Das Angebot an Desinfektionsmitteln ist sehr vielfältig. Euch stehen viele verschiedene Produkte und Hersteller zur Auswahl. Folgende Kriterien müssen aber alle zur Verfügung stehenden Desinfektionsmittel erfüllen:
- DGHM-Liste gelistet
- VAH-Zertifizierung zur Flächendesinfektion
- HBV-/ HCV-/ HIV-Wirksamkeit (begrenzt viruzid)
- bei Verdacht auf Erkrankung an offener Tuberkulose sind tuberkulozide Desinfektionsverfahren anzuwenden.
Die in einer Praxis verwendeten Desinfektionsmittel müssen im sogenannten Hygieneplan aufgelistet sein. Dort ist genau zu entnehmen, wann, wie, wo, womit und wie oft ein Desinfektionsmittel angewendet werden muss, ebenso wie lange die Einwirkzeit beträgt.
Die verschiedenen Desinfektionsmittel unterscheiden sich in: Anwendungsform, Wirkungsform, Einwirkzeit und Inhaltsstoffen.
Anwendung:
Man unterscheidet in der Anwendung zwei Arten: zum einen die Wisch- und zum anderen die Sprühdesinfektion. Die Wischdesinfektion ist der Sprühdesinfektion vorzuziehen: Während bei der Sprühdesinfektion eine Aerosolbildung verursacht wird, werden bei der Wischdesinfektion die Flächen gleichmäßiger benetzt. In schwer zugänglichen Bereichen kann die Sprühdesinfektion vorzugsweise angewandt werden. Wichtig ist hier die persönliche Schutzausrüstung (Radius zwei Meter).
Zur Wischdesinfektion gibt es zwei Systeme zur Auswahl:
- Fertig getränkte Tücher (sogenannte Tuchspendesrysteme). Hier muss die Kompatibilität von Tüchern und Desinfektionsmittel sichergestellt sein sowie darauf geachtet werden, dass die Haltbarkeit der Gebrauchslösung nach dem Einfüllen begrenzt ist. Sie beträgt in der Regel 28 Tage (Herstellerangaben beachten).
- Einmaltücher, die mit dem Desinfektionsmittel getränkt werden.
Bei beiden Systemen ist darauf zu achten, dass auch die Behälter regelmäßig gereinigt und aufbereitet werden müssen. Genaue Anleitungen sind der Gebrauchsanweisung zu entnehmen oder müssen beim Hersteller angefordert werden.
Bevor man sich aber bei diesem großen Angebot verschiedener Produkte für eines entscheidet, sollte man mindestens zwei oder drei verschiedene Desinfektionsmittel ausprobieren. Unter Umständen reagieren einige Mitarbeiter empfindlich oder gar allergisch auf den ein oder anderen Inhaltsstoff oder die Qualität ist nicht zufriedenstellend.
In einer Praxis zu desinfizierende „Teile”:
- alle durch die Aerosolwolke möglicherweise kontaminierten Flächen (Radius zwei Meter)
- alle durch Kontakt möglicherweise kontaminierten Flächen Röntgeneinrichtungen: Intraorale Röntgenfilme sollen derart verpackt sein, dass sie nach der Entnahme aus der Mundhöhle einer Wischdesinfektion unterzogen werden können
- Schläuche und Kupplungen der Absauganlagen, Ablageflächen
- sichtbare Kontaminationen des Fußbodens (zum Beispiel Blut, Eiter) müssen umgehend mit einem mit Flächendesinfektionsmittel getränkten Zellstofftupfer aufgenommen werden; anschließend ist mit einem Tuch, das mit Desinfektionsmittel getränkt ist, nachgewischt werden
- nicht kontaminierte Fußbodenflächen außerhalb des klinisch genutzten Praxisbereiches: normale Reinigung
- Fußböden im Behandlungsbereich: Feuchtreinigung ohne Zusatz von Desinfektionsmitteln
- besonders bei Neuanschaffungen ist darauf zu achten, dass die Oberflächen abwaschbar und desinfektionsmittelbeständig sind (zum Beispiel Folientastaturen an den Behandlungseinheiten, Funktionssteuerung über Fußanlasser, abnehmbare Kupplungen der Absaugschläuche beziehungsweise abnehmbare Absaugschläuche und ähnliches)
- PC-Tastaturen im Behandlungszimmer sollten entweder desinfizier bar sein (zum Beispiel Glastastaturen, Silikon ummantelte Tastaturen) oder mit einer auszuwechselnden Haushaltsfolie abgedeckt werden
Am Ende eines Arbeitstages ist eine Flächendesinfektion aller Arbeitsflächen im Behandlungsbereich täglich vorzunehmen. Zur Erreichung eines wirkungsvollen Reinigungs- und Desinfektionsprozesses ist ein ausreichend geschultes und regelmäßig von neuem unterwiesenes Team zwingend erforderlich. Ihr selbst habt es in der Hand, diesen hohen Ansprüchen auch täglich gerecht zu werden.