Patientenbegleitung bei der Rauchentwöhnung

Vertrauen und Geduld als Basis

Jeder Patient ist individuell und teilweise so in seinen Gewohnheiten gefestigt, dass es schwer ist, ihn in ein Rauchentwöhnungskonzept einzubinden. Unsere Erfahrung zeigt, dass Patienten, die Vertrauen zum Praxisteam und Therapieansätzen haben, bereit sind zu einem Umdenkprozess in Bezug auf ihre Rauchgewohnheiten. Erste kleine Erfolge, wie zum Beispiel die Reduktion des täglichen Zigarettenkonsums gegebenenfalls mit dem Erfolg der Umstellung auf alternative Möglichkeiten für einen risikoärmeren Nikotinkonsum, entstehen durch eine gute Compliance und immer wiederkehrende Aufklärung. Wichtig ist uns, in Recallintervallen mit den Patienten über die positiven Auswirkungen der vollständigen Entwöhnung zu sprechen, ihn zu motivieren, zu sensibilisieren und zu informieren. In der Regel ist dies kein einfaches und schnelles Vorgehen, sondern es benötigt Zeit, ein gutes Vertrauensverhältnis zu den Patienten, eine gute sensible Kommunikation und schrittweises Vorgehen.

Akzeptanz für den Patienten

Lebensgewohnheiten, die lange den Alltag geprägt haben, können in den seltensten Fällen innerhalb kürzester Zeit komplett verändert werden. Die Bereitschaft der Patienten für eine Veränderung ist die wichtigste Voraussetzung um auch langfristig Erfolg zu haben. Es ist also gegebenenfalls ein ganzes „Praxisleben“ notwendig, den rauchenden Patienten immer wieder zu motivieren, zu informieren und Rückfälle einzukalkulieren.

Motivation und Kommunikation

Zu Beginn unserer präventiven Arbeit in der Praxis war die Patientengruppe Raucher eine im positiven Sinne, Herausforderung in der Motivation, Instruktion, Kommunikation und letztendlich im erfolgreichen Therapieverlauf. Die negativen Auswirkungen und  Begleiterscheinungen in Bezug auf Heilungsprozesse bei parodontalen Erkrankungen, nach chirurgischen Eingriffen, vor und nach Implantatsetzung (Periimplantitis), waren im Gegensatz zu Nichtrauchern deutlich zu sehen. Um über unsere Patienten nonverbal ihre Rauchgewohnheiten zu erfahren, erweiterten wir den Anamnesebogen mit Fragen in Bezug auf den Rauchkonsum.

Risiken des Zigarettenkonsums

Merkmale wie Schleimhautveränderungen – verschiedenste Formen von Präkanzerosen oder malignen Tumoren der Lippen, Zunge, Mund-und Rachenschleimhäute sowie der Speicheldrüsen lassen sich auf die schädlichen Inhaltsstoffe des Tabakrauchens zurückführen. Zungenbelag, durch Tabakrauch oft gelblich/bräunlich eingefärbt, führt mit gegebenenfalls weiteren Plaqueablagerungen in den Zwischenräumen oder/und auf den Zähnen zu Halitosis. Eine unangenehme Begleiterscheinung, die vom Patienten oft nicht wahrgenommen wird. Ein ebenfalls sensibles Thema, dass jedoch auch Aufklärung und Therapiemaßnahmen bedarf.

Die Angaben in der Anamnese ermöglichen uns den Einstieg zu einem ersten Aufklärungs-beziehungsweise Beratungsgespräch. Einige Patienten bemerken selbst Veränderungen an den Schleimhäuten oder im Bereich Halitosis. Diese Ansätze sind für uns in der  Gesprächsführung Grundlage und Einstieg, um dem Patienten die Zusammenhänge zwischen diesen Symptomen und der Gefahr des Zigarettenkonsums aufzuzeigen. Über einen sensiblen und vertrauensvollen Umgang mit den Patienten stellen wir den Bezug zwischen den Auswirkungen der Schadstoffe des Zigarettenrauchs auf die Mund- beziehungsweise Allgemeingesundheit dar. Durch stetige Fort- und Weiterbildungen wurde uns Step by Step bewusster wie wichtig und entscheidend das Hintergrundwissen über die Folgen des Rauchens in Bezug zur Allgemeingesundheit, das 6-fach erhöhte Risiko an einer Parodontitis zu erkranken, der schlechte postoperative Wundheilungsverlauf und der sensible Umgang in der Kommunikation mit dieser Patientengruppe ist.

Konzept Rauchentwöhnung

Durch regelmäßige Teambesprechungen und Weiterbildungen ist in unserer Praxis ein patientengerechtes innovatives Konzept entwickelt worden, indem wir allen Rauchern ein Beratungsgespräch außerhalb eines Behandlungstermins anbieten, dass ihre individuellen Bedürfnisse im Hinblick auf ihre Lebensgewohnheiten, Erkrankungen und Risiken versucht (unter Berücksichtigung der erforderlichen Behandlungen und Therapien) berücksichtigt. Bei der tagesaktuellen (!) Anamnese, in der wir auch die Allgemeinerkrankungen und die Ernährungsgewohnheiten (Gefahr Mikronährstoffmangel – Die Schutzsysteme des Körpers verbrauchen mit jeder Zigarette bis zu 35 mg Vitamin C. Das ist ein Drittel der of ziellen Zufuhrempfehlung für einen Tag!) betrachten, ist einer der wichtigsten Nachfragen warum der Patient raucht. Für einen Großteil der Patienten ist es der Genuss zur Entspannung, gegebenenfalls kombiniert mit einer Tasse Kaffee und das Genießen des Rauchens in der Gemeinschaft auf Festen etc. oder beides zusammen. Andere benannten es als pure Gewohnheit, teilweise bereits schon als Sucht.

Sichtbare Veränderungen für Patienten eindeutiger als klinische!

Die sichtbaren dunklen Veränderungen auf den Zähnen und auf der Zunge sind sicherlich die ungefährlichsten, aber der Grund, warum die Patienten eine medizinische Zahnreinigung wünschen. Die Verfärbungen stellen zu dem gewünschten Lifestyle kein gutes Äußeres dar und  sollen möglichst regelmäßig und am besten nie wiederkehrbar entfernt werden. Bedenken, dass die Gingiva und die Mundschleimhaut durch zum Beispiel Keratinisation und den bereits aufgeführten Veränderungen in Mitleidenschaft gezogen werden, ist für die Patienten oft schwer vorstellbar. Geschmacksveränderungen durch die Schadstoffe im Zigarettenrauch bemerken die Patienten oftmals nicht. Auch Beeinträchtigungen der Immunfunktion des marginalen Parodontium und damit vergesellschaftetem alveolärem Knochenabbau und schleichende Implantatverluste sieht der Patient nicht im Kontext mit seinem Rauchverhalten. Ebenfalls fällt es den Patienten schwer, die Verbindung zwischen Mundgesundheit und Allgemeingesundheit- und Erkrankungen herzustellen.

Wir erleben es immer wieder in der Praxis, dass bei der Parodontitisbefundung die Patienten über den Befund erschrocken sind, da sie immer wieder angeben, doch keine Blutung bei Zähneputzen festgestellt haben. Eine Blutung wäre in ihrem Sinne das sichere Zeichen einer Entzündung und Erkrankung gewesen, objektiver als unsere Messung des Knochenverlustes (TST). Durch die Keratinisation (Verhornung) des Gewebes wird jedoch die Durchblutung stark bis ganz reduziert, sodass es zu keiner spontanen Blutung beim Zähneputzen, teilweise sogar bei der Behandlung kommen kann. Da also für den Patienten oberflächlich betrachtet erst mal keine schlimmen Symptome erkennbar sind, reagiert er nur zu menschlich mit dem Selbstschutz bis jetzt keinerlei oder nur geringe, wahrscheinlich altersabhängige Nebenwirkungen zu bemerken.

Abb. 1 bis 4: Dokumentation eines parodontal erkrankten Rauchers mit Mikronährstoff Mangelerscheinungen. Verlauf der systematischen parodontalen Erkrankung und THR bis hin zum heutigen äußerst stabilen Ergebnis. Therapieverlauf zwei Jahre mit PA-Therapie und THR-Motivation plus Ernährungsergänzung mit Mikronährstoffen – vor allem Vitamin D und C. Abb. 5 und 6: Zungenreinigung vorher/nachher beim Raucher – mit Halitosis Befundung

Allgemeinerkrankungen und Zigarettenrauch

Der Zusammenhang zwischen koronaren Herzerkrankungen, Schlaganfall und anderen Allgemeinerkrankungen wird bei dieser Patientengruppe im Aufklärungsgespräch mit eingebunden. Der Patient, den wir als Teil unseres Teams sehen, soll verstehen lernen, dass eine Verbindung zwischen dem Mundbefund und der Gefahr einen Herzinfarkt und/oder Schlaganfall zu erleiden, besteht. Sind die Gefäße im Mundbereich geschädigt, so macht dieser Fortschritt auch nicht in anderen Körperbereichen und Organen halt. Würde der Patient mit dem Rauchen aufhören, wird es zu spontanen Blutungen kommen, da sich die Gefäße, wenn noch nicht allzu großer Schaden angerichtet ist, wieder regenerieren und durchbluten können. Der Zeitraum zwischen Blutungsauftreten und Rauchreduktion beziehungsweise Rauchstopp hängt davon ab, wie viel Zigaretten der Patient gegebenenfalls schon über einen längeren Zeitraum konsumiert hat.

Mikronährstoffmangel

Der Knochenabbau wird bei Rauchern zusätzlich durch Vitamin D-Mangel gefördert, da Raucher in Bezug zu Nichtrauchern einen viel höheren Bedarf an Mikronährstoffen haben, dieses jedoch in der Regel nicht wissen oder den gesunden vitaminreichen Lebensmitteln nicht besonders zugewandt sind. Wir empfehlen besonders bei sehr auffälligen Befunden eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Hausarzt, um durch Blutanalysen festzustellen, wo der Vitamin D-Wert liegt und eine Supplementierung von Vitamin D-Präparaten notwendig ist. Zum Schnellcheck in der Praxis arbeiten wir mit einem Vitaminmesswert Gerät (Vitality Health Check).

Tipp

Bei der Blutuntersuchung sollte auch eine versteckte Diabetes mellitus Erkrankung abgeklärt werden, oder bei bereits erkrankten Patienten der HbA1c-Wert. Dieser Wert liegt bei circa 6,5 bis 7,5 im Normbereich. Ein höherer Wert wäre im Bezug zur Wundheilung und in der Parodontitistherapie zu beachten. Vertrauen der Patienten in das Praxiskonzept Verschiedenen Patientengruppen mit verschiedenen Interessen und Wichtigkeiten benötigen individuelle Begleitung und Aufklärung! Wir erkennen immer wieder, dass der Patient, je besser und individueller er aufgeklärt wird, immer mehr Vertrauen in den Behandler, seine Ausführungen und präventiven Konzepte hat. Kleine Rückschläge sollten einkalkuliert werden. Uns ist es wichtig, kleine, für den Patienten nachvollziehbare Ziele und Aussichten aufzuzeigen, ohne ihn dabei zu über- beziehungsweise unterfordern.


Teil 2

Flyer und Themenwahl im Wartebereich über Monitor

Weltnichtrauchertag 31. Mai

Um unsere Patienten auf das Thema Tobacco Harm Reduction und Rauchstopp aufmerksam zu machen, liegen in unserer Praxis nicht nur Info Broschüren aus, sondern es werden im Wartebereich über den Monitor Infos über die Nebenwirkungen des Rauchens sowohl auf die Allgemeingesundheit, wie auch die Mundgesundheit mit Hinweis auf weitere individuelle Beratung, angezeigt. Diese Information, ohne dass wir die Patienten direkt ansprechen, zeigt den Patienten das das Thema Rauchen beziehungsweise Raucherentwöhnung seinen Stellenwert hat und in unserer Praxis kein Tabuthema ist. Der Einstieg in ein Beratungsgespräch ist mit dieser Grundlage oftmals um ein Vielfaches vereinfacht.

Zum festen Bestandteil ist in der Praxis die Aufmerksamkeit auf den Weltnichtrauchertag geworden. Circa vier Wochen vor und nach diesem Tag werden, ähnlich wie beim Tag der Zahngesundheit, besondere Aktionen angeboten. So berechnen wir die Zungenreinigung nicht gesondert, eine Ernährungsberatung oder ein erster Einstieg in das Konzept der Raucherentwöhnung werden angeboten. Oftmals sind es schon diese kleinen Ansätze die den Patienten offen für mehr werden lassen und können ein guter Anfang sein, der mit der Zeit ausgebaut und erweitert werden kann.

Patienten die seit langer Zeit die Gewohnheit haben zu rauchen, können und werden in den seltensten Fällen das Nikotinhaltige Rauchen sofort einstellen oder sich alternative Nikotinprodukte wie E-Zigaretten, Kautabakbeutel, Tabakerhitzer, Nikotinpflaster oder Kaugummis etc. suchen. Eine schwere Allgemeinerkrankung oder die Sensibilität durch die Covid-19-Pandemie löst bei einigen Patienten einen Schreckensmoment aus, indem sie dann vom Kopf her bereit sind eine Verhaltensänderung durchzuführen. Andere Patienten wiederum berichten uns, dass es gerade durch die Pandemie und die dadurch verursachten zusätzlichen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Stressfaktoren zu einer großen alltäglichen Herausforderung wurde den verminderten bzw. normalen Rauchkonsum zu belassen oder einzuschränken.

Motivationsverstärker

Nur durch die regelmäßig wiederkehrende Motivation seitens unseres Teams, konnten wir viele Patienten davon überzeugen den eingeschlagenen Weg der Raucherentwöhnung weiter beizubehalten. Wir sehen durch die neuen PA-Richtlinien für viele Raucher eine große Chance über die hohe Anzahl an UPT´s im Grad C, immer wieder im Gespräch mit ihnen zu bleiben. Das Screeningprogramm ParoStatus.de unterstützt unsere Praxis bei der Befundaufnahme (TST/BAS), bei der ATG (parodontlogisches Aufklärung- und Therapiegespräch) und der MHU (patientenindividuelle Mundhygieneunterweisung), sodass ich Patientenindividuell den aktuellen Befund und den weiteren Therapieverlauf mit dem Patienten besprechen kann. Jeder Befund wird für die parodontale Behandlungsstrecke gespeichert und ich erkläre dem Patienten im Verlauf seiner Behandlungstermine über das PA-Vergleichsmodul den Therapieverlauf. Da sich in der Regel die Befunde stetig verbessern, kann ich dieses Verfahren sehr gut als Motivationsverstärker für den Patienten nutzen.

Wichtig war es uns immer folgenden Grundsatz zu beachten: Menschen lieben ihre Gewohnheiten und wollen sie am liebsten beibehalten. Ein Verhaltensänderung muss für die Patienten erkennbare und schlüssige Ergebnisse mit sich bringen.

Minus 1 Zigarette – Anreize schaffen

Das Motto in unserer Praxis! Bevor der Patient durch einen komplette Raucherentwöhnung oder Reduktion von gegebenenfalls 10 Zigaretten pro Tag eingeschüchtert und abgeschreckt wird, sind wir zu der Überzeugung gekommen, dass wir den Patienten vorschlagen, von ihrem bisherigem Verbrauch in der ersten Zeit 1 Zigarette einzusparen und die Anzahl gegebenenfalls zu steigern.

Was passierte nach Aussagen der ersten Patienten denen wir diesen Vorschlag machten? Sie wurden jetzt erst aufmerksam wieviel Zigaretten oder Päckchen sie an einem Tag konsumierten! Die Gewohnheit ließ die Aufmerksamkeit über den Verbrauch weichen.

Durch das sensibilisieren kommt der finanzielle Aspekt zum Vorschein und viele Patienten erkennen, dass sie weit mehr am Tag rauchen und pro Tag für ihren Nikotinkonsum ausgeben, als sie gedacht hätten. Den Anreiz der Ersparnis gegebenenfalls für ein schönes Essen oder sogar langfristig für eine Reise verändert bei den Patienten das Bewusstsein des Rauchens. Wenn sie dann noch eine verbesserte Lebensqualität durch bessere Atmung, weniger Entzündungen und bessere Heilung, gerade im Bereich parodontaler Erkrankungen verspüren, dann sind für alle Seiten Erfolge sicht- und merkbar. Für eine dauerhafte Veränderung ist der Schlüsselfaktor nicht das überreden des Patienten, sondern dass der Patient versteht und überzeugt ist vom positiven Nutzen einer Raucherentwöhnung beziehungsweise dem Rauchstopp.

Motivierende Gesprächsführung die mit Lob und Anerkennung auch für kleinste Schritte / Ziele einhergeht (Motivational Interviewing MI)

Diese evidenzbasierte Gesprächsintervention ist nachgewiesenermaßen eine der besten Grundlagen um das Verhalten der Patienten langfristig zu verändern. Für unsere zahnmedizinische Prävention und Therapie in der Praxis, spielt die Mitarbeit der Patienten und die Zusammenarbeit aller Beteiligten eine entscheidende Rolle (Compliance). Das Team sollte über die Gefahren der Schadstoffe im Nikotin und über eine sensible und motivierende Kommunikation und Gesprächsführung verfügen um den Patienten fachgerecht und sachlich zu beraten und bei der Umstellung auf gegebenenfalls Nikotinfreie Alternativen zu begleiten.

Tabakrauchen ist zweifelsohne schädlich für die Allgemein- und Zahngesundheit. Insbesondere die Mundschleimhäute, Zähne und deren Zahnhaltapparat sind gefährdet. Diese Gefahren versuchen wir Patienten aller potentiellen Rauchergruppen zu vermitteln. Patienten die beim Rauchen inhalieren, transportieren das Nikotin deutlich schneller ins Blut und damit ins Gehirn, als das Nikotin aus Kautabak oder tabakfreien Nikotinbeuteln das über die Mundschleimhaut aufgenommen wird.

Tobacco Harm Reduction (THR) bzw. Rauchstopp ist Teamarbeit

Für unser Praxisteam bedeutet die Anwendung der motivierenden Gesprächsführung im Beratungsgespräch, dass wir versuchen mit dem Patienten gemeinsam eine vertrauensvolle Basis zu schaffen und sehen sie als Teil eines Teams. Ein einzelner schafft oft nur in kleinen Schritten und in großen Zeiträumen vorwärts zu kommen. Ein Team unterstützt und ermutigt sich gegenseitig und hilft bei Rückschlägen.

Als wichtige Grundlage gelten sechs Regeln:

  • Die Bereitschaft des Patienten, seine Gewohnheiten zu ändern
  • Unsere Bereitschaft den Patienten dabei individuell zu unterstützen
  • Aktiv Zuzuhören und zu reflektieren
  • Offene Fragen zu stellen
  • Mit Frustationen auf beiden Seiten rechnen und umgehen können (Frustationstoleranz!)
  • Den Patienten bestätigen und selbstmotivierende Aussagen durch die Gesprächsführung hervorrufen

Bei jeglichen Interventionen mit Patienten ist zu berücksichtigen, dass wir tagtäglich mit unterschiedlichen Patiententypen, mit unterschiedlichen Fähigkeiten, Wissensständen und Motivationsstörungen umgehen müssen. Aber liegt nicht genau darin die Herausforderung unserer alltäglichen Arbeit in der Praxis? Herauszufinden, wie ich den Patienten zu einer Verhaltensänderung motivieren und nachhaltig instruieren kann, gehört sicherlich zu einer der spannensten und herausfordernsten Tätigkeiten in unserer Praxistätigkeit.

Mit dem Wissen über die positiven Auswirkungen, ist es für unser Praxisteam selbstverständlich geworden, in unserem präventiven Konzept das Thema Raucherentwöhnung zu etablieren. Lob und Anerkennung selbst für kleinste Verhaltensänderungen sind beste Voraussetzungen für erste Ziele. Nachhaltige Behandlungserfolge ergeben sich durch die Zusammen – und Mitarbeit der Patienten.

Tipp zur Raucherentwöhnung: Next Generation Produkte (NGP´s)

  • E-Zigaretten (ohne Nikotin)
  • Tabakerhitzer
  • Tabakfreie Nikotinbeutel
  • Nikotinpflaster oder – Kaugummi

Vorteil:

  • Kein Tabak wird verbrannt
  • Vielzahl der Schadstoffe und Noxen infolge der Verbrennung werden vermieden
  • Weniger schadstoffhaltige (nicht schadstofffreie!) Zusammensetzung
  • Vollkommener Verzicht auf Nikotin möglich

Schadstoffe im Tabakrauch und Nikotin

  • Insgesamt 69 als krebserregend eingestufte Substanzen
  • a. Benzol, Blausäure, Formaldehyd, Acetaldehyd, Acrolein
  • Kohlenstoffmonoxid – geruchlos, Bluttoxisch

Rauchverzicht hat erheblichen unmittelbaren gesundheitlichen Nutzen!

Der Verzicht auf das Rauchen wirkt sich unmittelbar und langfristig positiv auf die Gesundheit aus. Diese Aussicht ist eine der ersten Aussagen, die wir unseren Patienten im Beratungsgespräch mitteilen. Positive Aussichten stärken und ermutigen den Patienten gewohnte und liebgewonnene Rituale zu ändern.

Veränderungen nach Rauchverzicht:

  • Risiken wie 6fach erhöhtes Risiko an einer PA zu erkranken sinken
  • Gewebeneubildung, die durch Rauchen extrem gestört ist, wird gefördert
  • Wundheilungsstörungen werden vermindert beziehungsweise der Heilungsverlauf und damit der Therapieverlauf nach parodontalen und chirurgischen Behandlungen werden positiv beeinflusst
  • Halitosis Risiko vermindert sich
  • 20 Minuten nach dem Rauchen sinkt die Herzfrequenz
  • Innerhalb von 12 Std. sinkt der Kohlenmonoxid-Spiegel im Blut auf einen Normalwert
  • Innerhalb von 2 bis 12 Wochen verbessert sich die Durchblutung und die Lungenfunktion
  • Innerhalb von 1 bis 9 Monaten lassen Hustenanfälle und Atemnot nach.
  • Innerhalb von 5 bis 15 Jahren liegt das Risiko für einen Schlaganfall bei dem eines Nichtrauchers
  • Innerhalb von 10 Jahren ist die Streberate aufgrund von Lungenkrebs nur noch in etwas halb so hoch wie die eines Rauchers
  • Innerhalb von 15 Jahren liegt das Risiko für ein Herzleiden bei dem eines Nichtrauchers

Nach den neuen PA-Richtlinien gilt der Patient ab dem Tag wo er aufgehört hat zu rauchen, als Nichtraucher.

Abrechnung Beratungsgespräch

  • GOÄ 34a – Ausführliche Nikotin Entwöhnungsberatung, je angefangene 15 min gemäß §6 (1) GOZ entsprechend GOÄ 34, Erörterung der Auswirkungen einer Krankheit auf die Lebensgestaltung
  • Honorar: 35,00 € für ein Beratungsgespräch je angefangene 15 min

Fazit

Prävention in der Praxis beinhaltet ein gut strukturiertes Konzept für alle Patientengruppen und deren Bedürfnisse. Gerade die Raucher gehören zu der gefährdeten Gruppe verstärkt unter Wundheilungsstörungen, parodontalen Erkrankungen, Halitosis und Mikronährstoffmangel zu leiden. Kommen noch Allgemeinerkrankungen wie Diabetes mellitus, koronare Herzerkrankungen uvm. hinzu, sind die Auswirkungen der Schadstoffe des Nikotins für die Patienten oftmals lebensbedrohlich. Ihre Lebensqualität wird durch die Verschlechterung des Allgemeinbefindens stark eingeschränkt.

Unsere Aufgabe in der Praxis muss es sein, den Patienten über die Gefahren des Nikotins und des Tabakrauchs aufzuklären. Die Verantwortlichkeit für ihr Handeln liegt jedoch nicht in unserem Ermessen, sondern ist sicherlich die Eigenverantwortlichkeit eines jeden Patienten. Erwachsene Patienten, die seit langer Zeit eine Gewohnheit haben, müssen gut motiviert und sensibilisiert werden, um bereit zu sein, ihr Verhalten schrittweise und mit Unterstützung gegebenenfalls von Fachärzten, langfristig zu ändern. Mit Rückschlägen muss gerechnet werden, da es nur menschlich ist, in seine gewohnten Strukturen zu verfallen.

Im Praxisalltag hilft uns die motivierende Gesprächsführung, mit dem Patienten auf einer sensiblen, taktilen und motivierenden Ebene im Gespräch zu bleiben! Lob und Anerkennung selbst für kleinste Veränderungen, stärken das Umdenken und die Motivation des Patienten. Tadel und Unverständnis erzielt jedoch nur noch mehr Frustration auf beiden Seiten. Der Patient gehört zum Team dazu und als Teil dessen ist es die Aufgabe der anderen Teammitglieder (Praxisteam) zu motivieren und eine gute Compliance aufzubauen. Dadurch können dauerhafte Erfolge entstehen, die auch mal kleine Rückschläge verkraften können. Empathie und Verständnis für den Patienten und seine Lebenssituationen sind der Schlüssel für den Beginn einer guten Zusammenarbeit.

Menschen brauchen Motivation und Zeit, Gewohnheiten zu verändern, aber mit der Aussicht auf Verbesserung oder Stabilisierung ihrer Mund-Allgemeingesundheit und Lebensqualität gehen viele Patienten gerne auf unsere Instruktionen und Vorschläge ein.

Aktiv-Sauerstoff in der PAR-Prophylaxe

Bei der Therapie mit Chlorhexidin kommt es, gerade wenn der Patient Raucher, Kaffee-, Tee- oder Rotweintrinker ist, zu Verfärbungen auf den Zähnen und der Zunge. Weitere Nebenwirkungen können Schleimhaut-, Zungenbrennen und das Empfinden eines metallischen Geschmacks sein. Patienten, bei denen bereits mit diesen Therapiemöglichkeiten gearbeitet wurde und sich diese Nebenwirkungen einstellten, sollten über die aktive Sauerstofftechnologie aufgeklärt werden, genauso wie Patienten, die eine Antibiose oder Behandlung mit Chlorhexidin von vornherein ablehnen.

Wir als Fachkräfte sollten up to date sein und uns über Möglichkeiten informieren, die für unsere Patienten nicht zusätzlich belastend sind und ihre Lebensqualität durch Nebenwirkungen einschränken. Mut, neue innovative Therapiemöglichkeiten anzuwenden und zu kommunizieren, gehört zu unserer Praxisphilosophie, wie individuelle und patientenorientierte Dentalhygiene zu leben. Durch eine gute Zusammenarbeit und Aufklärung wird das Vertrauen der Patienten in die Therapievorschläge der Praxis gestärkt. Gute und rasche Heilungserfolge sind Motivationsverstärker für jeden Behandler als auch für den Patienten. Prophylaxepraxen, die mit individuellen, innovativen und professionellen Konzepten arbeiten, sollten ihre Patienten über die Möglichkeit einer aktiven Sauerstofftherapie mit zum Beispiel OXYSAFE Professional (Hager & Werken), in Verbindung mit einer Parodontitis- und Periimplantitis-Erkrankung, aufklären und informieren. Patienten mit Allgemeinerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes mellitus, wo eine gestörte Wundheilung den Therapieverlauf erschweren kann, profitieren von der Applikation und dem anschließend häuslichen Spülen mit OXYSAFE Li- quid, ganz ohne Nebenwirkungen.

Ich arbeite bereits seit einigen Jahren mit OXYSAFE Professional und schätze die einfache, schmerzlose und effiziente Applikation des Gels. Um den Therapieverlauf beobachten zu können, dokumentiere ich die Patientenfälle mit unserem Screening-Programm ParoStatus.de und Vorher/Nachher-Fotos. Über das Befundungsmodul im ParoStatus.de erhebe ich die aktuellen Indizes wie Sondierungstiefen, Plaque und Blutung. Diese Befunde können zum Beispiel bei einem Blutungsbefund dem Patienten visuell über die sogenannte PISA-Hand dargestellt werden, die die entzündete Fläche des Mundes widerspiegelt. Die Darstellung ermöglicht es mir, mit dem Patienten gut über den Verlauf seiner Erkrankung zu sprechen, ihn zu motivieren und gegebenenfalls als Ergänzung der häuslichen Mundhygiene sowie einer Ernährungsberatung einen guten Heilungsverlauf zu erzielen. Ein guter Therapieverlauf bedeutet in der Regel auch eine Verbesserung der Allgemeingesundheit und einen Gewinn an Lebensqualität.

Einsatzbereich OXYSAFE Professional: Parodontale Behandlungen, UPT und Periimplantitistherapie

In unserer Praxis wird OXYSAFE nach erfolgreich abgeschlossener PA-Behandlung (in der 1. PAN) in der UPT und im Bereich der Periimplantitis-Prophylaxe dem Patienten angeraten. Um eine Periimplantitis möglichst zu vermeiden, wird für einen guten Einhei- lungsprozess das Gel direkt nach Setzung eines Implantates appliziert. Gerade bei Patienten mit einem Diabetes mellitus, die häufig eine gestörte Wundheilung aufweisen, applizieren wir OXYSAFE in die Sondierungstiefen ab 5 mm. Das Gel wird ohne Druck mittels eines Applikators in die Gingivatasche appliziert. Diabetiker haben durch Nebenwirkungen der Diabetes-Medikamente einen reduzierten Speichelfluss und dadurch ein höheres Risiko einer gestörten Wundheilung. Dadurch besteht die Gefahr, vermehrt anaerobe Bakterien zu bilden und der Krankheitsverlauf der Parodontitis und Periimplantitis kann nochmals negativ beeinflusst werden. Durch die aktive Sauerstofftechnologie wird der rasche Heilungsprozess ohne Nebenwirkungen unterstützt.

Patientenfall

Der Patient kam als Neupatient zu uns in die Praxis. Bei der Anamneseerhebung gab der 67-jährige Patient an, bereits seit mehreren Jah- ren an Diabetes Typ 2 zu leiden. Er klagte über immer wiederkehrende Anschwellungen des Zahnfleisches, verbunden mit Blutungen beim Zähneputzen. Regelmäßige Kontrollen beim Hausarzt ergaben über Jahre große Schwierigkeiten bei der Einstellung des HbA1c-Wertes. Parodontale Therapien mit vorhergehender oder anschließender Antibiose und Chlorhexidin-Spülungen wurden bereits durchgeführt. Die Aufnahme des Parodontalen Screening Index (PSI) zeigte in allen Sechstanten einen Grad 4 mit aktiven Sondierungstiefen von 5 bis 8 mm. Die Nebenwirkungen vorangegangener Antibiosen und das nicht Abklingen der akuten Symptome wie Blutungen, stellten für den Patienten eine große Verminderung seiner Lebensqualität dar. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Hausarzt klärten wir einen aktuellen HbA1c-Wert ab. Der HbA1c-Wert 8,5 erklärte, dass es sich um einen schlecht eingestellten Diabetiker handelte. Ziel war es, durch sofort eingeleitete therapeutische Behandlungsmaßnahmen, inklusive OXYSAFE Professional, diesen Patienten auf einen HbA1c-Wert zwischen 6,5 und 7,5 einzustellen.

Zusammmenhang Parodontitis/Diabetes mellitus

Der Diabetes mellitus konnte zu diesem Zeitpunkt wegen der Parodontitis und Periimplantitis nicht richtig eingestellt werden und die Diabeteserkrankung mit einem erhöhten HbA1c-Wert, ließ keine gute Heilung zu. Der Zusammenhang und die Wechselwirkung einer Parodontitiserkrankung mit Allgemeinerkrankungen wie Diabetes mellitus ist nachgewiesen. Somit unterwiesen wir den Patienten, dass eine erneute systematische parodontale Behandlung mit anschließender Anwendung und Applikation von OXYSAFE sofort eingeleitet werden sollte. OXYSAFE Gel wurde nach mechanischer Reinigung und Politur direkt in die Zahnfleischtasche appliziert. Zur häuslichen Unterstützung wurde die Spüllösung von OXYSAFE mitgegeben, mit dem Hinweis, dass der Patient diese 2 bis 3 mal täglich unverdünnt zum Spülen verwendet. Bereits in der ersten parodontalen Nachsorge (PAN), 2 Wochen später, zeigte sich bei Befundaufnahme eine starke Verbesserung zur Ausgangssituation. Der Patient bemerkte das Zurückgehen der Schwellung und Blutung. In der 2. parodontalen Nachsorge, nun 4 Wochen nach Applikation von OXYSAFE, war die Gingiva bereits hellrosa und straff anliegend. Visuell konnte ich dem Patienten diesen Erfolg im parodontalen Vergleichsmodus durch das Screening-Programm ParoStatus.de. darstellen. Die Motivation für weitere regelmäßige Nachkontrollen und einer guten häuslichen Mitarbeit ergab sich für den Patienten aus dem beeindruckenden Ergebnis. Zur weiteren UPT bestellten wir den Patienten im 1. Jahr nach der Behandlung alle 3 Monate ein. Ab dem 2. Jahr ist die Reevaluationszeit bis auf 5 Monate erweitert worden. Der parodontale und allgemeinmedizinische Befund stabilisierte sich zunehmend, sodass der HbA1c-Wert nun bei 7 Eine erneute Anwendung von OXYSAFE Professional war bis heute nicht notwendig, könnte jedoch bei Wiederauftreten von Beschwerden jederzeit appliziert werden.

Vorteile OXYSAFE Professional

  • Geringer Zeitaufwand
  • Leicht zu applizieren
  • Große Patientenakzeptanz
  • Angenehmer Geschmack
  • Kein Schleimhaut-, Zungenbrennen
  • Keine Verfärbungen an Schleimhäuten und Zähnen
  • Keine Magen-Darm-Beschwerden
  • Gleiche Erfolge bei Nichtrauchern wie bei Rauchern

Abrechnungsempfehlung

Wir berechnen nach GOZ 4025 (Subgingivale medikamentöse antibakterielle Lokalapplikation) für alle Zähne, an denen OXYSAFE appliziert wurde, zuzüglich Materialkosten.

OXYSAFE Professional Wirkmechanismus

OXYSAFE enthält eine patentierte Ardox-X®-Technologie auf Aktivsauerstoffbasis (Kohlenwasserstoff-Oxoborat-Komplex), die durch Kontakt mit der Haut oder Schleimhaut aktiviert wird. Dieser Komplex fungiert als Matrix, die den Aktivsauerstoff in dem zu behandelnden Bereich freisetzt. Hierdurch wird sofort die Anzahl der gramnegativen Bakterien reduziert. Weiterhin hat das mit Sauerstoff angereicherte Mikromilieu einen nachweislich positiven Effekt auf die Behandlung entzündeter Zahnfleischtaschen.

Bewusst verzichtet man auf körperschädigende Inhaltsstoffe, wie zum Beispiel Wasserstoffperoxide und Radikale. Die Applikation von OXYSAFE Gel Professional unterstützt die parodontale Regenerationstherapie von Weichgewebe, das durch Periimplantitis geschädigt wurde. OXYSAFE unterstützt durch seinen erhöhten Sauerstoffanteil sowohl die antibakterielle und fungizide Wirkung als auch die Regeneration von entzündetem Gewebe. Es schützt die Mundflora und verursacht keinen Zelltod bei Erythrozyten oder Leukozyten.

Wirksamkeit durch Studien und Universitäten belegt

Ebenso werden weder Mucosazellen noch Osteoblasten angegriffen. Die Wirkung von OXYSAFE Professional wurde durch unabhängige Universitäten und vielen Studien belegt.

Was unterscheidet OXYSAFE von anderen Produkten?

  • Antibiotika- und CHX-Präparate sind Grenzen bei der physikalischen Durchdringung gesetzt. Deren Moleküle sind zu groß, um den Biofilm und dessen Bakterien zu passieren.
  • OXYSAFE Präparate können mit ihrer aktiven Sauerstofftechnologie die Proteine im Biofilm oxidieren und erreichen eine bessere Durchlässigkeit bis tief in die Zahnfleischtasche.
  • Keine Resistenzbildung bei der Anwendung mit OXYSAFE
  • Behandlungserfolge bei Rauchern und Nichtrauchern fast identisch
  • Wissenschaftliche Studien belegen den Erfolg von OXYSAFE Professional
  • Seit über 20 Jahren im klinischen Einsatz
  • 3 Monate nach Behandlung Reduktion der Taschentiefe um bis zu 56 Prozent
  • 75-prozentiger Heilungseffekt und teilweise sogar Re-osseointegration aller Periimplantitis-Patienten

Hauptverursacher von Parodontitis und Periimplantitis wie Tannerella forsythia, Fusobacterium nucleatum, Campylobacter rectus und Capnocytophaga wurden stark reduziert. OXYSAFE Gel Professional wird mittels einer 1 ml Spritze und Applikator direkt in die Zahnfleischtaschen appliziert. OXYSAFE Liquid Professional ist eine Mundspüllösung, die vom Patienten direkt nach der Behandlung im häuslichen Gebrauch als Nachsorge angewendet wird. Sie stellt sicher, dass genug aktiver Sauerstoff im Mund verbleibt, der einen antibakteriellen Effekt aufrecht erhält und die gewünschte Wundheilung unterstützt.

Langfristiger Effekt, ohne Antibiotika, ohne CHX

OXYSAFE Professional mit seiner patentierten Sauerstofftechnologie (Kohlenwasserstoff-Oxoborat-Komplex) wirkt von außen nach innen und durchdringt schnell den Biofilm in der Zahnfleischtasche. Durch den Sauerstoffkomplex werden die Nahrungsstoffe der anaeroben Bakterien oxidiert und für diese unbrauchbar gemacht und es wird eine regenerierende Wirkung im entzündeten Gewebe aktiviert.

Mundflora wird geschützt

OXYSAFE ist nicht zytotoxisch und verwendet keine Peroxide oder Radikale, die die Mundflora negativ beeinflussen könnten. Durch die Kombination mit dem Liquid wird auch langfristig genügend Aktivsauerstoff in die Zahnfleischtaschen abgegeben, um ein Re-Infektionsrisiko zu vermeiden. Wir beobachten in den UPT- oder Kontrollterminen eine schnelle Reduktion von Blutungen und Entzündungen und eine schnelle Erholung des Weichgewebes. Der Heilungsverlauf ist in den Folgeterminen zu beobachten und wird dokumentiert.

Fazit

Durch innovative Behandlungskonzepte in der Parodontitis- und Periimplantitisprophylaxe erzielen wir in der Praxis ein hohes Maß an Be- handlungserfolgen und Patientenzufriedenheit. Im Nachgang erleben wir hierdurch viele positive Weiterempfehlungen aus dem Kreis unserer Patienten. Lokale Applikationen wirken dort, wo die Medikation benötigt wird und belasten nicht wie bei einer Antibiose die Darmflora, so dass es hier zu deutlichen Veränderungen des bakteriellen Genoms kommen kann. Ebenso werden die Schleimhäute weder gereizt noch kommt es zu unangenehmen Verfärbungen, die wir im Allgemeinen bei chlorhexidinhaltigen Produkten beobachten können. Gerade Patienten mit systemischen Erkrankungen wie zum Beispiel Diabetes mellitus, die oft durch die Medikation an Mundtrockenheit und gereizten Schleimhäuten leiden, schätzen sehr, dass sie keine erneuten zusätzlichen Nebenwirkungen verspüren.

 

Startklar…

Prävention und Motivation ab 0.0

Die Präventionsarbeit mit Kindern und Jugendlichen sollte in der Praxis einen hohen Stellenwert im Prophylaxekonzept einnehmen. Die Zusammenarbeit mit dieser Patientengruppe gehört mit zu den abwechslungsreichsten und im positivem Sinn herausfordernsten und individuellsten Tätigkeiten im Praxisalltag. Bereits in der Schwangerschaft sollte das Fachpersonal der werdenden Mutter in der Praxis Tipps und Hinweise zu ihrer Mundhygiene und die des Babys geben. Hier ist oft der Beginn einer langen präventiven Zusammenarbeit von Anfang an bis in das Erwachsenenalter.

Leitlinie Kinderschutz, Vernachlässigung dental neglect

Zahlreiche Fachgesellschaften und Institutionen engagieren sich im Kinderschutz und haben erstmalig Zahnärzte in die Leitlinie explizit mit eingebunden. Hierbei geht es um Kindeswohlgefährdung, dentale Kindesvernachlässigung, Handlungsempfehlungen für Zahnärzte/innen und gesetzlichen Grundlagen.

Prävention, von Anfang an, ist in der Kinder- und Jugendprophylaxe zielführend für eine hohe orale Lebensqualität, verbunden mit einer, idealerweise, langfristigen Mundgesundheit bis ins hohe Erwachsenenalter. Zusätzlicher positiver Nebeneffekt einer frühestmöglichen, regelmäßigen Präventionsarbeit ist, dass die Kinder durch Wahrnehmen der Gerüche und Geräusche einer Praxis, ein entspanntes und positives Verhältnis zur Praxis und zum zahnärztlichen Team aufbauen können.

Zusammenarbeit von Hebammen und zahnärztlicher Praxis

Wir beginnen in unserer Praxis mit dem Präventionskonzept Kinder- und Jugendprophylaxe bereits mit der Zusammenarbeit von Hebammen. Die Hebammen erhalten von uns eigene individuelle Praxis Flyer, in denen darauf hingewiesen wird, dass ein zahnärztlicher Besuch im ersten und letzten Schwangerschaftszyklus anzuraten ist. Zudem wird das Präventionskonzept vorgestellt. Die Hebammen weisen bereits in den Geburtsvorbereitungskursen die Schwangeren darauf hin, sich in der zahnärztlichen Praxis vorzustellen und wie wichtig diese Termine sind.

Schwangerschaftsprophylaxe

Beim Aufbau des Prophylaxekonzeptes „Von Anfang an“ war es uns als Team und den Praxisinhabern wichtig, nicht erst mit den Beratungen rund um die Mundgesundheit zu beginnen, wenn das Kind geboren ist, sondern bereits der werdenden Mutter in der Schwangerschaft mit einem präventivem Konzept zur Seite zu stehen und sie nach der Geburt weiter zu begleiten. Darüber informieren wir die Patienten in auslie- genden Informationsbroschüren. Themen wie hormonelle Umstellung verbunden mit erhöhter Blutungsneigung, das Risiko einer Frühgeburt durch Gingivitis/Parodontitis in der Schwangerschaft und optimale Mundhygieneempfehlungen für die Schwangere und ihr Baby, sind uns in der Kommunikation mit den Patientinnen sehr wichtig. Durch themenbezogene Fortbildungen, regelmäßige Teamsitzungen und dem Austausch untereinander, haben wir dieses Präventionskonzept immer weiter optimiert.

Kommunikation in den ersten Lebensjahren mit den Eltern

Patientinnen, die in der Schwangerschaft zu uns kommen sind sehr aufgeschlossen und interessiert Tipps und Ratschläge rund um die Zahngesundheit ihres Babys anzunehmen. Oft sind es eigene schlechte Kindheitserinnerungen oder sogar Traumata, die die Eltern sensibili- sieren bei ihrem Kind von Anfang an anders mit dem Thema Zahngesundheit/Zahnarztpraxis umzugehen. Sie erhalten in der Beratung der häuslichen Mundhygiene Hinweise für ihre individuelle Pflege, aber auch die des Säuglings und Informationen für den frühestmöglichen Kontakt des Babys mit der Praxis, noch vor Durchbruch des ersten Milchzahnes. Tipps für die Mundhygienemöglichkeiten in den ersten Lebensmonaten des Babys, wie Zahnputztrainer, Mullläppchen oder Wattestäbchen werden besprochen. Bei Fluorettengabe weisen wir auf den Gebrauch einer fluoridfreien Zahnpasta bei Durchbruch des 1. Zahnes hin. Der Einsatz und die Größe eines Schnullers und deren Entwöhnung um den 1. Geburtstag sind Inhalte des Aufklärungsgespräches. Bei umfangreicheren Besprechungen vereinbaren wir einen separaten Beratungstermin mit gegebenenfalls anfallenden GOZ-Leistungen (Pos. 1000 analog).

Erster Praxisbesuch

Im 3. bis 4. Lebensmonat vereinbaren wir einen Kontrolltermin mit Mutter und Säugling, der einen zeitlichen Rahmen von circa 20 Minuten umfasst. Unsere sogenannten Maxi-Cosi-Kinder nehmen somit frühestmöglich bereits die Gerüche und Geräusche eine Zahnarztpraxis wahr, ohne direkt „behandelt“ zu werden. Fragen der Eltern können besprochen werden.

Die Terminvergabe wird so berücksichtigt, dass keine Wartezeit anfällt. Das Zeitfenster im Säuglingsalter ist oftmals sehr klein, sodass eine Verzögerung des Termins nur ungewollte Unruhe und Stresssituationen für alle Beteiligten mit sich bringt. Weitere regelmäßige Recall-Termine im Abstand zwischen drei bis sechs Monaten werden im Anschluss vereinbart.

Ritual Zähneputzen

Da das Zähneputzen kein angeborenes Verhalten ist, muss es als Ritual tagtäglich gefestigt werden. Ist es in den ersten Monaten und Jahren noch allein die Aufgabe der Eltern, so verändert sich das Ritual Zähneputzen mit der Zeit. Ab dem 2. Lebensjahr möchte das Kind weitestge- hend alleine putzen. Wir empfehlen den Eltern ab jetzt die sogenannte KAI-plus-Methode, in der das Kind und die Eltern jeweils eine Zahnbürste beim Zähneputzen benutzen, da das Kind allein noch keine Putztechnik und orale Clearance ausüben kann. Bis zum Ende der Grundschulzeit raten wir den Eltern an, den Kindern die Zähne mindestens einmal täglich (am besten abends) nachzuputzen. Mit Erlernen der flüssigen Schreibschrift festigt sich auch die Feinmotorik, sodass nun alle Flächen der Zähne von den Kindern selbst gut gereinigt werden können.

Die Zwischenraumreinigung beginnt ab dem Wechselgebiss, wobei auch hier die Eltern als Unterstützung mit einbezogen werden. Wir zeigen Ihnen in der Praxis, welches Hilfsmittel für die Zwischenräume geeignet ist und demonstrieren es im Mund des Kindes. In der Regel empfehlen wir die Anwendung von fluorid- oder hydroxlyapatithaltigen Zahnpasten. Sollten die Eltern den Wunsch nach veganen, biologischen oder nicht fluoridhaltigen Produkten äußern, besprechen wir mit Ihnen diese Alternativen und wägen eine Empfehlung ab.

Zahngesunde Ernährungsberatung

Wir bieten in der Praxis den Eltern je nach Alter des Kindes Lösungsansätze für eine gesunde Ernährung und unterstützen sie bei der Umsetzung. Im Wartebereich sind zur Veranschaulichung durchsichtige Kästen mit Lebensmitteln und den dazugehörigen Würfelzuckermengen ausgestellt. Allein diese visuelle Darstellung bedeutet schon den ersten Ansatz für ein Aufklärungsgespräch.

Frühkindliche Untersuchung und Prävention

Durch das gelbe Kinderuntersuchungsheft, welches rechtsverbindliche Verweise vom Kinderarzt zum Zahnarzt vom 6. bis zum 64. Lebens- monat enthält, wurde für die Eltern ein guter Nachweis aufgestellt, mit ihren Kindern frühestmöglich und regelmäßig zum Zahnarzt zu gehen. Zudem unterstützt das Vorsorgeheft die interdiziplinäre Zusammenarbeit zwischen Kinderärzten und Zahnärzten.

Abrechnungsmöglichkeiten

FU 1a 6. bis zum vollendeten 9. Lebensmonat
FU 1b 10. bis zum vollendeten 20. Lebensmonat
FU 1c 21. bis zum vollendeten 33. Lebensmonat
1. FU 2/ 2. FU 2/

3. FU 2

vom 34. bis zum vollendeten 72. Lebensmonat, je 1 × im Abstand von 12 Monaten

MIH

Fast jedes zehnte Kind in Deutschland scheint von der neuen Volkskrankheit betroffen. Die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation, oft als „Kreidezähne“ oder „Cheese molars“ bezeichnet, kann in einer Praxis mit einem guten Präventivkonzept frühestmöglich erkannt und Behandlungsschritte eingeleitet werden.

Gruppenprophylaxe mit Kita- und Grundschulkindern

Zu unserem präventiven Praxiskonzept gehört die Betreuung einer ortsansässigen Kita und Grundschule. Die Patenschaft mit diesen Insti- tutionen ist uns deshalb so wichtig, da wir dort mit den Kindern, zusammen in Gruppen, Themen wie Ernährung, Angstabbau und regelmäßige Zahnarztbesuche erarbeiten können. Viele Kinder sind in einer Gruppe selbstsicherer und begeisterungsfähiger für solche Themen als alleine. Zudem laden wir die Kita und Grundschüler einmal im Jahr, in kleinen Gruppen, zu uns in die Praxis ein, um mit ihnen zusammen zum Beispiel durch Rollenspiele Zahnarzt/Patient kindgerecht die Praxis, Instrumente, Geräusche und deren Behandlungsabläufe kennen zu lernen. Dies geschieht im normalen Praxisalltag in unseren Prophylaxeräumen.

Hierbei stellen wir oft fest, dass ängstlichere Kinder sich in der Gruppe wohler fühlen und sich auch mehr zutrauen als alleine. Bis zu sechs Kinder in einer Gruppe dürfen die Lautstärke und die Saugkraft der Sauger erfahren, dem Drachen Putzmodell unter unserer Anleitung die Zähne putzen und im Rollenspiel Zahnarzt/Patient mit Mundschutz und Handschuhen „verkleidet“ sich gegenseitig untersuchen. Als Give-away dürfen sie die ORIGINAL Zahnarzt-Handschuhe und den ORIGINAL Zahnarzt-Mundschutz mit nach Hause nehmen. Zum Schluss bekommt jedes Kind mit einem kleinen rotierenden Rosenbohrer einen Smiley auf den schwarz lackierten Daumennagel. Hierbei erklären wir, dass ein kranker Zahn so gesäubert wird und das es kitzelt bis in den großen Zeh. Die motivierende Gesprächsführung ist in der Zu- sammenarbeit mit den Kindern die Grundlage zur Stärkung von Verhaltensänderungen. Sie ist viel wirksamer als eine reine Mitteilung von Sachinhalten und wissenschaftlich belegt.

Individualprophylaxe vom 6. bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres

Lob und Anerkennung als größter Lernverstärker!

Ab dem 6. Lebensjahr ist die Indiviudalprophylaxe in der Praxis eine wichtige Säule zur Kariesprävention und sie wird von allen Krankenkassen vollständig mit entsprechenden Leistungspositionen übernommen. Ein Prophylaxekonzept nach dem „Tell- Show-Do”-Prinzip hat für die Kinder den größten Lerneffekt. So erklären wir an einem Putzmodell die altersgerechte Putztechnik und Zwischenraumreinigung. Im Alter bis circa 8 Jahren ist das Putzmodell eventuell ein Krokodil, Drache oder ähnliches, da die Kinder dieses vermenschlichen und die Putztechnik viel besser umsetzen können. Wir loben nach Anfärben mit Mira-2-Tone® Anfärbelösung die plaquefreien Stellen (und wenn es nur die Inzisalkante ist) und erklären, dass wir es gemeinsam schaffen, die plaquebehafteten Stellen zum Strahlen zu bringen. So hören uns die Kinder weiter zu und schalten nicht wegen einer Negativbotschaft sofort ab. Für unsere Dokumentation erheben wir den Plaque-Index und gegebenenfalls Blutungs-Index in unserem Screening-Programm ParoStatus.de. Als Lernverstärker erklären wir den Kindern, dass ihre Zähne durch gute Mundhygiene immer kräftig zubeißen können und mit der Sonne um die Wette strahlen oder glänzen wie Schnee. Bevor wir polieren und fluoridieren, putzen die Kinder am Waschbecken unter unserer Aufsicht ihre Zähne. Falls unsere Hilfe benötigt wird, können wir Ihnen bei der Putzübung behilflich sein und ihnen nochmal wertvolle Tipps für die alltägliche Mundhygiene geben. Die Kinder hören uns aufmerksam zu, da gerade das Grundschulalter das Alter des Wissens und Lernens ist.

Übergang Kind zum Teenie

Hier liegt die Basis für den Übergang in die Pubertät. Je gefestigter bereits die Grundschulkinder in ihren Handlungen sind, umso einfacher ist die Arbeit mit Kindern im Übergang zum Erwachsenwerden. Die Rituale sind alltäglich und gehören zum Leben dazu. Die Kinder zu tadeln oder gar bloßzustellen bringt nicht den gewünschten Lernerfolg. Die Compliance ist oft dauerhaft schwierig und das zwischenmenschliche Vertrauen gestört. Kinder kommen mit großer Lernbereitschaft und Freude zu uns in die Praxis, um etwas in der „Zahnputzschule“ zu lernen und das sollten wir nach Kräften unterstützen. Vertrauen ist die beste Basis für eine erfolgreiche Bereitschaft der Patienten aller Altersgruppen zur aktiven Mitwirkung an therapeutischen Maßnahmen.

Individualprophylaxe in der Praxis

Da jeder Zahnarztbesuch auch immer etwas Aufregendes an sich hat, kann ein Kind im Grundschulalter nicht sofort einschätzen wie der Pro- phylaxeablauf ist. Auch den Inhalt und die Informationen bezüglich der Mundhygiene sind für Kinder oft schwer zu behalten. Ein Elternteil ist bei uns in der Praxis während der Behandlung anwesend und verfolgt die Instruktionen mit. Fragen bezüglich vorhandener Hilfsmittel zur Mundhygiene und Ernährung können geklärt werden. Die Befundung und Dokumentation mittels dem Screening-Programm ParoStatus.de ermöglicht uns, den Eltern einen Ausdruck mit Informationen über Mundhygieneartikel und die Risikoeinschätzung mitzugeben. Geschwisterkinder oder ein Freund können gerne gemeinsam zur Zahnputzschule erscheinen. Auch hier spiegelt sich die Gruppendynamik wider: Gemeinsam lernt es sich schneller und leichter.

Jugendprophylaxe – Zusammenarbeit auf Augenhöhe

Jugendliche ab dem 12. Lebensjahr sind kleine Erwachsene und wollen auch gerne so behandelt werden. Ab diesem Alter kommen die Heranwachsenden gerne alleine, ohne Elternteil. Wir behandeln die Teenies auf Augenhöhe und mit viel Respekt. Das schafft uns Akzeptanz und Vertrauen. Wir loben sie dafür, dass sie zur Prophylaxe gekommen sind und finden dadurch schon viel Gehör. In manchen Phasen ändern wir den Ablauf der Prophylaxesitzung etwas ab. So zeigen wir nach dem Anfärben nur dann im Spiegel die Zähne, wenn der Jugendliche es auch will. Ansonsten nehmen wir den Befund auf und erklären wiederum zuerst das Positive. Die Gefahr der Bloßstellung kann so umgangen werden, sowie das daraus entstehende Weghören. Nach Reinigung, Poltitur und Fluoridierung geben wir noch ein paar Tipps für einen frischen Atem mit und vereinbaren individuelle Recall-Termine im drei bis sechs Monatsabstand.

Bei der Ernährungsberatung geben wir kleine Tipps wie zum Beispiel zuckerfreies Kaugummikauen. Würden wir zu sehr auf den Verzehr von Süßem eingehen, steigert das bei den Patienten nur noch mehr die Lust darauf. Wissen wir doch alle, dass ein Verbot erst recht den Heißhunger anregt. So weisen wir kurz darauf hin, umgehen aber zu verbieten. In der Regel erscheinen diese Altersgruppen regelmäßig weiter zu den Kontrollsitzungen, da sie erkannt haben, dass wir mit ihnen zusammenarbeiten wollen. Zielführender ist es alltagstaugliche Lösungen zu präsentieren, statt Verbote auszusprechen. Tolle Fortbildungen im Bereich Kinder- und Jugendpsychologie haben uns für die Arbeit mit Jugendlichen sensibilisiert.

Als Give-away verzichten wir auf Plastikspielzeug, was in den meisten Fällen nur kurze Begeisterung bringt. Wir geben den Schwangeren, Kindern und Jugendlichen Zahnpastaproben, individuelle Zwischenraumreinigungsmittel und/oder eine Zahnbürste für die häusliche Mundhygiene mit.

Tipps für den Umgang mit Kindern und Jugendlichen 

  • Zeit nehmen, Geduld und Ausdauer
  • „Tell-Show-Do”-Prinzip
  • Ruhe ausstrahlen
  • Kinder in die Behandlung mit einbeziehen (Spiegel/Watterolle halten)
  • Lob und Anerkennung
  • Verschiedene Charaktere berücksichtigen: unruhige, unsichere, ängstliche, aufgeschlossene, interessierte, fröhliche und liebe Kinder

Fazit

Beginnend mit der Schwangerschaftsprophylaxe und der Zusammenarbeit mit Hebammen kann sich für jede Praxis eine Präventionsarbeit von Anfang an entwickeln und das Präventionskonzept einer Praxis optimieren. Wir sollten uns die Begeisterungsfähigkeit der Kinder zunutze machen, um mit ihnen zusammen das Thema Mundhygiene und Ernährung schrittweise zu erarbeiten. Ich arbeite bereits seit über 30 Jahren sehr intensiv mit Kindern und Jugendlichen und bin immer wieder erstaunt darüber, wie schnell sie uns ihr Vertrauen durch eine motivierende Gesprächsführung schenken und wie begeisterungsfähig sie sind zu lernen, wenn wir ihre Handlungen loben und anerkennen.

In Corona-Zeiten ist es leider nicht möglich, die Gruppenprophylaxe in den Kitas, Grundschulen und in der Praxis durchzuführen. Die Arbeitsgemeinschaft Zahngesundheit unterstützt so gut es geht mit kleinen Lernpaketen, sodass in den Schulen die Lehrer gegebenenfalls in den Unterrichtseinheiten Themen erarbeiten können.

Die individuelle und professionelle Prophylaxe…

Mundschleimhauterkrankungen, Gingivitis-   und   Parodontitisverläufe können durch Mineralien (Kalzium, Magnesium), mikro- (Vitamin A,C,D,B12) und makronährstoffreicher Ernährung (Omega-3-Fettsäuren) und zuckerarmer Ernährung positiv beeinflusst werden. Oftmals sind es schon geringe Veränderungen beziehungsweise Ergänzungen in der Ernährung, die einen positiven Einfluss erkennen lassen.

Prophylaxe-Konzept mit Ernährungsberatung

Die Skepsis gegenüber einer individuellen Ernährungsberatung verhindert häufig das Einbauen dieses Themas in das bereits vorhandene Prophylaxe-Konzept. Oft ist es die Unsicherheit über die „richtige“ Kommunikation, wie dieses Thema bei den Patienten angesprochen werden soll. Auch der zeitliche Ablauf, gegebenenfalls entstehende Zusatzkosten und das „wann“ binde ich die Beratung in den Prophylaxeablauf am besten mit ein, sind häufig Kriterien, womit sich auch unser Praxisteam auseinandergesetzt hat.

Wichtig war uns, dass allem voran die ausführliche und individuelle (Ernährungs-) Anamnese und Auswertung steht. Zusammen mit der Befundung wird die Diagnose- und Therapieplanung erstellt. In Teamsitzungen wurde die einheitliche Kommunikation des Prophylaxeteams in der Ernährungsberatung besprochen und Fachliteratur sowie themenbezogene Fortbildungen brachten die nötige Basis für die Kommunikation und Beratung der Patienten.

Kommunikation und Instruktion

Der erste Schritt zu einer erfolgreichen und zeitlich gut im Prophylaxeablauf etablierten Kommunikation und Instruktion ist eine umfangreiche Anamnese, in der die Ernährungsanamnese ihren Stellenwert hat. Zudem bildet die Erstbefundung mit unserem praxisindividuellen Ernährungsanamnesebogen für die weitere Aufklärung und Instruktion die Basis. Bei Befunden wie häufigen Kariesläsionen, Erosionen, Gingivitis oder Parodontitis findet nach Befundung und Auswertung des Ernährungsanamnesebogens zeitnah ein Beratungsgespräch statt. Wichtig ist, dass man sich als Team Gedanken zu den verschiedenen Patientengruppen (Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Senioren), deren Ernährungsgewohnheiten, Bedürfnissen und Bereitschaft für Veränderungen macht. Viele Faktoren müssen individuell betrachtet und abgeklärt werden.

Wichtig: Bei Patienten mit allgemeinmedizinischen Problemen, wie zum Beispiel Diabetes oder Adipositas, ist zu beachten, dass diese bereits eine Ernährungsberatung erhalten haben. Somit sollte unsere zahngesunde Ernährungsempfehlung nicht mit anderen Empfehlungen kollidieren. Fragt bitte gezielt nach!

Jede Ernährungsanamnese ist individuell und erfordert von uns eine auf den Patienten abgestimmte Aufklärung und Beratung. Diese sollte in kleinen Schritten erfolgen und natürlich zielführend sein. Einfühlungsvermögen und sensibler Umgang, mit dem Wunsch nach Veränderung der Ernährung, bringen uns das Vertrauen der Patienten.

Ernährungsanamnese-/protokoll, Abrechnung und Dokumentation

Wir erörtern in der Praxis beim Abgleich der Anamnese die Ernährungsgewohnheiten und bieten bei Bedarf die notwendige Aufklärung und Unterstützung an. Die Beratung wird im Rahmen der Professionellen Zahnreinigung bei Erwachsenen und der Individualprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen und deren Erziehungsberechtigten durchgeführt. Bei sehr umfangreichen Beratungen, die den zeitlichen Rahmen von circa fünf bis zehn Minuten deutlich überschreiten, bieten wir dem Patienten einen gesonderten Termin an. Je nach Umfang und Dauer des Aufklärungsgespräches berechnen wir nach GOZ/GOÄ Analogpositionen/Verlangensleistungen. Ernährungsprotokolle und Informationsblätter bekommt der Patient für seine häusliche Mitarbeit und Dokumentation von uns ausgehändigt. Zusätzlich können wir mit dem Screening Programm ParoStatus.de Befunde und Beratungen dokumentieren und im weiteren Verlauf mit dem Patienten vergleichen und analysieren. Das Ernährungsproto- koll macht deutlich, wie der Patient sich unter den oben genannten Faktoren ernährt. Anhand des Protokolls ist die Wahrnehmung einer Mangel- und/oder Fehlernährung für unsere Patienten deutlicher und sie sind prinzipiell motivierter ihre Ernährung dauerhaft umzustellen. Regelmäßige Recalltermine und die Auswertung der Protokolle unterstützen und begleiten den Patienten.

Interdiziplinäre Zusammenarbeit mit Hausärzten und Kontrolle durch Blutabnahme

Zur Kontrolle der Vitaminwerte bitten wir den Patienten bei seinem Hausarzt ein umfangreiches Blutbild anfertigen zu lassen. Dieses gibt Aufschluss über eventuelle Mangelerscheinungen oder Zufallsbefunde, wie zum Beispiel eine bis jetzt nicht diagnostizierte Diabetes. Das hierbei ein großes Risiko liegt, zeigt die hohe Dunkelziffer der nicht erkannten Diabetes Typ 2-Patienten.

Mangelerscheinungen wirken sich sowohl auf die Zahn- als auch auf die allgemeine Gesundheit aus. In unseren Aufklärungsgesprächen motivieren wir die Patienten, dass durch eine ausgewogene Ernährung auch die Lebensqualität verbessert werden kann. Raucher sind besonders gefährdet und haben einen erhöhten Bedarf an Mikro- und Makronährstoffen. Wir empfehlen bei Rauchern die Mundhygienehilfsmittel wie Zahnpasta/Spüllösung mit Vitamin C-haltigen Produk- ten zu ergänzen. Dies geschieht auch bei Patienten, die keine Veränderung in ihren Ernährungsgewohnheiten wünschen. Zielführend ist hierbei, dass auch minimale positive Einwirkungen eine Veränderung des Krankheitsbildes schaffen.

In der Karies- und Gingivitisprävention weisen wir auf die Gefahren hin, die sich durch zu hohen und gegebenenfalls versteckten Zuckerkonsum zeigen. Die Kombination von Zucker und Säure in einem Getränk ist besonders gefährlich, denn sie verstärkt die kariogene Wirkung. Reduktion von weißem Zucker und Alternativen wie zum Beispiel Birkenzucker (Xylit) sind Bestandteil eines Aufklärungsgespräches. Um die Gefahr von Erosionen zu mindern, empfehlen wir möglichst stilles Wasser oder Schorlen zu trinken. Nach den Mahlzeiten ist das Kauen von zuckerfreiem Xylit-haltigem Kaugummi zu empfehlen.

Gesundes Trinkverhalten und Kauaktive Nahrung

Jeder Mensch sollte täglich circa zwei bis zweieinhalb Liter Flüssigkeit zu sich nehmen. Bei einem Erwachsenen liegt der tägliche Bedarf zwischen 20 und 45 ml Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht. Oftmals erkennen die Patienten erst durch das Ernährungsprotokoll wie viele zucker- und säurehaltige Getränke über den Tag verteilt getrunken werden. Betrachtet man als Beispiel die Mischgetränke, stellt man fest, dass sie mit Kohlensäure angereichert werden und einen hohen Kaloriengehalt, viel Zucker und einen nicht unerheblichen Säureanteil aufweisen. Deshalb werden in einer zahngesunden Ernährungsberatung besonders kalorien- und säurearme Getränke empfohlen.

Kauaktive Nahrung festigt den Zahnhaltapparat, fördert den Speichelfluss und damit die orale Clearance der Mundhöhle. Als kauaktiv gelten naturbelassene Gemüse, Vollkornbrot, frisches Obst, Haferflocken, Kartoffeln, Vollkornreis und Hülsenfrüchte.

Probiotika und Mikronährstoffpräparate

Eine gesunde Ernährung, reich an frischer biologischer Kost, unterstützt den Körper und Heilungsprozesse. Wo sich jedoch ein Krankheitsgeschehen manifestiert hat, reicht das unter Umständen nicht aus. Hier empfehlen wir bei einer immer wieder auftretenden Gingivitis oder chronischen Parodontitis als Kur unter anderem Probiotika. Ein Probiotikum unterstützt die Gesunderhaltung des Zahnfleisches und fördert das Gleichgewicht der Mundflora. Der Patient lutscht in der Regel einmal täglich eine Pastille, da über die Schleimhäute die größtmögliche Wirksamkeit erzielt wird und beendet nach einer Packungseinheit die Einnahme. Auch das Mikronährstoffpräparat Itis-Protect® kommt unterstützend in der Parodontitistherapie zum Einsatz, wenn trotz guter Mundhygiene und Compliance bei Patienten mit chronischen Zahn- und Zahnfleischproblemen nicht der gewünschte Heilungsverlauf eintritt.

Abrechnung

Eine ausführliche individuelle Beratung über zahngesunde Ernährung, in Zusammenhang mit der Auswertung eines Ernährungsfragebogens/Ernährungsanamnese und Protokolls, ist eine Privatleistung und wird daher von uns auch einem Kassenpatienten in Rechnung gestellt. Dabei ist zu beachten, dass die Berechnung weder in der GOZ noch in der GOÄ geregelt ist. Entsprechend gibt es unterschiedliche Empfehlungen, wie zum Beispiel die Berechnung nach §2 Abs.3 GOZ als „Verlangensleistung“ oder nach §6 Abs.2 GOZ als „Analogleistung“. Die Vereinbarung mit den Kassenpatienten ist nach §4 Abs.5 BMV-Z bzw. §7 Abs.7 EKVZ zu treffen und schriftlich zu dokumentieren.

Abrechnungsbeispiel

GOÄ 6 a Erhebung der Ernährungsanamnese und gege- benenfalls Defizite analog gemäß §6(1) GOZ ent- sprechend GOÄ 6, einschließlich Dokumentation
GOZ 6020 Ausführliche Auswertung der Ernährungs- anamnese analog gemäß §6(1) GOZ entspre- chend GOZ 6020
GOÄ 34a Ausführliche Ernährungsberatung gemäß §6(1) GOZ entsprechend GOÄ 34, Dauer mindestens 20 Minuten
GOÄ 76 Individueller schriftlicher Plan, für jeden Patien- ten einzeln ausgestellt

Praxistipp: Wir rechnen die ausführliche Ernährungsberatung zur Ausschaltung zahnschädlicher Gewohnheiten mit der GOÄ-Nr. 3 ab. Hierbei handelt es sich beim Privatpatienten um eine eingehende, das gewöhnliche Maß übersteigende Beratung von mindestens zehn Minuten Dauer.

Fazit

Ernährungsberatungen haben in der Prophylaxe ihren Stellenwert und sollten in jedes professionelle Praxiskonzept integriert werden. Die Unterversorgung von Nährstoffen kann negative Auswirkungen auf die Immunabwehr sowie die Anfälligkeit für eine Vielzahl von Krankheitserregern haben und dadurch zu einem erhöhten Risiko für Infektionen, Komplikationen und Schweregrad der Erkrankung beitragen. Grundsätzlich empfehlen wir den Patienten eine abwechslungsreiche, ausgewogene, zucker- und säurearme Ernährung reich an wertvollen Mikro- nährstoffen und unterstützen sie bei der Umstellung.

Bei Verdacht auf eine Mangelernährung erwägen wir die Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln, Probiotika und die interdiziplinäre Zusammenarbeit mit den Hausärzten. So können wir in der Zahnarztpraxis unsere Patienten nicht nur im Zusammenhang mit der Kariesprävention, sondern auch in Bezug auf parodontale Erkrankungen, die Wirkung und Bedeutung einer gesunden Ernährung auf die orale und systemische Gesundheit erläutern und ihre Lebensqualität verbessern.

Recall Magazin