Die meisten Menschen, bei denen eine Korrektur von Zahnfehlstellungen mit kieferorthopädischen Apparaturen erfolgt, sind Jugendliche. Diese Patientengruppe wird häufig mit einem grundsätzlich erhöhten Kariesrisiko in Verbindung gebracht.3 Der noch nicht vollständig ausgereifte Schmelz ist anfälliger gegenüber Angriffen durch Säure und Bakterien, während die Ernährungsgewohnheiten häufig wenig zahnfreundlich sind. Durch das Tragen kieferorthopädischer Apparaturen werden die Bedingungen zusätzlich erschwert. Bei festsitzenden Multibracket-Apparaturen liegt dies daran, dass speziell an der Bracketbasis zusätzliche Retentionsflächen für Plaque und pathogene Bakterien geschaffen werden.1,2 Aufgrund der zahlreichen schwer zugänglichen Nischen wird die Prophylaxe zur besonderen Herausforderung: Häufig verbleiben mehr potenziell schädliche Plaque und Bakterien im Patientenmund, wodurch das Risiko einer Demineralisierung der Zahnhartsubstanz, die zur Bildung von White Spots und Karies führen kann, sowie der Entstehung entzündlicher Prozesse an der Gingiva steigt.
Ähnlich verhält es sich bei Patienten, bei denen die kieferorthopädische Behandlung mit Alignern erfolgt.4 Obwohl zu dieser Patientengruppe und ihrem Karies- bzw. Gingivitisrisiko nur wenige aussagekräftige Studien vorliegen, besteht die Annahme, dass die Hygienefähigkeit ebenso eingeschränkt ist wie bei festsitzenden Apparaturen. Zusätzliche Retentionsflächen für Plaque und Bakterien werden bei Patienten mit Alignern durch das Anbringen von Attachements an den Zähnen geschaffen. Zudem könnte die unregelmäßige Oberfläche der Aligner selbst eine bakterielle Besiedelung begünstigen.5
Prophylaxe in der Praxis
Für Patienten mit Alignern oder Multibracket-Apparaturen ist eine engmaschige Kontrolle der Mundgesundheit daher besonders wichtig. Es empfiehlt sich einen speziell für Patienten in kieferorthopädischer Behandlung entwickelten Orthodontic Plaque Index (OPI) zu erheben, der eine präzisere Kontrolle der Mundhygiene im direkten Bracketumfeld ermöglicht.1 Im Rahmen der Kontrolluntersuchungen sollte zudem regelmäßig eine professionelle Zahnreinigung erfolgen.5 Nicht zuletzt ist die Möglichkeit der Bracketumfeldversiegelung mit fluoridhaltigen Produkten zu nennen, die über einen längeren Zeitraum auf der Zahnsubstanz verbleiben.6 Sie fördern die Remineralisierung des Zahnschmelzes, beugen einer Demineralisierung vor und verhindern so erfolgreich die Bildung von White Spots sowie Karies.
Präventive Maßnahmen zu Hause
Für die häusliche Mund- und Zahnpflege hat sich die tägliche 3-fach-Prophylaxe bewährt: Das sorgfältige Putzen der Zähne mit einer fluoridhaltigen Zahncreme wird durch die Reinigung der Bereiche zwischen Brackets und Bögen mit speziellen Bürstchen oder Zahnseide ergänzt. Um letzte Reste von Plaque zu entfernen, ist die regelmäßige Anwendung einer Mundspülung mit antibakterieller Wirkung (z.B. Listerine®) sinnvoll. Dies bestätigt auch die S3-Leitlinie „Häusliches chemisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis“.3 Demnach eignen sich Mundspülungen zur Reduktion des Biofilms und somit zur Vorbeugung von Gingivitis. Besonders wichtig erscheint ihre Anwendung laut Leitlinie im Rahmen der Reinigung mechanisch schwer zugänglicher Bereiche, die bei Patienten mit festsitzenden kieferorthopädischen Apparaturen zahlreich vorhanden sind. Nur für ätherische Öle (wie z.B. in Listerine®) und Chlorhexidin (CHX) liegt eine hervorragende Datenlage vor, gleichzeitig weisen beide Wirkstoffe einen großen Effekt auf Plaque und Gingivitis auf. Zudem überzeugen ätherische Öle auch bei langfristigem Gebrauch: „Gegenüber CHX und Aminfluorid/Zinnfluorid (ASF) treten auch bei einer Langzeitverwendung keine oralen Verfärbungen auf“3.
Listerine® – mit oder ohne Alkohol?
Die Mundspülung auf Basis der vier ätherischen Öle ist in vielen verschiedenen Varianten erhältlich. Für den Einsatz bei Kindern (ab 6 Jahren) und Jugendlichen, d.h. der Patientengruppe, bei der am häufigsten eine kieferorthopädische Behandlung erforderlich ist, eignet sich insbesondere die alkoholfreie Variante Listerine® Cool Mint Milder Geschmack. Sorgen darüber, dass dieses Produkt weniger wirksam sein könnte als seine alkoholhaltigen Alternativen, muss sich niemand machen. Dies zeigten die Ergebnisse einer Studie, bei der die Wirksamkeit zweier Listerine®-Produkte zur Reduktion von Plaque, Gingivitis und Zahnfleischbluten untersucht wurde.7 Sowohl die alkoholfreie Mundspülung Listerine® Cool Mint Milder Geschmack als auch die Alkohol enthaltende Variante Listerine® Cool Mint zeigten die gewünschten Effekte. Unterschiede in der Wirksamkeit wurden nicht festgestellt.
Quellen:
1 Beberhold K, Sachse-Kulp A, Schwestka-Polly R, Hornecker E, Ziebolz D. The Orthodontic Plaque Index: an oral hygiene index for patients with multibracket appliances. Orthodontics (Chic.). 2012;13(1):94-9.
2 Sundararaj D, Venkatachalapathy S, Tandon A, Pereira A. Critical evaluation of incidence and prevalence of white spot lesions during fixed orthodontic appliance treatment: A meta-analysis. J Int Soc Prev Community Dent. 2015;5(6):433-439.
3 American Academy of Pediatric Dentistry. Adolescent Oral Health Care. Recommendations: Best Practices, 2015; 221-228.
4 Sifakakis I, Papaioannou W, Papadimitriou A, Kloukos D, Papageorgiou SN, Eliades T. Salivary levels of cariogenic bacterial species during orthodontic treatment with thermoplastic aligners or fixed appliances: a prospective cohort study. Prog Orthod. 2018;19(1):25. Published 2018 Aug 1. doi:10.1186/s40510-018-0230-4
5 Khoroushi M, Kachuie M. Prevention and Treatment of White Spot Lesions in Orthodontic Patients. Contemp Clin Dent. 2017;8(1):11-19. doi:10.4103/ccd.ccd_216_17
6 Kumar Jena A, Pal Singh S, Kumar Utreja A. Efficacy of resin-modified glass ionomer cement varnish in the prevention of white spot lesions during comprehensive orthodontic treatment: a split-mouth study. J Orthod. 2015;42(3):200-207.
7 Lynch MC, Cortelli SC, McGuire JA, et al. The effects of essential oil mouthrinses with or without alcohol on plaque and gingivitis: a randomized controlled clinical study. BMC Oral Health. 2018;18(1):6.
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