Ernährungslenkung in der Prophylaxe

Jeder Patient, der zu uns kommt, wird natürlich immer freundlich empfangen und auch in Corona-Zeiten mit einem Lächeln hinter der Maske begrüßt. Wir nehmen uns grundsätzlich ausreichend Zeit für die allgemeine und spezielle Anamnese. Dazu gehören neben Fragen nach dem Wohlbefinden auch die nach allgemeinen Erkrankungen, Stressfaktoren und natürlich auch zur Ernährung beziehungsweise zur Basis- und erweiterten Fluoridierung (Verwendung von  fluoridiertem Speisesalz, fluoridhaltigen Zahnpasten und Mundspüllösungen etc.).

Was man im Vorfeld abfragen kann, ist immer sehr hilfreich bei der anschließenden Inspektion der Mundhöhle. Hier stellen wir fest, ob Patienten Zahnhartgewebsdestruktionen in Form von Erosionen, Abrasionen, Karies, Attritionen, Demastikationen und Abfraktionen haben. Eine zunehmend wichtige Rolle bei unseren jungen Patienten spielt auch das Erkennen der Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH). Hierfür gibt es eine Klassifikation, den MIH-Treatment Need Index. Die Besonderheiten der Strukturen des Zahnschmelzes und des Dentins geben immer Rückschlüsse auf Ernährungsgewohnheiten und bilden so die Grundlage für den Aufbau einer individuellen Beratung und der daraus resultierenden Motivation des Patienten. „Man kann heute schon sehen, wo das Morgen alles hinführt…”

Leider ist die Ernährungsberatung nicht im BEMA implementiert, weshalb es auch schwierig ist eine umfassende Beratung durchzuführen. Jedoch wissen wir, wie ein Prophylaxekreis aufgebaut ist und man muss leider erkennen, dass für individuelle Beratung ohne privatärztliche Abrechnung oft nicht genügend Zeit zur Verfügung steht.

Unsere Patienten werden zunehmend älter und laut Fünfter Deutscher Mundgesundheitsstudie haben sie länger ihre eigenen Zähne. Das stellt uns vor große Herausforderungen, da diese Patientengruppe zum großen Teil auch Medikamente einnimmt, welche den Speichelfuss stark beeinflussen (Stephankurve) und wir alle wissen, was verminderter Speichelfluss für einen Effekt in der Mundhöhle hat. Aber auch Lifestyle-Produkte, wie diverse Limonaden und andere stark säurehaltige Getränke und Convenience-Produkte, führen gerade bei den jüngeren Patienten immer mehr zu Erosionen. Nach Schätzungen liegen bei etwa einem Drittel der westlichen Bevölkerung Zahnerosionen vor. Dazu kommt, dass Zahnerosionen an Milchzähnen das Risiko der Entstehung erosiver Läsionen am bleibenden Zahn (Ganss et al 2001a) signifikant erhöhen.

Insgesamt bleibt die Frage, wie wir die Prophylaxe so aufbauen können, dass wir unsere Patienten stärker an uns binden? Dabei ist die Vorstellung, dass wir bei der Professionellen Zahnreinigung nur Zähne putzen nicht mehr zeitgemäß. Uns als Fachpersonal fällt daher eine große Schlüsselrolle zu. Wir müssen über gute kommunikative Fähigkeiten, aber auch therapeutisches Wissen verfügen und einen großen Anspruch an unsere Arbeit haben, welches uns in die Lage versetzt umfassend und zusammenhängend zu arbeiten.

Wir sollten auch zu jedem Befund im Mund eine Überleitung zur Ernährung herstellen können und das auch tun! Der Patient bekommt dadurch das Gefühl optimal und individuell beraten worden zu sein und nimmt das meist dankend mit nach Hause. Außerdem stärkt es die Compliance und seine orale Kompetenz!

Weiterhin können im Ablauf einer Prophylaxesitzung auch andere Erkrankungen im Mund festgestellt und hergeleitet werden. Auch hier ist die Befundung und Aufnahme von Blutungs- und Plaqueindizes unerlässlich. Das Erkennen einer Parodontitis und das daraus resultierende Handeln ist wichtig für das Verständnis um eine Erkrankung, welche zunächst keine Beschwerden hervorruft. Hier spielt die Ernährung neben der richtigen Putztechnik, dem Anwenden von Interdentalraumbürstchen sowie additiv einer Mundspüllösung, eine wichtige Rolle.

Was passiert aber, wenn der Patient richtig putzt, jedoch den ganzen Tag schlecht isst!? Welchen Therapieerfolg werden wir haben? Ein weiterer Zusammenhang besteht auch zwischen Parodontitis und Diabetes. In unserer Praxis ist es uns ein wichtiges Anliegen genauer hinzuschauen. Ausgehend von einem möglichen Verdacht Prädiabetes bauen wir gerade ein Konzept zur interdisziplinären Zusammenarbeit aus. Nicht zu vergessen: Wir in der Zahnarztpraxis sehen jeden Patienten und es liegt in unserer Verantwortung mit einem breit aufgestellten Wissen immer „up to date“ zu sein.

Dazu gehört mindestens eine Ernährungslenkung und am besten auch eine Abfrage zu sportlichen Aktivitäten und allgemeinem Stress sowie eine Raucherintervention. Wir sollten unseren Patienten eine Anleitung für ein zahngesundes Leben geben und darüber hinaus auch mit unserem Wissen der Erhaltung der Gesundheit insgesamt dienen.

Wir in der Smile Health Praxis bieten unseren Patienten und natürlich auch unseren Kollegen*innen in unserem Instagram Channel regelmäßig Live-Streams zu verschiedenen Themen. Hier könnt ihr euch das gerne einmal anschauen: www.instagram.com/toothfairies_smilehealth/ Es sollte uns ein Vergnügen sein, zusammen mit unseren Patienten einen neuen gesünderen Weg zu beschreiten!

Recall Magazin