von Holistik, Medizin und Mundgesundheit.

 

Ich hoffe ihr seid gespannt und freue mich auf viele neugierige Leser:innen.

 

Eure Roxane.

Holistische Magie mit Roxy

Was mich an der Naturheilkunde so fasziniert ist die Nähe zur Natur sowie deren und auch unseren Ursprüngen als Mensch. Zunächst ein kleiner Ausfug in meine persönliche Vergangenheit. Begeistert von der Zahnmedizin beschäftigte ich mich im Rahmen meiner Bachelorarbeit (Studiengang: Dentalhygiene und Präventionsmanagement) vorrangig mit einem speziellen Bakterium in der Mundhöhle: Fusobacterium nucleatum. Es steht im Zusammenhang mit entzündlichen Veränderungen in der Mundhöhle wie Gingivitis und Parodontitis. Dabei ist dieses Bakterium nicht per se pathogen, also krankmachend, es fungiert viel mehr als eine Art Brückenkeim. Fusobacterium nucleatum kann sich an kommunale, nutzbringende Bakterien (nicht nur in der Mundhöhle) anhaften und im Weiteren pathogenen Bakterien als Anker zur Anheftung dienen.

Spannend fand ich stets die Raffinesse der Bakterien. Man kann schulmedizinisch auf simple Art und Weise einer Vielzahl an bakteriell bedingter Störungen begegnen und zwar mit dem Einsatz von Antibiotika. Doch vor dem Hintergrund der stetig wachsenden Resistenzen der Mikroorganismen, (Stichwort: Raffinesse) und weiteren aufkommenden Problematik der Breitbandverabreichung von Antibiotika hat mich interessiert, welche Alternativen zur Verfügung stehen könnten.

Ich stieß während meiner Recherchen auf eine Vielzahl von pfanzlichen Inhaltsstoffen und bakteriellen Substanzen aus der Natur – Resveratrol aus roten Trauben, Grüntee-Extrakte und Inhalte des Salbeis scheinen ähnlich wirkungsvoll zu sein wie beispielsweise Jod. Übrigens untersuchten Ben Lagha et al. 2020 die Effekte der ätherischen Öle von Winterbohnenkraut, Pfefferminze und Engblättrigem Sumpfporst (eine Art Rhododendron) auf Fusobacterium nucleatum. Sie konnten zeigen, dass diese ätherischen Öle bakterizid gegen Fusobacterium nucleatum wirkten, sowohl in planktonischer Lebensweise als auch eingebettet in Biofilm. Im Unterschied dazu konnten sie eine geringe Zytotoxizität auf die oralen Keratinozyten sowie eubiotische Bakterien nachweisen.

Auf Grundlage dieser Forschungsarbeit könnten zukünftig bahnbrechende Mundhygieneprodukte wie Zahnpasta, Spülungen oder Gele entwickelt werden, welche parodontalen Biofilm sowie Halitosis der Vergangenheit angehören lassen (Ben Lagha et al., 2020). Die Breite an Möglichkeiten, die mir damals durch die intensive Recherche offenbart wurde, öffnete meine Tore in die Welt der Alternativmedizin beziehungsweise der Naturheilkunde und ich begann meine erste (von vielen Folgenden) naturheilkundliche Ausbildung zur Heilpraktikerin (Corona-bedingt wird meine Abschlussprüfung im Oktober 2022 stattfinden).

Heute therapiere ich meine Patienten nicht nur auf herkömmliche konventionelle Art in der Dentalhygiene, sondern stehe auch ganzheitlich beratend und naturheilkundlich begleitend zur Seite. Ich bin mittlerweile selbstständig als „holistic health coach“ und arbeite in diesem Feld als ganzheitliche Ernährungsberaterin, Heilfplanzenberaterin, Mentalfeld-Coach und gebe auch Reflexzonenmassagen. Mein Wissen sowie Themen, die mich beschäftigen, teile ich auf Instagram unter saluto.genesis oder auf meiner Website www.salutogenesis-laden.de.

Holismus

In der Natur gibt es keine Isolate – nichts besteht allein oder getrennt von allem anderen – alles ist mit allem verbunden – so auch der Mensch. Wir sind Teil der Natur und des großen Ganzen. Deshalb bin ich mit Leib und Seele in der Naturheilkunde verwurzelt, ich betrachte jeden Menschen in seiner individuellen Ganzheit und jede Therapie richtet sich genau danach aus. Als ganzheitliche Ernährungs- und Heilpflanzenberaterin bediene ich mich den Tools der Medizin der Erde. Ich kann die Mundhöhle nicht als separaten Teilbereich menschlicher Gesundheit sehen, denn an jedem Zahn hängt auch ein ganzer Mensch. Wenn man dies im Kopf behält, wird einem auch klar, wieso es nicht die eine „zahngesunde Ernährung“ gibt. Erstens ist die Ernährung der Menschen so individuell wie der Mensch selbst und zweitens sollte jede individuelle gesunde Ernährung gleichermaßen für alle Bereiche des Körpers gesund sein. Drittens ist nicht für jeden Menschen alles gleichermaßen verstehbar, handhabbar und sinnhaftig (Dies sind übrigens die Pfeiler der Salutogenese – einer ganzheitlichen Betrachtungsweise, auf deren Prinzipien meine Arbeit als „Salutogenesis“ gründet).

Ein kleines Beispiel: Möglicherweise hat die häufig propagierte Kombination von Rotwein mit Käse einen positiven Effekt auf die Säu- reeinwirkung in der Mundhöhle. Bei dieser Annahme wird davon ausgegangen, dass die Calciumkonzentration des Käses quasi die Säureaktivität sowohl von Rotwein als auch von Käse neutralisiert. Diesem Sachverhalt kann ich persönlich nicht zustimmen, denn sowohl Rotwein als auch Käse weisen einen sauren pH-Wert auf. Dazu sei gesagt, dass der pH-Wert eines Lebensmittel nicht hinreichend Aufschluss auf dessen Erosivität gibt. Dennoch konnte ich keine Studie finden, die diese Empfehlung wissenschaftlich stützt. Manchen Menschen kann diese Kombination sogar zum Verhängnis werden. Sollte eine Person eine Histaminintoleranz haben, unabhängig davon, ob sie es weiß oder nicht, dann könnte die Folge von diesem gut gemeinten Ratschlag ein stundenlanger Migräneanfall sein. Ähnlich verhält es sich mit dem Thema Obst. Von klein auf wird Kindern gepredigt, wie sie sich gesund ernähren sollen. Gemüse und Obst ist gesund und so weiter. Der Zahnarzt sagt denselben Kindern dann, dass Obst gesund für den Körper aber nicht gesund für die Zähne sei. Warum? Weil Fruchtzucker nun mal auch Zucker ist und einige Obstsorten Fruchtsäuren enthalten.

Ich halte es da lieber wie das bekannte Sprichwort: „An apple a day keeps the doctor away.“ Wenn unverarbeitete Lebensmittel direkt von Mutter Erde nicht mehr gesund sein sollen, stellt sich mir die Frage, wie die Menschheit es überhaupt bis hierhin geschafft hat. Und auch dazu fällt mir ein passendes, abschließendes Sprichwort ein: „Die Dosis macht das Gift“. Ein Apfel ist gesund nicht eintausend Äpfel, aber das darf jeder für sich selbst herausfinden.

Wie ihr sehen könnt, besteht die holistische Weltanschauung nicht aus einem gelesenen Buch oder einer Wochenendfortbildung. Ebenso be- steht die Magie auch nicht aus einer 10-Punkte-Checkliste für universelle Gesundheit. Aber genau das macht es aus, das macht die Sache so spannend und magisch.

Und als Antwort auf die Frage vom Anfang:

Einmal täglich Zähneputzen würde ausreichen, wenn man alle Zahnflächen zu 100 Prozent reinigt. Dann doch lieber zweimal täglich zur Zahnbürste greifen!

Wie die holistische Magie mit der Mundhöhle, deren Prävention und Erkrankungen umgeht, zeigt euch Roxy in der nächsten Ausgabe. Vielleicht ist für den einen oder anderen ein Praxistipp dabei. Oder ihr holt euch Anregungen für eure eigene holistische Gesundheit. Freut euch auf die Fortsetzung!

Polierkelche in der Prophylaxe

Seit rund fünf Jahren bin ich in der Dentalhygiene und dem Präventionsmanagement tätig. Ob Jung oder Alt, täglich stehe ich wieder der Herausforderung gegenüber, mich an die individuellen Bedürfnisse meiner Patienten zu adaptieren. Befunde und Bedürfnisse des Patienten verlangen immer wieder eine ausgewogene Kombination aus unvoreingenommenem Blick auf den konkreten Patientenfall sowie einer ganzheitlichen Betrachtungsweise.

Letztlich lässt sich jeder Patient am besten durch die individuell erzielten Ergebnisse zu einer besseren häuslichen Mundhygiene motivieren. Wie mir das zum Beispiel durch den Einsatz von Polierkelchen während der Oral Health Care Behandlung im Praxisalltag gelungen ist, schildere ich euch anhand zweier unterschiedlicher Patientenfälle.

Patientenfall 1

Die vorgestellte Patientin ist 59 Jahre alt und kommt regelmäßig alle sechs Monate zur Oral Health Care Behandlung. Zu Beginn dieser Sitzung wies sie leichte Hygienedefizite auf. Nach eigener Aussage putze sie zweimal täglich manuell die Zähne. Außer der Zahnbürste kommen keine weiteren Hilfsmittel zum Einsatz. Bei der Anamnese gab die Patientin Hypertonie und Hypothyreose an. Ansonsten gab es keine anamnestischen Auffälligkeiten.

Vor der professionellen Zahnreinigung ermittelten wir den API, der mit 44 Prozent auf eine verbesserungsbedürftige Zahnpflege und Mundhygiene hinwies. Zusätzlich wurde der BOP-Index mit zehn Prozent ermittelt, der eine nur geringe Entzündung des Zahnfleisches darstellt.

Da sich die Patientin nach eigenen Angaben schwer tut mit der Interdentalraumreinigung und Zahnseide, habe ich vor der Prophylaxe-Behandlung die Zähne angefärbt, um ihr die vorhandenen „Putzdefizite“ deutlicher demonstrieren zu können. Daher empfahl ich ihr ab sofort für eine einfache und gründliche Reinigung der Zahnzwischenräume entsprechende Bürstchen zu verwenden. Die feinen Borsten erreichen alle kritischen Stellen zwischen den Zähnen und reinigen dank des Regenschirm-Effektes effektiv und schonend.

Vorab wurde eine orale Desinfektion mittels CHX-Mundspülung durchgeführt. Anschließend an die Demonstration der  verbesserungswürdigen Stellen wurden die harten und weichen Beläge entfernt und die Zähne mit Einmalpolierkelchen poliert. Diese Politur empfand die Patientin als sehr angenehm. Daraufhin wurden alle Sulkusränder mittels CHXSpülung desinfiziert, CHX-Gel appliziert und die Zwischenräume mittels Zahnseide abschließend gereinigt.

Mit einem erfolgreichen Behandlungsergebnis und neuer Zuversicht, die häusliche Mundhygiene jetzt besser in den Griff zu bekommen, verabschiedeten wir uns mit dem Ausblick auf eine Wiedervorstellung in sechs Monaten.

Patientenfall 2

Die 78-jährige Patientin stellte sich erstmals zur Zahnreinigung vor. Bei der Anamnese gab sie Hypertonie und Diabetes mellitus an, machte  insgesamt einen agilen und selbstbestimmten Eindruck. Erst vier Wochen zuvor hatte sie in unserer Praxis neuen Zahnersatz erhalten, mit dem sie nach eigener Aussage gut zurechtkommt. Auffällig bei der Befundaufnahme waren offensichtliche Schwierigkeiten bei der häuslichen Mundhygiene im Bereich der Sulkusränder.

Ich sprach mit der Patientin offen darüber, auch künftig eine disziplinierte Mundhygiene fortzusetzen. Altersbedingte motorische Einschränkungen oder nachlassendes Sehvermögen können eine korrekte Mundhygiene erschweren. Und gerade Implantate benötigen eine komplexe Versorgung, um etwaige Infektionen wie Periimplantitis zu vermeiden. Daher sollte bei ihr der Fokus der häuslichen Mundhygiene auf der gründlichen Reinigung der Zahnzwischenräume besonders am Implantat liegen. Die offenen Worte trafen auf viel Verständnis und trugen sichtlich zur Remotivation bei. Der Plaque-Index lag bei 26 Prozent, der BOP-Index bei sechs Prozent, was insgesamt als gute  Mundhygiene bewertet werden kann. Auch diese Rückmeldung an die Patientin soll helfen, die Mundpflege weiterhin so diszipliniert beizubehalten.

Nach Befund, Indizes und Instruktion wurden nun wie bei der vorhergehenden Patientin die weichen und harten Beläge entfernt. Es folgte eine Politur mittels Poliersystem und ebenso eine CHX-Applikation. Wir vereinbarten den Recall in sechs Monaten und sichtlich zufrieden und auch ein bisschen stolz verließ die Dame unsere Praxis.

Fazit

Auch wenn sich der grundlegende Ablauf einer professionellen Zahnreinigung von Patient zu Patient wiederholt – Stichwort „Qualitätssicherung“ – ist jede Behandlung einzigartig wie ein Fingerabdruck. Das beginnt schon bei der Anamnese und setzt sich fort beim Beratungsgespräch, bei dem jeder Patient auch als Persönlichkeit wahrgenommen werden will. Hinzu kommen die Auswahl der individuell verwendeten Instrumente und Produkte sowie die spezifische Foki-Setzung bis hin zu den richtigen Worten, damit die Behandlung auch außerhalb der Praxisräume mit dem Patienten gemeinsam zum Erfolg geführt werden kann.

Ein überzeugendes Behandlungsergebnis, wie beispielsweise mit Hilfe des Einsatzes von Einfärbungen und Polierkelchen, kann einen jeden dabei weitreichend unterstützen.

Xerostomie in der Menopause

Mundtrockenheit ist für die Betroffenen nicht nur sehr belastend und mindert die Lebensqualität, unbehandelt drohen auch ernste Folgeerkrankungen. Durch den fehlenden Speichel geht dessen protektive Wirkung auf die Zahnhartsubstanzen verloren, sodass es vermehrt zu Karies kommen kann. Auch eine Parodontitis, Pharyngitis oder Kerato­ konjunktivitis kann durch Xerostomie mit bedingt sein. Zudem tritt sehr häufig Mundgeruch auf.

Patientenfall

Die Patientin auf dem Behandlungsstuhl ist Ende 40 und gesund. Zur Verhütung und rechtzeitigen Früherkennung von eventuellen Zahn­, Mund­ und Kieferkrankheiten ist sie zur halbjährlichen routinemäßigen Vorsorgeuntersuchung in die Praxis gekommen. Aktuelle Probleme mit den Zähnen oder dem Zahnfleisch werden nicht geäußert.

Befund

Die Untersuchung der Mundhöhle ist zunächst unauffällig. Allerdings bleibt der Dentalspiegel schon nach kurzer Zeit an der Zunge der Patientin kleben und muss mit etwas Wasser befeuchtet werden, um ihn schmerz­ frei wieder lösen zu können. Auf Nachfrage berichtet die Patientin, dass sie schon länger ständig einen trockenen Mund habe. Nach schleichen­ dem Beginn müsse sie nun während der Vorträge, die sie im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit hält, immer häufiger einen Schluck Wasser zu sich nehmen, um den Mund zu befeuchten. Sie leide zunehmend darunter und empfinde es auch als sehr unangenehm, wenn sie sogar beim „normalen“ Essen immer öfter trinken muss, um keine Schwierigkeiten beim Schlucken der Speisen zu haben.

Therapie und Verlauf

Bei der gemeinsamen Besprechung der möglichen Ursachen berichtet die Patientin, dass sie sich in der Menopause befinde und dass auch ihre behandelnde Gynäkologin über die sehr trockenen Schleimhäute gesprochen habe, allerdings nicht in Verbindung mit der Mundhöhle. Andere mögliche Ursachen für die Mundtrockenheit können durch ge­zielte Fragen ausgeschlossen werden. Trotzdem wird die Patientin darauf hingewiesen, sicherheitshalber ihren Hausarzt aufzusuchen und auch die Schilddrüsenwerte kontrollieren zu lassen.

Nach ausführlicher Beratung über die verschiedenen Ursachen der Mund­trockenheit und die bestehenden Möglichkeiten zur Anregung der Spei­chelproduktion kann nach Einsatz von zwei Hüben GUM® HYDRAL™ Feuchtigkeitsspray die Untersuchung der Mundhöhle ohne Probleme weitergeführt und beendet werden. Die Patientin ist spontan begeistert von der sofort eintretenden „Gleitfähigkeit“ im Mund nach Benutzung des Sprays, vom angenehmen Geschmack nach Minze und der Einfach­ heit der Anwendung. Sie scherzt: „Meine Zunge hat jetzt plötzlich wieder ganz viel Platz im Mund“. Die GUM® HYDRAL™ Patientenbroschüre, die Informationen für Patienten enthält, und eine Probe des Präparats werden der Patienten zum Abschluss der Behandlung mitgegeben.

Diskussion

Nicht wenigen Patienten ist – vor allem im Anfangsstadium – nicht be­wusst, dass sie an Xerostomie leiden. Deshalb sollte bei jeder zahnärzt­lichen Behandlung darauf besonders geachtet und, falls ein Verdacht besteht, das Thema Mundtrockenheit mit dem Patienten besprochen und eine Therapie eingeleitet werden. Insbesondere Frauen in der Menopause sind besonders gefährdet wie auch Patienten, die mehrere Medikamente einnehmen müssen. Man kennt heute mehr als 400 Arzneimittel, die zu einer Hyposalivation führen, viele davon sind häufig verordnete Subs­tanzen (zum Beispiel Antihypertensiva, Antihistaminika, Migränemittel, Anorektika, Antidepressiva etc.).

Häufig ist eine Stimulation der Speichelproduktion nicht möglich, daher muss eine Benetzung der Mundschleimhaut durch geeignete exogene Substanzen erfolgen. GUM® HYDRAL™ ist eine komplette Produkt­palette – bestehend aus Feuchtigkeitsgel, Feuchtigkeitsspray, Mund­spülung und Zahnpasta –, die bei Mundtrockenheit sofort befeuchtet, eine langanhaltende Linderung der Symptome bietet und vor den Folge­schäden schützt. Die aktiven Inhaltsstoffe Betain, Taurin, Hyaluronsäure und Natriumcitrat benetzen und befeuchten die trockenen Schleimhäute durch ihre rückfettenden Inhaltsstoffe. Sie bilden eine schützende Schicht über der Mundschleimhaut und lindern so schnell das Trockenheitsge­fühl, beseitigen eventuelle Schwierigkeiten beim Essen und reduzieren vorhandene Schmerzen und Entzündungen. Zudem fördern sie die Rege­neration des oralen Weichgewebes.

Recall Magazin