Männer? Unbedingt! – Dr. Rebecca Otto im Porträt: Kinderzahnärztin, Netzwerkerin und Stimme für Praxisteams

Sina Günter
Beata Luczkiewicz

Dr. Rebecca Otto ist Kinderzahnärztin, Unternehmerin und Mutter. Sie erklärt, warum sie ihr Praxisteam als Schlüssel zum Erfolg sieht. Erfahrt, wie echte Wertschätzung funktioniert.

Dr. Rebecca Otto.

„Ich brauche zu Hause einen Partner und keinen Gegner“, sagt sie lachend. Was scherzhaft klingt, ist zugleich ein klares Statement: Männer sind im zahnärztlichen Netzwerk wichtig – genauso wie Frauen. Für die Präsidentin von Dentista geht es um Miteinander. „Wir wollen Parität. Männer bringen wertvolle Perspektiven ein, und wir Frauen Themen, die sonst oft keiner auf dem Schirm hat.“

Drei Welten, ein roter Faden

Dr. Rebecca Otto ist vieles: Kinderzahnärztin, Präsidentin von Dentista, Co-Vorsitzende von Spitzenfrauengesundheit – und Mutter. Für sie sind das keine getrennten Sphären, sondern Facetten einer Haltung: Verantwortung übernehmen, Vorbild sein, Lösungen finden.
„Ich will zeigen, dass man ein Unternehmen führen, eine Familie haben und sich engagieren kann, ohne sich dabei aufzureiben“, sagt sie. In ihrer Praxis wie im Verband geht es um Führung und Unternehmertum – und um das Bewusstsein, dass keine Praxis ohne ein starkes Praxisteam funktioniert.

Vom Katzentisch an den Verhandlungstisch

Als Rebecca Otto vor über 15 Jahren ihre Praxis gründete, war die Standespolitik noch stark männlich geprägt. „Früher hat man über uns gesprochen, heute mit uns“, stellt sie fest. Dass die zahnärztliche Versorgung der Zukunft überwiegend von Frauen getragen wird, sei inzwischen allen klar. Jetzt gehe es darum, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Zahnärztinnen und ihre Teams motivieren und halten – echte Vereinbarkeit von Familie und Beruf statt oberflächlicher „Frauenfreundlichkeit“.

Teams, die bleiben

In ihrer reinen Kinderzahnarztpraxis arbeiten 20 Frauen – ein Team, das sie bewusst geformt hat. Fluktuation? Kaum. „Ich will keine Einzelkämpferinnen, sondern ein Team, das beruflich wie privat zusammenhält“, betont Otto. Das erfordere tägliche Arbeit, Fingerspitzengefühl und den Mut, sich auch externe Impulse zu holen. Das Ergebnis sind motivierte Mitarbeiterinnen, die bleiben – und Bewerbungen, die von selbst kommen.

Klare Kante in der Kinderzahnheilkunde

Rebecca Otto leitet die einzige reine Kinderzahnarztpraxis in Thüringen – in einem Bundesland, in dem der Zahnärztemangel immer spürbarer wird. Das heißt: Aufklären, vorbeugen, ehrlich sein. „Karies ist kein Schicksal. Kinder können nicht für sich sprechen – also tue ich es.“ Für ZFA in ihrem Team bedeutet das, nicht nur Behandlungen zu begleiten, sondern auch die Eltern aktiv in Sachen Mundgesundheit zu beraten.

Männer? Unbedingt!

Auch wenn Dentista ein Verband für Zahnärztinnen ist, spielen Männer für Rebecca Otto darin eine wichtige Rolle. Männer bringen wertvolle Perspektiven ein, genauso wie Frauen Themen einbringen, die sonst fehlen würden. „Es geht um Miteinander, nicht um Ausschluss.“

Gründen statt zögern

Trotz hoher Anforderungen rät Rebecca Otto zur eigenen Praxis. „Eine Ehe ist wirtschaftlich riskanter als eine Praxisgründung“, sagt sie pointiert. Die Insolvenzquote bei Praxen liege im Promillebereich. Selbstständigkeit bedeute Freiheit: das Team selbst wählen, die Materialien, den Arbeitsrhythmus. Und: „Wer eine eigene Praxis hat, kann auch mehr Einfluss darauf nehmen, wie ZFA arbeiten und sich entwickeln.“

ZFA: Schlüsselrolle in der Praxis

Digitalisierung und Kommunikation sind für sie die zentralen Kompetenzen moderner ZFA. „Meine ZFA ist die wichtigste Person an meiner Seite – egal ob männlich oder weiblich.“ In ihrer Praxis lernen jüngere und erfahrene Kolleginnen voneinander, unterstützt durch klare Prozesse und digitale Tools. Das Ziel: weniger Belastung, mehr Zeit für die Patienten – und ein Arbeitsumfeld, in dem man sich wohlfühlt.

Vision für 2035

In zehn Jahren möchte Rebecca Otto eine vielfältig besetzte Selbstverwaltung sehen – und eine starke weibliche Stimme in allen Gremien. Gleichzeitig will sie weiterhin selbst gestalten, ohne ihre Work-Life-Balance zu opfern. „Ich plane mir immer wieder Auszeiten für meine Familie ein, in denen ich nicht arbeite und ohne Laptop unterwegs bin. Solche Auszeiten bringen neue Ideen und Kraft, sagt sie, aber sie sind auch eine Form der Selbstfürsorge, die gerade bei Frauen oft zu kurz kommt.

Fazit:
Dr. Rebecca Otto steht für klare Worte, lösungsorientiertes Handeln und eine gute Portion Humor – ob in der Kinderzahnarztpraxis, im Berufsverband oder in der Standespolitik. Für ihre Mitarbeiterinnen ist sie eine Chefin, die ihre Arbeit wertschätzt, Entwicklung fördert und weiß, dass eine starke Praxis auf einem starken Team aufbaut.

Kontakt

Beata Luczkiewicz

Freie Journalistin
Beata ist Fachautor für das Recall-Magazin und spezialisiert auf Themen rund um Praxismanagement, Patientenkommunikation und effiziente Abläufe in Zahnarztpraxen.
Mit über 15 Jahren Erfahrung im Gesundheitsbereich liefert sie fundierte und praxisnahe Inhalte für Praxisteams.


Email: kontakt@beata-luczkiewicz.de

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