Doch so schön es auch scheint der unberührten Natur so nah zu sein, ist es Campern aufgrund der gesetzlichen Vorlagen z.B. Naturschutz, nicht einfach möglich, ihren Urlaub an frei gewählten Orten zu verbringen. Hier entstehen in hochfrequentierten Naherholungsgebieten häufig Spannungen zwischen den Wohnmobilreisenden und Ortsansässigen. „Landvergnügen“ bietet ein für die betroffenen Kommunen und ihre landwirtschaftlichen Betriebe leicht umsetzbares Angebot, um das Potential des Campingbooms zu nutzen und dem Wildcampern Einhalt zu gebieten.
Der Campingboom in Deutschland hat 2020 einen weiteren Höchststand erreicht. Im Mai lag die Zahl der Neuzulassungen laut Kraftfahrt-Bundesamts bereits 29 Prozent über dem Vorjahresmonat. Kaum eine andere Art des Reisens scheint derart optimal zu sein, um die gegebenen Hygienevorschriften und Abstandsregeln einzuhalten. Reisen im eigenen Wohnmobil geben außerdem die Freiheit und Flexibilität, Deutschland im eigenen Tempo zu entdecken. 2021 wird sich dieser Trend fortsetzen, sind Tourismusforscher überzeugt.
Wohin mit den Wohnmobilen?
Doch so schnell die Anzahl der zugelassenen Wohnmobile in Deutschland steigt, wächst die Infrastruktur nicht mit. Schon in den vergangenen Jahren wurden die Stellplatzkapazitäten knapp. Interessenverbände der Campingwirtschaft setzen sich dankenswerterweise in hohem Maße dafür ein, dass mehr Stellplätze eröffnen und bestehende Angebote ausgebaut werden können. Doch sind diese oftmals mit langwierigen Entscheidungsprozessen in den Kommunen verbunden. 2020 verschärfte sich die Situation zusätzlich dadurch, dass Campingplätze ihre Kapazitäten aufgrund des Infektionsschutzes nicht voll auslasten durften – mit dem Ergebnis, dass immer mehr Wohnmobilreisende „wild“ campen, sich an Waldränder oder auf Parkplätze stellen, wo sie im schlimmsten Fall ihren Müll hinterlassen, melden Kommunen von der Nordseeküste bis Garmisch-Partenkirchen.
Einladung statt Strafe
Dieses Problem gab es in Frankreich bereits vor mehr als 28 Jahren. Damals übernachteten Wohnmobilreisende mit ihren Fahrzeugen in den malerischen Weinbergen. Statt mit Strafen zu drohen, luden sie die Winzer auf ihre Weingüter ein – und begeisterten die Touristen für ihre Produkte. Die Idee für den Stellplatzführer „France Passion“ war geboren. Landvergnügen-Gründer Ole Schnack adaptierte die Idee vor sieben Jahren erfolgreich für Deutschland. Seit 2014 bringt er jedes Jahr unter dem Namen „Landvergnügen– der andere Stellplatzführer“ ein Verzeichnis mit derzeit 828 Gastgebern heraus, darunter Weingüter, Brauereien, Kunsthandwerker oder Bauernhöfe. Mit dem Besitz der aktuellen Ausgabe samt Vignette, ist man mit Wohnmobil, Wohnwagen und Bulli jeweils für eine Nacht bei einem gastgebenden Betrieb eingeladen und bedankt sich im Gegenzug mit einem Einkauf im Hofladen. Interessierte Höfe können sich ab sofort werben: https://landvergnuegen.com/pages/gastgeber-werden
Den Campingboom nutzen
„Die Antwort der Gemeinden auf Wildcamper kann nicht lauten, Wohnmobile aufgrund fehlender Stellplätze, vollständig aus ihrer Region zu verbannen“, meint Landvergnügen-Gründer Ole Schnack. „Stattdessen sollten sie versuchen, das Potential dieses kaufkräftigen Klientel zu nutzen und sie aktiv, z.B. über Landvergnügen, einzuladen.“ Laut einer Studie des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr (DWIF) gibt jeder Wohnmobilreisende durchschnittlich etwa 50 Euro pro Tag an seinem Urlaubsort aus. Mit dem Konzept von Landvergnügen landet dieses Geld direkt bei regionalen Erzeugern, beispielsweise in einem Hofladen, einer Gastwirtschaft oder einem Kunsthandwerksbetrieb in landschaftlich schöner Lage.
6 Vorteile von Landvergnügen
Ein Landvergnügen Stellplatz…
- fördert den Regionaltourismus.
- bietet eine schnell und einfach umsetzbare Antwort auf den aktuellen Campingboom.
- bedarf keiner Campingplatz-Infrastruktur wie Dusche oder Toilette, da die Wohnmobilreisenden in der Regel autark unterwegs sind.
- sorgt für Transparenz und Wertschätzung für handwerklich produzierte Lebensmittel.
- fördert den Ab-Hof-Verkauf ländlicher Betriebe, da sich die Reisenden für den Stellplatz üblicherweise durch einen Einkauf im Hofladen erkenntlich zeigen.
- bietet landwirtschaftlichen Erzeugern die Chance, vom boomenden Wohnmobiltourismus zu profitieren.